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Brown's Leben und Lehre.

Petrus Brown 1), geboren in Irland, machte sich zuerst bekannt durch eine Schrift 2) gegen Tolands berühmtes: Christianity not mysterious. Er ward erst Propst im Trinity College, später Bischof von Corck und Ross, und weil jene Schrift besonders zu seinem Glücke beigetragen hatte, pflegte Toland scherzend zu sagen, er habe ihn zum Bischof gemacht. Ausser einigen Schriften von keinem Interesse 3), sind es vornehmlich zwei, die hier zu nennen sind, nämlich seine Abhandlung über die Grenzen der menschlichen Erkenntniss *), und seine divine analogy), wie er sie kurz zu nennen pflegt. Beide hängen genau zusammen, und die zweite erscheint fast wie ein zweiter Theil der ersten. Die Bedeutung, welche seine Schriften erlangt haben, verdanken sie besonders dem, dass sie auf der

1) Vgl. Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottl. Jöchers allgemeinem Gelehrtenlexicon etc. v. Adelung. Leipz. 1784. 1r Bd. 4.

Ferner: The bibliographers manual of english literature by William Thomas Lowndes. Lond. 1834. 8vo Vol. 1,

2) Letter in answer to a book intitled: the Christianity not mysterious. Dublin 1697.

3) Of drinking in remembrance of the Dead. London 1715. 8vo. A discourse of drinking healths. London 1716. 8vo.

4) The procedure extent and limits of human understanding. The second edition. London printed for William Innys 1729. 8vo.

5) Things divine and supernatural conceived by analogy with things natural and human, by the author of the proc. ext und lim. of human underst. London printed for Will. Innys and Richard Manby 1733. 8vo.

Basis des Empirismus stehend, die Lockeschen Schriften bestreiten. In dieser Polemik erscheint Brown als der weiter Gegangene, und hat daher Recht. In der That ist bei ihm schon das ausgesprochen, was der spätere Fortbildner der Lockeschen Lehre, Condillac, zum Mittelpunkt seiner Lehre gemacht hat. Brown starb im Jahr 1635. Das Wesentliche seiner Lehre ist Folgendes:

Ausser den fünf Sinnen und der Fähigkeit des Räsonnements haben wir kein Mittel zu Erkenntnissen zu kommen. Von diesen beiden sind die eigentliche Quelle nur die ersteren, und der Grundsatz der Scholastiker: Nihil est in intellectu, quod non prius fuit in sensu, mit aller Strenge festzuhalten, da auch die allerabstractesten Wahrheiten ihren eigentlichen Grund in den Empfindungen haben, und von ihnen abhängen. Die Ideen nämlich, die ursprünglichen Bestandtheile aller unserer Erkenntniss, sind nichts, als Spuren äusserer Eindrücke, stammen daher nur aus den Sinnen. Die Annahme, dass wir Ideen durch die Sensation oder die Reflexion erhalten, ist ein Grundirrthum. Wir haben wohl ein Bewusstseyn, oder etwa auch eine Vorstellung oder Begriff von unsern eignen Thätigkeiten, aber durchaus keine Idee. Auch ist dieses Bewusstseyn von unserm Denken und Wollen nicht etwas eben so Ursprüngliches, wie unsere Ideen von den äussern Gegenständen; denn da wir nicht anders denken können, als wenn wir einen Gegenstand, eine Idee haben, so setzt das Denken, 11, I.

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Bewusstseyn von

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und also auch unser Bewusstseyn von unserm Denken, die Ideen und also die Sensation voraus. Ohne Sensation würden wir also nicht einmal das unserer eignen Existenz haben. Natürlich kann bei diesem Hervorheben der sinnlichen Erkenntniss, Brown noch weniger als Locke eine eigentliche Thätigkeit des Geistes beim Erkennen, oder gar ein a prioristisches Verfahren statuiren. Der Geist ist ihm, wie er ausdrücklich sagt, eine tabula rasa; weder hat er ursprünglich Ideen in sich, noch auch die Fähigkeit sie hervorzubringen, was eine Schöpferkraft des Geistes voraussetzte. Gegen die natürlichen Dinge verhält er sich nur passiv, erfahrend; eine wirkliche Erkenntniss der Dinge und der Art ihrer Wirkungen ist eine Unmöglichkeit. 1)

