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Bei der Bildung derselben verhält sich der Verstand ganz anders als dort, wo er auf die einfachen Ideen sich bezieht. Dieser letzteren kann er nicht mehr und nicht minder besitzen, als ihm zugebracht worden sind. Hier dagegen übt er eine willkührliche Thätigkeit, er kann aus den ihm gegebenen Ideen solche sich bilden, die ihm nicht von Aussen auf dem Wege der Erfahrung gekommen sind, theils indem er mehrere einfache Ideen nur zusammensetzt, theils indem er sie, ohne sie gerade zu vereinigen, in eine gewisse Beziehung setzt, theils indem er sie aus der Verbindung losmacht, in welcher sie sich mit andern einfachen Ideen finden. Natürlich ist dadurch die Zahl der complexen Ideen unendlich gross, indess können sie doch füglich auf drei Klassen zurückgeführt werden, es sind nämlich die Ideen von Modis, von Substanzen, von Verhältnissen. 12)

I. Zuerst wird die Idee des Modus betrachtet. Unter Modis versteht Locke solche zusammengesetzte Ideen, welche immer etwas bezeich→ nen, was man sich nur als an einem Substrat, gleichsam als dem Träger des Modus, vorkommend denken kann. Diese Idee entspricht also ungefähr dem, was man wohl sonst Accidens, Bestimmung genannt hat. Betrachten wir die Modi näher, so müssen zwei Arten unterschieden werden. Nämlich es kann die Idee eines Modus dadurch entstehn, dass nur eine einzige einfache Idee das Material derselben bildet (so z. B. entsteht der Begriff einer

Zahl aus der einen Idee der Einheit), diese Modi werden einfache oder reine Modi genannt, oder aber es sind, um eine solche Idee zu bilden, verschiedenartige Ideen nöthig, dies gibt uns den gemischten Modus (Ein solcher ist z. B. die Idee Schönheit, worin die verschiednen Ideen einer gewissen Form oder Farbe, und des Wohlgefallens im Beschauer vereinigt sind). Es können natürlich der letzteren unendlich viele gedacht werden; dies ist der Grund, warum von Locke ausführlich nur die einfachen Modi behandelt werden. Es sind diese nur Modificationen dessen, was bereits unter dem Namen der einfachen Ideen bekannt worden. Dies ist festzuhalten, damit es nicht befremdet, wenn bei Locke hier Wiederholungen vorkommen. Ganz können sie nicht fehlen, indess kann nicht geleugnet werden, dass sie hier öfter erscheinen, als nothwendig. Locke selbst entschuldigt sich darüber. Trotz der grossen Ausführlichkeit aber, ist hier die Ausführung nicht gleich vollständig bei allen, sondern einige werden kaum genannt, während diejenigen Modi, welche ihm als die wichtigsten erscheinen, sehr genau analysirt werden. Da es die Uebersicht seiner Untersuchung stört, dass er nicht bei der Betrachtung der Modi ganz denselben Gang befolgt, wie bei den einfachen Ideen, und also zuerst die Modi betrachtet, welche zu ihren einfachen Elementen die aus einem Sinn stammenden Ideen haben, dann die, deren primäre Bestandtheile ihren Ursprung in mehrern Sinnen

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zugleich haben, u. s. W., so werden wir hier, ohne den Sinn seiner Darstellung zu entstellen, die Reihenfolge seiner Bemerkungen etwas umstellen.

a) Die einfachen Ideen, welche nur aus einem Sinne stammten, waren Töne, Farben u. s. w.; die Modificationen dieser Ideen geben einfache Modi, welche Locke nicht weiter betrachtet, sondern nur angibt; so ist jedes Wort ein modificirter Ton, also ein Modus der Idee Ton; so geben die verschiednen Farben die Möglichkeit von Modis dieser Idee; wenn diese verschiednen Modi nur verschiedne Grade angeben, so haben sie gewöhnlich nicht einmal besondere Namen.

