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damit, nur Einige seiner nähern Betrachtung zu unterwerfen. Dasjenige Verhältniss nun, welches das grösseste Gebiet und die grösste Wichtigkeit hat, ist das Verhältniss der Ursache und Wirkung. Dieses Verhältniss wird fast mit denselben Worten wie früher der Begriff der Kraft abgeleitet. Es kann dies nicht befremden, da Locke bereits dort bemerkt hatte, Vermögen oder Kraft sey eigentlich ein Verhältnissbegriff. Indem nämlich der Verstand sieht, wie irgend Etwas, sey es eine Substanz, sey es eine Qualität, durch die Thätigkeit eines Andern zu existiren beginnt, gibt ihm diese Beobachtung die Idee der Ursache und der Wirkung. Nachdem nur ganz kurz die Verhältnisse der Zeit und des Raumes erwähnt sind, geht Locke dann über zu einem andern Verhältnissbegriff, den er sehr ausführlich behandelt, es ist der Begriff der Identität und Verschiedenheit: Wir kommen zu dieser Idee, indem wir einen Gegenstand, wie er itzt ist, vergleichen mit ihm selbst zu einer anderen Zeit. Dieser Begriff wird namentlich deswegen sehr ausführlich erörtert, weil gewisse Sätze, in denen sich Locke darüber ausgesprochen hatte, worin die Identität der Person bestehe, vom Dr. Stillingfleet als heterodox angegriffen waren. Locke will nämlich die Identität der Person nicht von der Identität des Körpers abhängig machen, sondern nur von der Einheit des Bewusstseyns. Den Schluss dieser Betrachtung macht er mit den moralischen Verhältnissen. Das Wesentliche ist, dass,,Ver

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hältniss" eine complexe Idee', und als solche nur ein Erzeugniss des Verstandes ist. 15)

§. 6.

Fortsetzung.

Bezeichnung der Ideen. Die Sprache. Verhältniss der Ideen zu den Objecten. Die Wahrheit und das Erkennen.

An vielen Punkten seiner Untersuchung war Locke, von den verschiedensten Seiten her, dazu gekommen, die Wichtigkeit der Sprache bei dem Bilden der Begriffe anzuerkennen. Theils geschieht dies dort, wo er (wie beim Substanzbegriff) einsieht, dass eine Gedankenbestimmung erst durch das Wort fixirt wird, theils klagt er an anderen Orten die Sprache an, dass sie manchen Irrthum, wenn auch nicht hervorbringe, so doch leicht mache. Bisher, wo nur die einzelnen Bestandtheile der Erkenntniss, die vereinzelten Gedankenbestimmungen betrachtet wurden, konnte eine Betrachtung der Sprache noch entbehrt werden. Itzt aber, wo Locke dazu übergehn will, den fertigen Gedanken zu betrachten und seine Wahrheit oder Unwahrheit zu prüfen, drängt sich ihm die Bemerkung auf, dass, da jede Wahrheit nach ihm ein Satz (proposition) ist, und also der Geist die Wahrheit nur erkennt, indem er setzt, d. h. eine Behauptung ausspricht, eine Untersuchung über das Sprechen unerlässlich sey. Es ist, als habe er den

Versuch machen wollen, ohne diese Untersuchung sein Ziel zu erreichen, denn die letzten Capitel des zweiten Buchs betrachten schon das Verhältniss der Ideen zu den Objecten. Hier wird aber so viel über das Wesen der Sprache vorausgesetzt, dass was wir daraus hervorzuheben haben, passender mit dem zusammengestellt wird, was er im vierten Buch abhandelt. Diesem geht nun die Untersuchung über die Worte voraus, welche den Inhalt des dritten Buches ausmacht. So scharfsinnig seine Zergliederung, und so verdienstlich sie ist, als erster Versuch in der neueren Zeit, eine Sprachphilosophie zu geben, so genügt es für unsern Zweck, nur diejenigen Sätze hervorzuheben, von denen Locke nachher die Anwendung macht auf seine Erkenntnisslehre. Der Zweck der Sprache, dass dadurch die Gedanken eines Menschen Eigenthum Aller werden, würde nur unvollkommen erreicht werden, wenn jedes einzelne Ding seinen Namen, sein Zeichen für sich hätte. Diesem Mangel ist abgeholfen dadurch, dass die Worte nicht sowol Namen einzelner Dinge, als vielmehr einzelner Begriffe sind. Daher ist die Sprache nur möglich dadurch, dass der Verstand des Menschen der Vergleichung fähig ist und der Abstraction; durch diese werden die Ideen, die ursprünglich Bilder der einzelnen Dinge waren, zu Repräsentanten einer ganzen Gattung; wird nun diese Idee durch ein Zeichen bestimmt, so ist dieses ein Name eines Allgemeinbegriffes, d. h. ein Wort. Die

Thiere, welche kein Abstractionsvermögen haben, haben eben deswegen auch keine Sprache. Mit dem grossen Vortheil, welchen die Sprache gewährt, dass nämlich die endlose Menge der Zeichen vermieden wird, hängt aber die Gefahr des Gebrauchs der Worte für die richtige Erkenntniss zusammen: die Worte bezeichnen Allgemeinbegriffe. Nun sind aber die Allgemeinbegriffe nicht Bilder von etwas Realem, denn was existirt sind nur die einzelnen Dinge, sondern es sind Zeichen für complexe Ideen, die nur Product unseres Denkens sind. So bezeichnen daher die Worte: Gattung, Art, Wesen u. s. w. nicht etwas Wirkliches, sondern eigentlich nur ein Verhältniss der Dinge zu unserm Verstande. Hält man dies nicht fest, und sieht man, was die allgemeinen Namen, oder Worte, bezeichnen, als etwas Reales an, so kommt man dazu, gewisse allgemeine Wesenheiten zu fingiren, nach welchen die Natur die einzelnen Dinge verwirkliche, und welche uns bekannt seyen. Weder gibt es solche, noch könnten wir sie, wenn es solche gäbe, erkennen. Da die Worte also nicht sowol dazu da sind, das reale Wesen der Dinge zu bezeichnen, sondern nur, dem Andern seine Ideen möglichst leicht und schnell mitzutheilen, so wird die Hauptaufgabe beim Sprechen seyn, in dem Andern wirklich dieselbe Idee zu erwecken, die man mit einem Worte bezeichnet. Bei denjenigen Ideen, die wir durch unsre eigne Thätigkeit hervorbringen, den zusammengesetzten (den

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