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andre nicht, so wird die Seele über die letzteren schnell hinweggehn, dadurch rücken die Ideen, bei welchen sie sich länger aufhält, näher an einander, und die Seele gewöhnt sich daran, diese mit einander zu verbinden. Vermittelst dieser Association der Ideen erlangt nun die Seele die Fertigkeit Ideen hervorzurufen, mit Hülfe andrer Ideen, diese Fähigkeit ist die Einbildungskraft (imagination), schon der Sprache nach mit Bild oder Idee (image) zusammenhängend. Durch die Einbildungskraft nun, und also eigentlich durch die Association der Ideen, ist es möglich zu abstrahiren, d. h. eine Idee, die mit einer andern verbunden erscheint, sich als selbstständig vorzustellen. Auch das Abstrahiren hat daher zu seiner eigentlichen Quelle die Empfindung, und ein Sinn reicht hin, abstracte Ideen zu bilden. Diese sind nichts Andres, als gewisse Klassen, wor unter ähnliche Ideen und Empfindungen subsumirt werden; sie sind weder ganz willkührlich gebildet, noch sind sie angeboren, sondern die Aehnlichkeit und der Zusammenhang der Ideen lässt sie entstehen. Allein die abstracten Ideen, welche die Statue bilden wird, so lange sie nur einen der vier Sinne oder alle vier hat, werden sich auf einen gewissen Kreis beschränken. Alle Empfindungen dieser Sinne betreffen nur Modificationen der Seele, also wird sie sich die Ideen von Klassen nur von Modificationen bilden können, und so kommt sie vermittelst jener Sinne zu den abstracten Ideen des Angenehmen überhaupt und des Unangenehmen über

haupt. Endlich kommt sie, dadurch, dass immer sio selbst es ist, welche diese oder jene Empfindung hat, durch Vergleichung dieser, so wie durch Vergleichung des Angenehmen und Unangenehmen, zu der Vorstellung ihres eignen Ichs oder ihrer Persönlichkeit. Ein Sinn also reicht hin, der Seele alle die Ideen zu geben, die ihr durch alle vier kommen; was von einem gilt, gilt von jedem derselben. 4)

Von allen übrigen Empfindungen sind aber die Tast-Empfindungen wesentlich verschieden, und deshalb muss dieser Sinn besonders betrachtet werden. Das Eigenthümliche dieses Sinnes nämlich, oder der Perception der Solidität, ist, dass während in den übrigen Sinnen die Seele eigentlich nur sich in irgend einer Modification empfindet, hier das Ausschliessen zweier Dinge wahrgenommen wird, also eine Modification noch eines anderen Dinges als des Empfindenden. Dieser Sinn also lässt die Seele aus sich heraustreten, und andere Gegenstände als Gegenstände entdecken. Nun ist aber das Percipiren als Perception eines Gegenständlichen Idee, daher haben nur die Empfindungen des Tastsinnes das Eigenthümliche, dass sie während sie Empfindungen, zugleich Ideen sind. Jenes sind sie, weil die Seele sich modificirt weiss, dieses, weil zugleich sie ein Gegenständliches als Gegenständliches weiss. Erst durch den Tastsinn lernen die andern Sinne gleichfalls sich auf ihre Empfindungen als auf Gegenständliches beziehn, nur weil wir den

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Tastsinn haben, erscheint uns die Farbe als Eigenschaft des Objects, der Geruch als Qualität eines Gegenstandes u. s. w., während ohne ihn wir daran nur Modificationen unsrer selbst hätten. Aus dieser verschiednen Natur des Tastsinnes ergibt sich mun aber auch, wie die verschiednen geistigen Functionen sich itzt verändern werden. Die Statue hatte bisher Aufmerksamkeit gezeigt, und auch die Empfindungen verglichen; itzt wird sie aufmerksam seyn auf Gegenständliches als solches, und wird also auch ihre Vergleichung diesen Character haben, dass sie verschiedne Gegenstände in verschiednen Verhältnissen betrachtet, dies nennen wir Reflexion, und itzt erst wird also die Statue Reflexion haben. (Früher hatte Condillac die Reflexion fast ganz gleichbedeutend mit der Aufmerksamkeit genommen, später tadelt er dies als einen ungenauen Ausdruck). Alle früheren Ideen, die die Seele hatte, werden itzt bleiben, aber theils modificirt werden, theils einen Zuwachs erhalten. Es hat itzt die Statue eine Menge von Empfindungen, welche sie als Bilder von Gegenständlichem anerkennt; das was solche Empfindungen erweckt, wird Qualität, Eigenschaft des Gegenstandes genannt, also wird sie itzt die Idee von einer Vielheit von Eigenschaften haben. Indem sie nun diese zugleich empfindet, entsteht durch eine Art von Fiction die Idee eines ihnen zu Grunde liegenden Substrats, und dies gibt den Begriff der Substanz. Eigentlich ist eine sogenannte Substanz, z. B. ein Körper, nichts als das Aggregat von vie