6) Viel wichtiger sind die Modi, deren Elemente solche Ideen sind, die ihren Ursprung in mehr als einem Sinne haben. Eine solche Idee war die des Raumes oder der Ausdehnung, die durch Tast- und Gesichtssinn erworben ward. Die Modi des Raumes geben uns für die Erkenntniss sehr wichtige Ideen. Betrachten wir den Raum, wie er zwischen zwei Dingen sich findet, nur nach einer seiner Dimensionen, der Länge, so gibt uns dies den Begriff der Entfernung; die Entfernung wird mit einer andern verglichen, und durch diese gemessen, das Längenmaas ist selbst wieder ein einfacher Modus des Raumes. Durch endlose Wiederholung gleich viel welches Längenmaasses kommen wir zur Idee der Unermesslichkeit; durch ein mehrfaches Nehmen der Idee der Länge (Linie) kommen wir zum Begriff der Fläche, endlich zum Begriff

der Figur. Eben so ist Ort ein einfacher Modus des Raumes, entstanden, indem wir die Idee der Entfernungen eines Punktes von anderen combi

niren.

e) Sehr scharfsinnig stellt dann Locke, wo er von dem Raum- zum Zeitbegriff übergeht, den letz teren nicht in die Reihe derjenigen Modi, deren einfache Elemente aus der Empfindung stammende Ideen sind, sondern lässt ihn seinen ersten Ursprung vielmehr in der Reflexion haben. Aehnlich ist wohl nachher oft die Zeit als die Form des innern Sinnes bezeichnet worden. Sobald wir nämlich auf uns selbst reflectiren, so finden wir, dass gewisse Ideen in uns nicht zugleich sich finden, sondern nach einander hervortreten. Die Reflexion auf diesen Vorgang gibt uns die Idee der Succession. Die Entfernung zwischen zwei aufeinander folgenden Ideen (gleichsam die Linie zwischen beiden) ist das, was wir mit dem Worte Dauer bezeichnen. Wo deswegen keine sich folgenden Ideen, wie beim traumlosen Schlaf, da ist auch keine Idee von Dauer. Die Succession der Ideen in uns wird nun das Maass für jede andere Succession oder Dauer. Durch das Messen nun der, uns und den Dingen gemeinschaftlichen, Dauer, entstehn uns gewisse Abschnitte, Perioden, und die in Perioden getheilte Dauer ist das, was wir eine Zeit nennen, die sich also zur Dauer so verhält, wie der Ort zum Raume. Endlich, indem wir hier von einer bestimmten Periode absehn, kommen wir

Wie

zum Begriff der Zeit überhaupt. Ehe regelmässige Abschnitte der Dauer gegeben sind, ist deswegen keine Zeit. - Wie Ausdehnung nur durch Ausdehnung, so kann Dauer nur durch Dauer gemessen werden. Wenn daher die Himmelskörper durch ihre Bewegung das Zeitmaass abgeben, so ist das eigentliche Mass der Dauer nicht ihre Bewegung, sondern die Dauer ihrer Bewegung. Die allendliche Einheit aber, wonach wir messen, ob ein Zeittheilchen einem andern gleich ist, ist nur die Zahl der in uns sich folgenden Ideen, so dass die Zeit kurz ist, in welcher nur wenige Ideen sich folgen können, und umgekehr durch die endlose Wiederholung des Maasses der Ausdehnung der Verstand zur Idee der Unermesslichkeit kommt, so durch die Wiederholung des Zeitmaasses zum Begriffe der Ewigkeit. Hier war die Reflexion nur auf die Form der innern Vorgänge gerichtet, die Reflexion auf sie selbst und auf ihren Inhalt gibt diejenigen einfachen Modi, welche Locke als die Modi des Denkens bezeichnet; es hatte sich nämlich als die erste einfache Idee der Reflexion das ergeben, was Locke das Denken oder den Verstand nannte; die verschiednen Modificationen desselben geben dann wieder neue, complexe, Ideen; eine solche bezeichnet nun Locke mit dem Worte Wahrnehmung (perception); sie ist der erste Modus des Denkens. Unter Wahrnehmen ist derjenige Zustand des Verstandes zu verstehn, wo er sich rein passiv verhält,

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