Natürlich erhalten nach dieser Ansicht die ver schiednen Weisen 'der Erkenntniss eine andere Stellung zu einander, als sie bei Locke gehabt hatten. Den höchsten Grad von Evidenz hat nach Brown die sinnliche Erkenntniss. Diese erzeugt die Zustimmung und lässt durchaus keinen Zweifel zu. Ja, alle Sätze, welche evident per se sind, sind es nur, je nachdem sie der sinnlichen Erkenntniss nahe stehn und sich unmittelbar aus ihr ergeben. Den zweiten Grad der Gewissheit hat die Erkenntniss, welche aus dem Bewusstseyn unsrer selbst hervorgeht. Den zweiten Grad, da wir nicht eher unser selbst bewusst seyn können, als wir empfinden; wir müssen daher Ideen von körperlichen Din

gen haben, um nur von unsrer eignen Existenz zu wissen. Diese Gewissheit ist also vor jener nicht möglich, ob sie gleich hinsichtlich der Stärke ihr nicht nachsteht. Diese beiden Weisen der ErkenntRiss nennt Brown unmittelbare, oder auch intuitive Erkenntniss. Zu diesen kommt nun eine dritte Weise. Sie besteht in einem vermittelten Erkennen, beruht auf Deduction und Folgerung und wird Rasonnement (reason) genannt. Dieses vermittelte Erkennen betrachtet er nun ausführlich und unterscheidet vier verschiedne Arten desselben. Erstlich das demonstrative Erkennen, dann die moralische Gewissheit, die der demonstrativen am nächsten kommt, obgleich hier die Zustimmung nicht erzwungen, sondern freiwillig gegeben, oder nur durch moralische Nothwendigkeit abgenöthigt wird. Die dritte Art der vermittelten Erkenntniss ist die Vermuthung oder das Glauben, das sich der moralischen Gewissheit annähert. Die letzte endlich ist die Ueberzeugung durch das Zeugniss Andrer. 2)

Wenn aber mit dieser Ansicht der Mensch mit seiner Erkenntniss ganz auf das Sinnliche beschränkt erscheint, so geht Brown dann dazu über, zu zeigen, wie er sich über diese engen Grenzen zu erheben vermag: Die immateriellen Wesen sind nicht wahrzunehmen, und eben deswegen haben wir durchaus keine Idee von ihnen. Die Behauptung (Locke's), dass wir vom Geiste eine eben so klare Idee haben, wie von dem Körper, ist ganz grundlos, und wider

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spricht der Vernunft, ja selbst dem gewöhnlichen Menschenverstande. Jene Behauptung wäre wahr, wenn man, eben wie man itzt einen Körper vor das Auge des Andern bringen kann, einen Geist sichtbar darstellen könnte. Alle die Beweise, welche man anführt, um jenen monstruosen Satz zu erhärbeweisen gar Nichts. Sie sagen, wir hätten von Denken und Wollen eine eben so klare Idee, wie von Ausdehnung und Solidität (s. Locke); gesetzt dies wäre wahr (was es nicht ist), so würden wir damit doch noch keine Idee vom Geiste haben. Denn Denken und Wollen sind Vorgänge, welche ohne materielle Organe, ohne körperliche Bewegungen u. s. w. nicht zu Stande kommen; Denken und Wollen sind also Thätigkeiten nur solcher geistigen Wesen, die zugleich materiell sind. Eine immaterielle Substanz, welche denkt, ist eine Contradictio in adjecto. Wir können keinen Act unseres Geistes anders fassen, als indem wir zugleich materielle Vorgänge mit setzen. (Daher auch die geistigen Vorgänge, mit Recht, mit Worten bezeichnet werden, die dem Sinnlichen entlehnt sind, wie z. B. begreifen, fassen u. s. w.). Weil wir vom Geistigen keine Idee haben, deswegen nennen wir es auch, nur negativ, das Nicht-Materielle. Würde nun jener berühmte Satz (Locke's) richtig seyn, dass, wo wir keine Ideen haben, auch Erkenntniss uns abgehe, und diese nur in der Wahrnehmung von Uebereinstimmung oder Widersreit von Ideen bestehe, so wäre freilich von einer Er

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