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gen derselben. Nur sind wir, weil wir die Bewegung oder Configuration nicht wahrnehmen, wodurch der Körper in uns die Idee von Gelb oder Blau hervorbringt, nicht im Stande, beide als voa einander Verschiedenes zu fassen, und daber geneigt, unsere Idee für das Bild einer wirklichen Beschaffenheit des Gegenstandes zu halten. Dagegen wenn wir die Sonne sehen, und, wie das Wachs die Farbe und Gestalt ändert, so sind uns hier zwei Gegenstände gegeben, die wir mit einander vergleichen können. Thun wir dies, so finden wir in der Sonne durchaus nicht, was wir am Wachs wahrnehmen, ein Wechseln der Farbe, oder der Consistenz, wohl aber etwas Andres, nämlich Licht. Es fällt uns deswegen hier nicht ein, eine Mittheilung von Eigenschaften zu finden, sondern wir sehn darin nur eine Wirkung. Eigentlich aber verhält sichs bei den secundären Qualitäten nicht anders, und will man deswegen das zweite und dritte von einander unterscheiden, so kann man dort von unmittelbar wahrnehmbaren, hier von mittelbar wahrnehmbaren Qualitäten sprechen. 9)

Nachdem so der Begriff der einfachen Ideen aufgestellt ist, ist überzugehn zu der Aufstellung derjenigen Ideen, welche Locke als die einfachsten bezeichnet. Zwar macht diese Darstellung bei ihm nicht den Anspruch, vollkommen erschöpfend zu seyn, indess gibt er doch zu verstehn, dass er sie für ziemlich vollständig halte, und sagt, es sey, dass alle übrigen Ideen auf so wenige als auf ihre

Elemente zurückgeführt würden, eben so wenig zu verwundern, als dass sämmtliche Worte nur Combinationen von vier und zwanzig Buchstaben seyen. Nach den beiden oben angegebenen Wegen, auf welchen dem Verstande die Ideen kommen, wird es einmal solche geben, die nur aus der Empfindung stammen, ferner solche, die ihren Ursprung nur in der Reflexion haben, endlich solche, welche durch das Zusammenwirken beider entstehn. Da aber die Empfindung sich in mehrere specifisch verschiedene trennt (die Sinne), so werden die ersteren wieder unter verschiedene Rubriken gestellt, und es ergeben sich dem Locke viererlei einfache Ideen, nämlich erstlich solche, welche dem Verstande kommen durch einen einzigen Sinn, zweitens, die ihm durch mehrere Sinne zugeführt werden, drittens die er durch die Reflexion erhält, viertens womit ihn die Empfindung versieht, wie sie mit Reflexion verbunden ist. 10).

a) Zuerst diejenigen einfachen Ideen betreffend, die ihren Ursprung in einem Sinn allein haben, so gehören hierher die Ideen der Farben, der Töne, der verschiednen, Gerüche und des verschiednen Geschmacks, denen wir nur zugänglich sind durch gewisse, für diese bestimmten Empfindungen ausschliesslich empfängliche Organe. Diese Ideen lehren uns alle nur die secundären Eigenschaften der Körper kennen. Bei weitem wichtiger aber als sie ist eine Idee, welche uns gleichfalls nur durch einen Sinn, den Tastsinn nämlich, kommt, und