um

len Eigenschaften; wir geben diesen Namen, damit die Vereinigung der Qualitäten anzudeuten, sonst hat jenes Wort keinen andern Sinn. Ausser dieser abstracten Idee, werden itzt noch andere gedacht werden, die auch früher nicht vorkommen konnten. Auf die andern Sinne beschränkt, konnte die Statue keine anderen Abstractionen machen als von ihren eignen Zuständen, daher waren die Idee des Angenehmen und Unangenehmen die einzigen abstracten Ideen, welche sie hatte. Itzt aber ist sie gewöhnt, ihre Empfindungen für Qualitäten der Dinge anzusehen, wenn sie nun die Gruppen, in welchen ihr die Qualitäten erscheinen, trennt, so entstehen ihr abstracte Ideen ohne Zahl, indem jede Qualität wieder den Stoff für eine abgibt. Itzt endlich wo Empfindungen vorkommen, welche zugleich Ideen sind, tritt ein Unterschied zwischen den Ideen selbst hervor, welcher früher nicht Statt fand. Bis dahin nämlich waren die Ideen nur Spuren gewesener Eindrücke, diese nennt Condillac intellectuelle Ideen, itzt aber haben wir auch Ideen gegenwärtiger Eindrücke, diese nennt er sinnliche Ideen. Die letztern stellen uns die Objecte vor, die gegenwärtig auf unsere Sinne einwirken, die ersteren solche, deren Einwirkung bereits verschwunden ist, sie verhalten sich zu einander wie Gedächtniss und -sinnliche Empfindung. Gäbe es keinen Tastsinn, so würde es also nur intellectuelle Ideen geben. Dieser Unterschied nun zwischen den Ideen, der nicht geleugnet werden kann, lässt durch

Missverständniss seiner selbst das Vorurtheil, dass einige angeboren seyen, entstehen. Endlich, indem itzt die Statue sich gegenüber Objecte anerkennt, wird auch die Vorstellung vom Ich selbst eine andre; sie vergleicht itzt ihr Ich mit ihren Empfindungen, mit ihren körperlichen Organen, sie unterscheidet es von ihnen, während früher das Ich mit diesen Modificationen zusammenfiel. Freilich weiter als bis dahin, dass alle Empfindungen ihm angehören, geht ihre Erkenntniss ihres Ichs nicht. 5)

Nachdem der Ursprung der Ideen so abgeleitet worden, geht Condillac über zu der Verknüpfung derselben, worin seine Erkenntnisstheorie enthalten ist. Denn auch ihm kommen Erkenntnisse, eben wie bei Locke, nur zu Stande durch Beziehung von Ideen. Je nachdem diese eine verschiedne ist, je nachdem ist auch die Gewissheit oder Evidenz der erkannten Wahrheit eine verschiedene. Er unterscheidet nun eine dreifache Gewissheit; thatsächliche Gewissheit (évidence de fait) haben wir, wo wir durch eigne Beobachtung uns von einer Thatsache überzeugt haben, unmittelbare Gewissheit (évidence de sentiment) haben wir von unseren eignen Zuständen, endlich die Gewissheit des Räsonnements (évidence de raison) ist die dritte Weise derselben. Diese gründet sich nun auf gar Nichts als auf das Verhältniss der Identität, ein richtiges Räsonnement besteht nur daria, dass man irgend einen Satz, durch Substitution ihm gleich geltender, auf einen identischen Satz zurück

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