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nen Ideen eine wirkliche Verbindung von Dingen entspricht, und der nur verbalen Wahrheit, wo dies nicht Statt findet. Je mehr in einem solchen Satze die Zusammenstimmung der in ihm verbundnen Ideen sichtbar ist, desto grössere Evidenz hat diese Wahrheit, und Sätze, in welchen dieselbe sich unmittelbar zeigt, sind evident per se. Wo eine evidente Wahrheit sich zeigt, da muss der Verstand ihr beistimmen, und die Zustimmung (assent) ist deswegen nicht (wie die Cartesianer sagen) ein Act des Willens, ist nicht frei, sondern ganz determinirt. Es ist eine gewöhnliche Meinung, dass nur allgemeine Sätze per se evident seyen. Es soll nun nicht geleugnet werden, dass es allgemeine Sätze gibt, welche diese unmittelbare Evidenz haben, allein eben so gibt es auch particulare Sätze, die eben so evident sind. Ja diese letztern werden sogar früher erkannt als jene ersten, die von ihnen abhängig sind. Es ist nämlich ganz falsch, dass alle Erkenntnisse über die besondern Dinge aus. allgemeinen Sätzen abgeleitet sind und sich darauf gründen. Wenn man schon den allgemeinen Grundsätzen und Axiomen zu viel Ehre anthut, die doch noch wesentlichen Nutzen haben, obgleich freilich nicht den, den man ihnen gewöhnlich, zuschreibt, so gibt es dagegen Sätze anderer Art, welche man schon überschätzt, wenn man ihnen zugibt, dass sie überhaupt irgend eine wirkliche Erkenntniss geben, dies sind die Sätze, welche Locke als nichts. sagende (trifling propositions) bezeichnet. Hierzu II, I..

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rechnet er nicht nur die identischen Sätze, sondern namentlich diejenigen Urtheile, wo eine Theilvorstellung einer complexen Idee von dieser prädicirt wird, d. h. alle analytischen Urtheile. Durch den Satz: Ein Dreieck hat drei Seiten, ist nichts Neues gesagt, wohl aber durch den, der irgend eine Eigenschaft seiner Winkel angibt. Jenes ist nur eine verbale, keine instructive Wahrheit. (Es ist hier, wie man sieht, der Unterschied der,, erweiternden und erläuternden" Urtheile bereits zum Bewusstseyn gebracht). Würden wir unsere Zustimmung zu irgend einem Satze nur dort geben, wo er unmittelbar oder mittelbar evident ist, so würde es keine Ueberzeugung geben, als die durch intuitive Erkenntniss oder durch Räsonnement und Demonstration erlangt wäre. Dann aber wären wir hinsichtlich unserer Ueberzeugungen auf ein zu kleines Feld angewiesen. Es gibt eine Sphäre von Wahrheiten, welche zwar nicht vom Tageslichte der Evidenz beschienen sind, doch aber in dem Zwielicht der Wahrscheinlichkeit sich finden. Die Ueberzeugung, welche wir haben, indem wir dem Wahrscheinlichen unsere Zustimmung geben, ist kein Wissen, sondern ein Vermuthen und Meinen, es kommt uns bei unserem mangelhaften Wissen zu Hülfe. Hier ist die Zustimmung natürlicher Weise nicht so erzwungen, wie beim Wissen, aber auch nicht ganz willkührlich, da die grössere Wahrscheinlichkeit eine Macht über den Verstand hat. Von den drei Weisen der Ueberzeugung also, welche unterschieden wurden,