welche das Bild einer primären Qualität im Körper ist, und dies ist die Idee der Solidität oder der Undurchdringlichkeit, d. h. derjenigen primären Qualität eines Körpers, wodurch er die Annäherung eines andern verhindert. Diese Idee ist von der eines Körpers nicht zu trennen, und kann andrerseits als die Eigenschaft nur eines Materiellen gedacht werden. Was sie eigentlich ist, kann nicht gesagt, sondern nur empfunden werden, weil, wie sich später zeigen wird, die einfachen Ideen überhaupt nicht definirt werden können. Nun sucht Locke auf negative Weise diesen Begriff deutlicher zu machen, indem er ihn vergleicht mit einer andern Eigenschaft des Körpers: die Solidität macht das eigentliche Wesen des Körpers aus, und nicht, wie Einige meinen, die Ausdehnung. Diese, oder die Räumlichkeit, ist etwas ganz Anderes, obgleich dem Körper Solidität nur zukommt, indem er einen Raum einnimmt. Daraus aber, dass die Solidität nicht bestehn kann ohne räumliche Ausdehnung, folgt gar nicht, dass beide dasselbe sind. Solidität ist, wie wir gesehn haben, nicht denkbar ohne Körper, aber ein Raum ohne Körper ist sehr wohl denkbar. Ja selbst die, welche bezweifeln, dass es einen leeren Raum gebe, zeigen schon, indem sie nach der Realität eines leeren Raumes fragen, dass sie Raum und Körper für ein Verschiednes halten, da sonst ihre Frage eigentlich hiesse, ob es einen Raum ohne Raum, oder Körperlichkeit ohne Körper gebe?

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b) Aus mehreren Sinnen zugleich stammen uns die Ideen Ausdehnung oder Raum, Bewegung, deren wir uns vermittelst des Tast- und Gesichtsinnes zugleich bewusst werden. Neben der Idee der Solidität ist die Idee der Bewegung für die Erkenntniss der materiellen Dinge die wichtigste. Jene hat jedoch vor dieser den Vorrang, indem nur vermittelst ihrer Solidität die Körper sich ihre Bewegung mittheilen können; Solidität aber und die Fähigkeit, bewegt zu werden, betrachtet Locke fortwährend als die hauptsächlichsten Eigenschaften der Körper.

c) Indem der Geist auf seine eignen Zustände und Thätigkeiten reflectirt, gewahrt er dieselben, und es entstehen ihm die Bilder seiner eignen Zustände, dies sind die einfachen Ideen, die aus der Reflexion stammen. Die beiden Ideen, welche uns durch diese Reflexion kommen, sind die Idee des Vorstellens oder Denkens und des Wollens, das, wovon diese Ideen die Bilder sind, ist das, was Vermögen oder Fähigkeit genannt wird, und so kommen wir denn zu den Ideen des Denkoder Vorstellungsvermögens oder Verstandes, und des Willensvermögens oder Willens.

d) Gehn wir endlich zu denjenigen einfachen Ideen über, welche ihren Ursprung in der Empfindung und Reflexion haben, so sind dies die Ideen von Lust und Unlust, so wie noch viele andere Begriffe, z. B. Kraft, Einheit u. s. w. Hierher gehören denn auch alle diejenigen Fälle,

wo wir meinen, mit blossen Empfindungen zu thun zu haben, in der That aber sich bereits die Reflexion mit hineingemischt hat.

· Dies wären nun die wesentlichsten einfachen Ideen, eine genauere Betrachtung derselben zeigt, dass alle aus der Empfindung oder Reflexion stammen, so dass diese beiden als die einzigen Fenster anzusehn sind, durch welche in den an sich dunklen Raum des Verstandes das Licht der Ideen hineinfällt. 11)

§. 5.

Fortsetzung.

Die verschiednen Combinationen der einfachen Ideen.

Die einfachen Ideen waren das erste Material aller Erkenntniss, welches der Verstand erhielt, indem er sich erfahrend, d. h. rein passiv verhielt. Locke bleibt nun aber nicht dabei stehn, sondern geht dazu über, zu zeigen, wie der Verstand nun das ihm dargebotne Material weiter verarbeitet. Waren, nach dem von Locke gebrauchten Bilde, die einfachen Ideen die Buchstaben der Erkenntniss, so geht er jetzt weiter fort, um zu zeigen, wie daraus die Silben und Worte durch verschiedne Combination entstehn. Dies gibt den Begriff der complexen Ideen, unter denen nichts Andres verstanden ist, als die neuen Ideen, welche durch die Verbindung der einfachen Ideen entstehen.

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