Imágenes de páginas
PDF
EPUB

allerdings dazu zeigt, hat er diese Consequenz noch nicht gezogen. Die Selbstliebe, d. h. die Neigung sich zu behaupten, ist eben so berechtigt wie die, sich hinzugeben. In dieser Hinsicht waren Clarke und Wollaston eigentlich weiter gegangen, indem sie sich der Natur der Objecte zu unterwerfen vorgeschrieben hatten. Diesem Mangel nun wird abgeholfen werden dadurch, dass, wie Shaftesbury es gethan hatte, das Hervorgehn aus gewissen natürlichen Neigungen den Handlungen ihren Werth gibt, dass ferner, im Fall Neigungen mit einander streiten sollten, eben wie bei ihm, ein, nicht durch die Autonomie des Willens gesetztes, sondern natürliches Princip, zu entscheiden hat, endlich aber, dass diese Entscheidung so ausfällt, dass die Neigung als die siegende und eigentlich werthgebende erscheint, die nicht auf die Behauptung der Selbstständigkeit geht, sondern vielmehr auf die Unterordnung unter die Objecte des Handelns. Im Letzteren würde dann eine Uebereinstimmung mit Wollaston und Clarke sich eben so zeigen, wie im Ersteren mit Shaftesbury. Der Mann nun, welcher diesen postulirten Fortschritt gemacht, und den entscheidenden moralischen Sinn so sehr auf die Seite der resignirenden, wohlwollenden Nei

[ocr errors]
[ocr errors]

gung gestellt hat, dass er Beide fast identificirt,

ist

Hutcheson.

Francis Hutcheson 1) ist am 8. Aug. 1694 im nördlichen Irland geboren als der Sohn eines dissentirenden Predigers, zeigte früh neben guten Geistesgaben ein warmes Gefühl, und eine, sich selbst vergessende, Liebe, die schon in seiner Kindheit sich in vielen rührenden Zügen aussprach. Auf der Schule machte er die erste Bekanntschaft mit der Scholastischen Philosophie von deren gründlichem Studium seine Schriften zeugen. Nachher studirte, er Naturwissenschaften und Theologie in Glasgow, wohin er sich im Jahr 1710 begeben hatte. Die bekannte Schrift von Clarke, die ihn sehr interessirte, befriedigte ihn nicht, und veranlasste ihn sogar, an Clarke zu schreiben; es ist nicht bekannt, ob dieser antwortete. Nachdem er sechs Jahr in Glasgow zugebracht hatte, ging er nach Irland zurück. Er war im Begriff, Prediger in einer kleinen Dissentergemeinde zu werden, als einige Freunde ihn aufforderten, in Dublin eine Privatschule (academy) zu übernehmen. Er that es, und ward hier mit vielen bedeutenden Leuten bekannt, die viel Antheil an ihm nahmen. Hier kamen auch seine

1) Cf. A system of moral philosophy in three books written by the late Francis Hutcheson etc. published from the original manuscript by his son Fr. Hutcheson, M. D. Vol. I et II. 4. the preface p. I—XLVIII,

ersten Schriften 2) heraus. Im Jahre 1729 erhielt er den Ruf an die Universität Glasgow, und hier war es besonders die praktische Philosophie, mit der er sich beschäftigte, wobei er namentlich mehr auf die Beobachtung, als auf die métaphysische Betrachtung sich einliess, und die ganze natürliche Organisation des Willens ins Auge fasste. Dabei vernachlässigte er aber die übrigen Theile der Philosophie nicht, wie seine Synopsis Metaphysicae 3) zeigt, obgleich auch seine schriftstellerische Thätigkeit besonders der praktischen Philosophie zugewandt war, wie sowole kleineres Handbuch *), als auch das grössere Werk ) zeigt, welches erst nach seinem Tode herausgegeben wurde. In späterer Zeit ward ihm die Professur der Moralphilosophie in Edinburgh angeboten, aber zufrieden mit seiner Lage, lehnte er diesen Ruf ab, und blieb an der Universität, um welche er sich sowol durch

.2) An Inquiry into the original of our ideas of beauty and virtue etc. II ed. Lond. 1726. Treatise on the passions etc. ly ed. 1756. Deutsch: Abhandlung über die Natur und Beherrschung der Leidenschaften und Neigungen und über das moralische Gefühl insonderheit etc. Leipzig 1760. 8vo.

