Imágenes de páginas
PDF
EPUB

unlösbar zu machen. Die Theologie hat die Wissenschaft nicht gefördert, wohl aber in ihren Fortschritten gehemmt. Aber nicht nur, dass diese Idee keinen Nutzen hat, sie ist in sich selber voll von Widersinnigkeiten. Die Religion verlangt von dem Menschen, dass er fest überzeugt sey von dem, was ihm absolut unmöglich ist zu begreifen, ja die Theologie behauptet, dass es ihm nach seiner Natur stets unbegreiflich bleiben müsse. Deswegen findet sich in dem Gottesbegriff diese Menge von negativen Attributen, durch welche man die Gottheit möglichst von allen andern Wesen unterscheiden will; alle metaphysischen Eigenschaften Gottes sind nur Negationen solcher Attribute, welche den Menschen zukommen. Auf der andern Seite fühlte man wieder, dass ein Wesen so unbestimmter Art nicht fähig seyn werde, das Interesse des Menschen zu fixiren, und so entstand das Bedürfniss, ihm solche Eigenschaften zuzuschreiben, wodurch es dem Menschen näher gerückt würde, Eigenschaften die einen positiven Inhalt hätten. Deswegen fing itzt die Theologie an, ganz im Widerspruche mit ihrem ersten Vorfahren, wodurch sie die Gottheit so weit vom Menschen entfernt hatte, ihr menschliche Eigenschaften zuzuschreiben und sie so zu anthropomorphosiren; dies geschieht in den moralischen Eigenschaften Gottes. So sehen wir die Theologie in steten Widersprüchen sich bewegen und Unvereinbares zugleich von der Gottheit aussagen. Das wahre System, das System der Natur, ist natürlich

von solchen Fictionen frei, es ist atheistisch. Eine solche Lehre aber bedarf einerseits einer Bildung, andrerseits eines Muthes, wie sie nicht das Eigenthum Aller, ja nicht einmal Vieler ist; in dieser Hinsicht ist diese Lehre nicht für Alle, da bei den Meisten sich diese Chimären im Gehirne fixirt haben. Versteht man unter einem Atheisten Einen, der nur todte Materie annimmt, oder bezeichnet man die bewegende Kraft in der Natur mit dem Namen Gott, so gibt es allerdings keinen Atheisten, oder wer es seyn wollte, wäre ein Thor. Allein wenn man unter einem Atheisten den versteht, welcher das Daseyn eines geistigen Wesens leugnet, d. h. eines Wesens dessen ihm angedichtete Eigenschaften den Menschen nur beunruhigen können, so gibt es allerdings Atheisten und es würde ihrer noch viel mehrere geben, wenn eine richtige Naturerkenntniss und die gesunde Vernunft mehr verbreitet wären. Ist der Atheismus aber Wahrheit, so muss er auch verbreitet werden. Zwar gibt es Viele, die sich von dem Joch der Religion befreit haben, doch aber meinen, sie sey für das Volk nothwendig, um, dieses in Schranken zu halten. Dies heisst nichts Anderes, als Jemandem Gift geben wollen, damit er seine Kräfte nicht missbrauche. Jeder Deismus führt nothwendig bald zum Aberglauben, weil es nicht möglich ist auf dem Standpunkt des reinen Deismus stehn zu bleiben. Gibt man nur das Daseyn eines Gottes zu, so muss man bald mehr zugeben. 4)

!

[ocr errors]

Wie dieser letzte Satz zu verstehn ist, sieht man wenn man erkennt, wie das System der Natur mit der Annahme eines göttlichen Wesens andere Dogmen, die ihm als eben so widersinnig erscheinen, in Verbindung bringt:

[ocr errors]