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ist die allerfesteste die intuitive Erkenntniss. Auf sie folgt die Erkenntniss durch Räsonnement oder Demonstration, die bereits vom Zweifel tangirt und deswegen nicht so unerschütterlich ist wie jene. Das Meinen oder das Urtheilen nach Wahrscheinlichkeit nimmt den untersten Platz ein. Auch der Glaube an eine Offenbarung hat nicht eine solche feste Leberzeugung, wie eine Vernunfterkenntniss oder auch eine sinnliche Erkenntniss Deswegen auch kein Satz als göttliche Offenbarung angenommen werden darf, der jenen widerspricht. Ueberhaupt muss bei dem Streite zwischen Glauben und Vernunft dies festgehalten werden, dass es ein dreifaches Verhältniss eines Satzes zur Vernunft gibt. Einige Sätze nämlich sind vernunftgemäss, das sind die, welche sich auf Risonnement und allendlich auf Sensation und Reflexion gründen, so z. B. der Satz, dass ein Gott existirt, welcher demonstrirt werden kann; andere reichen über die Vernunft hinaus, indem ihre Wahrheit und Wahrscheinlichkeit nicht aus jenen Principien abgeleitet werden kann, so z. B. der Satz, dass die Todten auferstehn werden; endlich wider vernünftig sind die Sätze, die unvereinbar sind mit unsern klaren und distincten Ideen, z. B. der, dass es mehr als einen Gott gebe. Zum Schluss seines Werks sucht Locke nun den ganzen Complex des Wissens auf ein System zu bringen, und damit eine Gliederung der Wissenschaft zu geben: die Wissenschaft ist einmal die Erkenntniss der Dinge, ihres We

sens, ihrer Eigenschaften; den Theil der Wissenschaft, der sich hiermit beschäftigt, nennt Locke pvoix oder natural philosophy, so aber, dass in dies Gebiet alle Dinge gehören, eben sowol die materiellen als die geistigen. Zweitens ist ihr Gegenstand die Anweisung, wie der Mensch handeln muss, und die Wissenschaft ist noαxx oder Ethik. Endlich der dritte Theil betrachtet die Zeichen für die Dinge, die Ideen und Worte, und kann daher σημειωτική oder auch λογική genannt werden. 18)

Von diesen einzelnen Zweigen der Wissenschaft hat Locke nun nicht alle gleichmässig bearbeitet. Von dem ersten Theile, der Physik, liegt ein kleiner Abriss vor: Elements of natural philosophy (in der angegebnen Ausgabe seiner Werke im 3ten Bande p. 279-304), worin eine Beschreibung des Universums, einige physicalische Ansichten über Luft, Atmosphäre, Meteore, Quellen, Flüsse, Meer, gegeben werden, worauf eine kurze Beschreibung der vegetabilischen und thierischen Wesen, eine etwas ausführlichere über die Sinne, endlich eine ganz kurze über den menschlichen Verstand folgt, die nichts Neues. enthält. Die Ethik hat Locke ganz unbearbeitet gelassen, denn die Schrift über die Erziehung (Works Vol. IX.) wird Niemand hierher rechnen wollen. Am Meisten, ja fast allein, ist der Gegenstand seiner Untersuchungen alles das gewesen, was er zur Logik rechnet. Nicht nur, dass sein Hauptwerk Untersuchungen nur dieser

Art enthält, sondern auch eine Abhandlung unter dem Titel: Of the conduct of understanding (Works Vol. III.) enthält damit Zusammenhängendes, 10dem nach manchen Wiederholungen dessen, was 10 dem Essay bereits erörtert worden, die Gründe auseinandergesetzt werden, welche besonders of Ithümer veranlassen, so wie die Mittel, ihnen ru entgehen.

§. 7.

Schlussbemerkung zum Lockeschen Standpunkt.

Durch das Einführen des Empirismus in die Philosophie hat Locke in allen den Punkten, welche der §. 1 hervorhob, den Realismus weiter geführt. Sein Unternehmen war zeitgemäss und national, Daher sein Unternehmen bei Allen sich Raum verschafft, die gleichzeitig mit ihm in England philosophiren, mögen sie nun nur Zeitgenossen, mögen sie Anhänger seiner Lehre, ja mögen sie gar Gegner derselben seyn. Bedeutend weiter geführt wird dieses Princip im theoretischen Gebiete itzt nicht. Newton's

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