Eine Vertheidigung des 'Inquiry etc. gegen Briefe, die unter dem Namen Philaretus im Loudner Journal 1728 erschienen waren, findet sich ebendaselbst.

*) Synopsis Metaphysicae, Ontologiam et Pneumatologiam complectens. Ed. III. Glasguae 1749. kl. 8.

*) Philosophiae moralis institutio compendiaria, Ethices et Jurisprudentiae naturalis elementa continens. Lib. III. Rotterod. 1745. kl. 8vo.

5) s. Anm. 1.

seine philosophischen als philologischen Vorlesungen das Studium des Griechischen erweckte er erst wieder daselbst sehr verdient gemacht hat. Geliebt von allen, Schülern sowol als Lehrern, starb er im 53sten Jahre seines Alters, sechszehn Jahr nachdem er nach Glasgow gekommen war. —

Hutcheson bestimmt als das Ziel der Moralphilosophie die Richtung des Willens zu solchen Handlungen, welche die Glückseligkeit und Vollkommenheit des Menschen befördern, fügt aber sogleich hinzu, dass sie diese Anweisung nur zu geben habe, indem sie nicht etwa auf eine übernatürliche Offenbarung, sondern nur indem sie auf Beobachtun gen über die menschliche Natur, und auf Folgerungen daraus sich gründe. Der Complex von Regeln, welcher sich auf diesem Wege ergibt, ist das, was natürliches Gesetz (law of nature) genannt wird. Dem aufgestellten Begriffe gemäss wird also damit begonnen, einen Ueberblick zu gewinnen über die verschiednen Fähigkeiten und Vermögen des menschlichen Geistes, theoretische sowol als praktische. Alle Vermögen des Geistes lassen sich nämlich auf zwei Classen zurückführen, deren erstere Verstand genannt wird und alle Fähigkeiten des Erkennens unter sich befasst, während die zweite, oder der Wille, alle Formen des Begehrungsvermögens in sich schliesst. Was das theoretische Vermögen betrifft, so können wir dies übergehn, weil hier wenig Eigenthümliches enthalten ist, und der Ursprung der Ideen ziemlich in Locke's Weise erklärt wird. Wich

tiger dagegen ist die Untersuchung über das Begehrungsvermögen. Das Begehren des Menschen ist nämlich zweierlei Art, entweder ein solches, welches der Mensch mit den Thieren gemein hat, dies ist das sinnliche Begehren oder der blinde Trieb, er besteht darin, dass, ohne eine bestimmte Vorstellung, der Mensch zu irgend einem Genuss getrieben wird. Er hat das Eigenthümliche, dass er aus einem Gefühl des Mangels hervorgeht, welchen man los zu werden sucht, und daher erlischt er auch in der Befriedigung; sobald nämlich die unangenehme Empfindung aufgehört hat, ist auch der Trieb zu Ende. Diese natürlichen, heftigen, blinden Triebe werden von Hutcheson Leidenschaften genannt (passions). Von ihnen ist nun wesentlich unterschieden diejenige Art des Begehrens, welche einen ruhigen und vernünftigen Character hat, diese setzt die Vorstellung eines Ziels voraus, und wenn sie auch nicht Product einer Ueberlegung ist, vielmehr diese ihr meistens erst nachfolgt, so ist sie doch einmal darin von den Trieben unterschieden, dass hier die Vorstellung eines Gutes zu Grunde liegt, und dann dadurch, dass sie nicht nur in einem Gefühl des Unbehagens besteht. Diese Form des Begehrens wird nun vernünftiges Begehren, oder im eigentlichen Sinne Wille genannt, wobei noch der Unterschied gemacht wird zwischen dem ersten Wollen (der velleitas), welches der ganz bewussten Berathung vorhergeht, und dem wirklichen Wollen (der voluntas efficax), die ein Resultat derselben ist.

« AnteriorContinuar »