Der Gottheit sind moralische Eigenschaften zugeschrieben. Mit diesen scheint nun das daseyende Uebel nicht bestehen zu können. Um die Gottheit zu rechtfertigen, erfindet man das unsinnige Dogma von der menschlichen Freiheit. Der Mensch ist von den andern Wesen der Natur nicht unterschieden; wie sie, ist er ein Glied in der Kette des nothwendigen Zusammenhanges, was in ihm geschieht ist ein Werk der Trägheit, der Attraction und Repulsion; kurz er ist ein blindes Werkzeug in den Händen der Nothwendigkeit. Würde irgend einem Dinge die Fähigkeit gegeben werden, sich selber zu bewegen, d. h. eine Bewegung hervorzubringen, die nicht durch andere Ursachen hervorgebracht wäre, so müsste folgerichtig zugegeben werden, dass dieses Wesen die Gewalt babe, die Bewegung im Universum aufzuheben, da dieses eine endlose Reihe stets weiter sich fortpflanzender Bewegungen ist. In dieser Reihe folgt Alles unveränderlichen Gesetzen, welche aufgehoben wären, sobald man eine wirklich willkührliche Bewegung annähme. Daraus folgt aber nicht, dass Alles dem Zufall unterworfen wäre. Im Gegentheil, das Wort Zufall, das wir nur dort anwenden, wo der Zusammenhang uns unbekannt ist,

[ocr errors]

ist eben so ein nichtssagendes Wort, wie das Wort Gott. Es gibt keinen Zufall sondern nur Nothwendigkeit. Statt dass also aus dem System der Natur folgte, was man ihm vorgeworfen hat, dass da die ganze Ilias z. B. nur ein Werk des Zufalls sey, muss man vielmehr sagen dass ein Kopf, ganz so organisirt wie der Homers, nothwendiger Weise die Ilias hervorbringen müsste, weil gleiche Ursachen stets gleiche Wirkungen haben. Was daher geschieht, kann nicht anders geschehn als es geschieht, und in der Reihe des Naturzusammenhanges kann keine unabhängige Thätigkeit angenommen werden. 5)

Ein zweites Dogma, welches man erfand, um die Gerechtigkeit Gottes in Uebereinstimmung zu bringen mit dem Uebel, welches der Mensch erfährt, ein Dogma eben so unbegründet wie das von der Existenz Gottes, ist das von der Unsterblichkeit der Seele. Wie lange wird es noch dauern, dass der Mensch nicht erkennt, dass ihm nur ein ephemeres Daseyn zukommt, dass er eben so wenig wie irgend ein andres Wesen darauf Anspruch machen kann, zu dauern, zu bestehn? Die Annahme dass die Seele nach der Zerstörung des Körpers bestehe ist unsinnig, denn sie sagt eigentlich nichts Anderes als dass eine Modification noch bestehen werde nachdem das Substrat derselben "verschwunden ist. Man wird freilich sagen, dass die Erhaltung der Seele nach dem Tode ein Werk der göttlichen Allmacht sey. Dies aber heisst nur eine

Absurdität durch eine widersinnige Hypothese begründen. Es gibt keine andre Unsterblichkeit als die im Gedächtniss der Nachwelt, diese verlangen und nach ihr sich sehnen, war immer das Kennzeichen grosser Seelen. 6)

Nachdem nun so das System der Natur wie es sich andern Ansichten gegenüber geltend zu machen sucht, dargestellt ist, ist überzugehn zu den praktischen Folgerungen, welche aus jenen Lehren gezogen werden. Diese praktischen Folgerungen sind hier um so mehr zu betrachten, als jenes System ausdrücklich immer die Nützlichkeit einer Lehre als das höchste, ja alleinige, Kriterium ihrer Wahrheit ansieht. Wie nämlich kein Irrthum nützlich, so kann auch keine Wahrheit eigentlich schädlich seyn. Nützlich seyn ist nun nichts andres als zum Glücke, schädlich seyn zum Unglücke, beitragen, unter Glück aber ist nichts andres zu verstehn als continuirliche Lust. Legen wir aber diesen Maassstab an die verschiednen Ansichten, so haben die Ideen der Theologen von je her dazu beigetragen den Menschen in seinem Genuss zu stören und ihm seine Ruhe zu rauben; sie sind also schädlich. Ja wenn ein Menschenfeind sich ein Mittel erdenken wollte, die Menschen recht zu quälen, würde wohl eines diesen Zweck besser erreichen, als wenn er ihnen den Glauben beibrächte an ein unbegreifliches Wesen, das durch Strafen schreckt, u. s. w. Derjenige dagegen welcher diese unangenehmen Gedanken den Menschen nähme, müsste als ihr grösster

[graphic]
« AnteriorContinuar »