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gleich berechtigt (oder unberechtigt), deswegen konnten nicht jene vor diesen einen Vorzug haben oder umgekehrt, sondern das Denken, das Attribut jener, schloss die Ausdehnung, die diesen zukam, aus; Jedes war die Negation des Andern. Soll darum die materielle Seite vor der geistigen das Uebergewicht bekommen, so ist nothwendig, dass das Materielle nicht mehr als nur Ausgedehntes, oder das Geistige nicht mehr als nicht Ausgedehntes gefasst werde. Vielmehr müssen sie jetzt eine solche Fassung bekommen, dass bereits die Andeutung auf das Ziel des Realismus gesetzt ist, dass nämlich das Geistige unter dem Materiellen befasst sey. Den Begriff des Materiellen so zu fassen, dass ihm das Geistige, oder des Geistigen so, dass es dem Materiellen untergeordnet werden könne, ist besonders das Geschäft der Mystiker gewesen, da ausser Hirnhaim, der auch aus andern Gründen den Mystikern beigezählt werden kann, die Skeptiker sich mit Untersuchungen über das Wesen der Materie, so wie über die Attribute des Geistes, wenig zu schaffen gemacht haben. Jene veränderte Fassung besteht nun einmal darin, dass die Ausdehnung nicht mehr als Attribut nur des Materiellen genommen wird, sondern sie alles Existirende be

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fasst, so dass Ausdehnung Existenz. Dies war von More ausgesprochen. Damit begreift das Ausgedehnte auch die geistigen Substanzen unter sich, denen mit den materiellen dies gemeinsam ist, in drei Dimensionen ausgedehnt zu sein, sie unterscheiden sich von ihnen nur dadurch, dass sie eine vierte Dimension haben, also nur eine andere Art ausgedehnter Substanzen sind. (Ganz analog hat, wie später gezeigt werden wird, Leibnitz, vom entgegengesetzten, idealistischen, Interesse ausgehend, die materiellen Wesen unter die geistigen befasst, indem er die ersteren nur eine andere Art der vorstellenden seyn liess.) Hatten die geistigen Wesen aufgehört, nicht-Ausgedehnte zu seyn, so war damit jene nothwendige Veränderung eingetreten. Diese konnte aber andrerseits so eintreten, dass man es aufgab, das Materielle als nur ausgedehnt zu fassen, dass man ihm Attribute zuschrieb, die es dem Geistigen annäherten, und dadurch seinen Sieg über das Geistige näher brachte. So enthält nach Hirnhaim die Materie die ideas seminales in sich, so ist nach Cudworth die Materie nicht nur ein extended bulk, sondern ein plastic nature, plastic life, und das Denken ist ihm nur eine Art des Lebens. Eben so endlich behauptet More neben

den mechanischen Gesetzen, die er vom Descartes aufnahm, ein vitales Princip in der Materie; kurz der Begriff des Materiellen ist jetzt ein concreterer als bis dahin, in seiner früheren Abstraction war es nicht möglich, ihm einen Vorzug vor dem Geistigen zu geben. Ganz abstract aber war es genommen, so lange in Weise des Cartesianismus die Materie nur betrachtet war in wiefern sie auch Gegenstand der Mathematik seyn konnte, und das Physicalische dabei vernachlässigt wurde. Dieses Abstrahiren war bei Descartes so weit gegangen, dass er ausdrücklich alle andern, physicalischen, Eigenschaften nicht als der Materie wesentlich gelten liess. Jetzt dagegen zeigt sich von allen Seiten das Bestreben, ausser der Ausdehnung noch andere Qualitäten als der Materie essential anzusehen, ein Bestreben, welches, aus später anzugebenden Gründen, auch bei der idealistischen Richtung eines Leibnitz sich zeigt.

3. Wenn das Wesen der materiellen Dinge concreter gefasst, und eben damit ihnen eine grössere Dignität als bisher gegeben war, so bekommen sie jetzt zu dem grössern objectiven Werth auch in subjectiver Hinsicht ein grösseres Ansehn. Obgleich die Bestimmung des Cartesianismus gewesen

im Geiste zugeschrieben, die sie früher nicht hatten. Descartes hatte sie gleichsam nur gezwungen gelten lassen, bei ihm hatte der Geist, wenn er sie gelten liess, doch den Trost, er sei für sich selber das Gewisseste, und die Gewissheit der sinnlichen Dinge hänge von der Gewissheit seiner selbst ab. Jetzt aber wird ihnen an und für sich Gewissheit zugeschrieben, ja eine Gewissheit, die sich mit der Selbstgewissheit des Geistes messen kann, wenn sie nicht gar dieselbe übertrifft. Bei Poiret kommt den körperlichen Dingen eine eben so gewisse Existenz zu, wie das sich erkennende Ich sich selber zuschreibt. Bei den Skeptikern, welche, wie es in der Weise des Skepticismus überhaupt liegt, vorzugsweise sich mit der Frage nach der Gewissheit und Festigkeit der Erkenntniss beschäftigen, gestaltet sich dies noch anders. Bayle bestreitet die Selbstgewissheit des Ich, und polemisirt gegen die Axiome der Vernunft mehr, als gegen die Existenz der sinnlichen Dinge. Le Vayer erklärt ausdrücklich, die sinnliche Erkenntniss habe doch noch mehr Sicherheit als die durch Vernunftschlüsse, und dem Huet ist entschieden das Wesen des Verstandes viel unbegreiflicher noch, als das Wesen der Dinge.

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