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hatte, hatte er selbst gefühlt, dass dadurch der Anschein entstehen könne, als bringe der Geist seine Ideen hervor. Er hatte deswegen darauf aufmerksam gemacht, dass auch in der Reflexion der Geist sich wie ein Spiegel verhalte, der die Objecte (hier also die eignen Thätigkeiten) nur aufnimmt. Aber wenn nun auch das Aufnehmen ein passives Verhalten ist, so ist dagegen doch das Object eine Thätigkeit des Geistes, und mag auch Locke versichern, er verstehe unter Thätigkeiten überhaupt Zustände, so sind doch unter diesen auch thätige Zustände, und sobald man die Reflexion als zweite, selbstständige Quelle der Ideen ansieht, kann man diese nicht los werden. Dies scheint P. Brown gefühlt zu haben, er weist deswegen nach, dass, da doch die Thätigkeit der Seele sich nur zeige, indem sie aus der Sensation stammenden Stoff verarbeite, sie und also auch die auf sie gerichtete Reflexion die Empfindung zu ihrer Voraussetzung habe, so dass also eigentlich nur die letztere wirklicher Urquell sey. Allein damit ist doch auch die Reflexion noch nicht ganz in Empfindung aufgegangen, sondern bleibt wenn auch secundäre, doch noch Quelle, ganz zu geschweigen, dass bei Brown das analogische Verfahren ein ganz selbstthätiges ist. Wenn

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also Brown auch weiter geht als Locke, so ist doch die Inconsequenz nicht ganz verschwunden.

2. Noch mehr aber hatte Locke die Selbstthätigkeit des Geistes anerkannt, indem er alle complexen Ideen aus der beliebigen Composition der einfachen entstehen lässt. Dies ist am meisten sichtbar bei den Verhältnissen; ausser dem Verhältniss der Substanzialität hängt es ganz vom Belieben ab, zwischen je zwei Ideen eine Relation zu setzen. Jede solche Beziehung aber gibt eine complexe Idee, Hier hat nun schon Hume die Selbstthätigkeit und Unabhängigkeit des Geistes beschränkt. Wenn er auf der einen Seite die Causalität (und also auch \ die Substanzialität, vgl. §. 10) aus der Reihe der übrigen Verhältnisse nicht ausnahm, so lässt er auch andrerseits den Geist dazu determinirt werden, Verhältnisse anzunehmen, und hier ist die, freilich nicht weiter ausgeführte, Lehre von den Ideenassociationen von Wichtigkeit. Die, nicht beliebige, sondern auf gewisse Gesetze zurückzuführende Association der Ideen gibt dem Geiste die Verhältnissbegriffe, die freilich nichts Objectives, sondern ein Subjectives sind, eben so wenig aber vom blossen Belieben abhängen. Diese unwillkührliche Association der Ideen bildet nun bei Condillac einen sehr wesentlichen

Punkt und er spricht es ausdrücklich aus, dass dies ein Vorzug sey, den sein System vor dem Locke's habe.

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3. Der dritte Punkt, welchen der § angibt, worin Locke der Consequenz seiner Ansicht nicht nachgegeben habe, ist die absolute Trennung von Verstand und Willen, nach welcher nur, jener passiv, dieser dagegen wirkliche Activität ist. Dem letztern Gebiet hatte Locke sogar das Beistimmen - wenn auch nicht ganz, wie die Cartesianer, doch theilweis vindicirt. Dies hatte schon Clarke zu verbessern gesucht, indem er die Zustimmung zu einem bloss passiven Zustand machte, ganz eben so wie das Empfinden; war aber damit der Spontaneität des Geistes ein grosses Gebiet entrissen, so blieb ihr dagegen das übrig gebliebne um so sichrer, und Spontaneität und Activität wurden ganz und gar identificirt. Es war daher natürlich, dass Clarke ein heftigerer Gegner des Materialismus war, als Locke selbst. Soll auf der von Locke betretenen Balın wirklich fortgeschritten werden, so muss dieser Gegensatz verschwinden; er ist der, auf welchen der Geist fortwährend sich stützt, wenn ihm die Zumuthung gemacht wird, sich selbst in die Reihe der äusseren Dinge stellen, und höchstens als eine fei

nere Substanz vor den anderen gröberen auszeich+ nen zu lassen. Zu diesem Ziel aber, als seinem Extrem, strebt ja der Realismus hin. Es liegt aber in der Natur der Sache, dass eine Philosophie, welche diesen Unterschied ganz negirt, und das Wollen und Denken in ein blosses sinnliches Empfinden verwandelt, den Character der Oberflächlichkeit hat. Nicht nur deswegen, weil sie einem Extrem nahe steht, welches nach seinem Begriff den Uebergang in die Unphilosophie macht (vgl. Th. I. Abth. I. p. 124), sondern auch deswegen, weil es überhaupt das Wesen der Oberflächlichkeit ist, die Unterschiede zu verwischen.

Condillac.

Etienne Bonnöt de Condillac ), später Abbé von Mureaux, war zu Grenoble im Jahr 1715 geboren. In seiner Jugend mit Rousseau, Diderot, Duclos bekannt und befreundet, hat er an allen geistigen Bewegungen jener Zeit Theil genommen; sein sittlicher Ernst, so wie seine Achtung vor der Religion hat ihn aber vor einer engen Verbindung mit den sogenannten Philosophen jener Zeit bewahrt. Durch Voltaire besonders war man in Frankreich auf Locke aufmerksam geworden, Condillac aber

1) Cf. Biographie universelle.

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verschaffte dem Empirismus erst seine sichere Basis. Sein erstes Werk 2) steht noch ganz auf demselben Standpunkt mit Locke, es geht wie dieser davon aus, dass Empfindung und Reflexion die Quellen aller unserer Erkenntniss sind, nur hebt es die Lehre über die Association der Ideen mehr hervor, als Locke gethan hatte, und eben so auch die Untersuchung über die Sprache. Auf dieses Werk folgte eine Kritik der möglichen philosophischen Systeme 3), in welcher namentlich Malebranche, Leibnitz und Spinoza einer ausführlichen Beurtheilung unterworfen werden, und als einzig richtiger Weg in der Philosophie, die Erfahrung und Beobachtung angegeben wird. In diese Zeit fällt nun auch eine wesentliche Veränderung seiner Ansicht. Diese ist grossentheils durch das Studium der Berkeleyschen Schriften, ganz besonders aber, wie Condillac selbst bekennt, durch den Umgang mit einer geistreichen Dame, der Dile Ferrand, hervorgebracht worden. In Folge dieser Veränderung polemisirt er in seinem Hauptwerk *) gegen Vieles, was er in seinem ersten Werke gesagt hatte. Es wurde ihm vorgeworfen, dass dieses Werk den äusseren Gang (die Fiction einer Bildsäule, welcher nach einander die einzelnen Sinne gegeben werden) von Diderot entlehnt habe (Lettres sur les aveugles etc.),

2) Essais sur l'origine des connaissances humaines, 1746. 2 Vol. 12.

3) Traité des systémes, 1749. 2 Vol. 12.

*) Traité des sensations, 1754. 2 Vol. 12.

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