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morphismus, der darin liegt.

In seinen Gesprä

chen über die natürliche Religion, die erst nach seinem Tode herauskamen, sucht er das teleologische Argument dadurch zu erschüttern, dass er zeigt, die Welt sey gar nicht ein Ganzes, sondern es sey nur unser willkührliches Denken, das die Vielheit der Dinge in Eins zusammenfasse. An eine Vergleichung mit einem menschlichen Kunstwerk könne eben so wenig und noch weniger gedacht werden, als an die mit einem lebendigen Organismus. Auch an anderen Orten spottet er über Shaftesbury, der sich habe hinreissen lassen, die Welt als ein (beseeltes), nach einem Zweck strebendes, Ganze anzusehn. Die Summe seiner Ansicht hinsichtlich der einzelnen Gebiete des Wissens spricht Hume so aus, dass jedes Werk, welches nicht Grösse und Zahl demonstrativ, oder Thatsachen auf experimentalem Wege behandle, den Flammen geopfert werden müsse, da es nur Sophistereien enthalten könne. 5)

Bei dieser Gliederung der Wissenschaft scheint die Moralphilosophie ganz auszufallen; in der That trennt sie auch Hume von den andern Gebieten des Wissens, indem er behauptet, das Moralische sey nicht sowol Gegenstand des Verstandes, als eines Gefühls oder Geschmacks, wie auch das Schöne gefühlt, und nicht begriffen werde. Eine Moralphilosophie wird daher nichts andres seyn können, als eine Darstellung oder Beschreibung dieses Geschmacks, so dass also nicht sowol die moralischen Pflichten

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u. s. f. der Gegenstand sind, sondern nur der moralische Sinn. Er beginnt dann dieses Geschäft mit einem kritischen Blick auf zwei sich entgegengesetzte Ansichten, von denen die eine (Malebranche, Clarke u. a.) behauptet, dass in der Moral die letzte Entscheidung von der Vernunft und dem Räsonnement, die andere (die Alten und unter den Neuern zuerst Shaftesbury), dass sie von einem Gefühl abhänge. Er selbst entscheidet sich dafür, dass zwar ein, Allen angeborner Sinn, oder ein solches Gefühl das Werthbestimmende Urtheil fälle, dass aber dabei das Räsonnement nicht ganz unnütz sey. Vielmehr verhalte sichs, wie bei der Beurtheilung des Schönen, wo vorhergehendes Räsonnement u. dgl. den Sinn der Beurtheilung gebe. (Also ganz ähnlich wie Shaftesbury, wenn er von dem moralischen Geschmack spricht). Wie diese beiden Factoren nach ihm sich verhalten, erhellt daraus, wie er die moralische Billigung und Missbilligung ableitet: Wie die Vernunft als ein ruhiges, unpartheiisches (cool) Vermögen nicht zur Handlung bringt, sondern das Gefühl der Lust oder des Schmerzes, so liegt auch der Quell der Werthbestimmungen in dem Gefühl des Angenehmen und Unangenehmen. Das Laster bringt in dem Betrachtenden eine unangenehme, die Tugend eine angenehme moralische Empfindung hervor. Es muss nun auf bloss beobachtendem Wege gesucht werden, welche Handlungen den moralischen Sinn beleidigen, welche ihm angenehm sind.` Die Beobachtung zeigt nun, dass das Nützliche

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moralisches Wohlgefallen erregt, und zwar dasjenige Nützliche, welches die allgemeine Wohlfahrt befördert. Das Wohlgefallen daran ist nicht etwa Product nur unserer Selbstliebe, sondern alles, was das Wohl des Allgemeinen befördert, ist unmittelbar Gegenstand der moralischen Billigung. Der allgemeine Nutzen ist daher das Princip der Gerechtigkeit, wie jeder andern Tugend, und je mehr etwas als dem Allgemeinen nützlich erscheint, um so mehr wird es als verdienstlich angesehn. Und hiemit ist denn auch der Antheil angegeben, welchen das Räsonnement und welchen das Gefühl bei den Werthbestimmungen der Handlungen hat. Das Nützliche ist verdienstlich, d. h. das was zu einem Zwecke dient, nur die Vernunft aber kann uns lehren, was die Folge einer Handlung ist. Wenn aber die Folge oder der Zweck uns ganz gleichgültig wäre, so würden wir auch die zweckmässige Handlung nicht. mit moralischer Billigung oder Missbilligung betrachten. Es muss daher ein Gefühl hinzukommen, welches einen bestimmten Zweck uns als den Hauptzweck ansehn lässt, und dies Gefühl ist das Gefühl des Wohlwollens oder der Menschlichkeit. Vermittelst des Räsonnements also erkennen wir, vermittelst des Wohlwollens billigen wir, was für das Allgemeine nützlich und wohlthätig ist. 6). — Im Ganzen also, sieht man, steht Hume in seiner Moralphilosophie ziemlich auf demselben Standpunkte mit Hutcheson.

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§. 12.

Entwicklung des Lockeschen Princips durch Condillac.

Locke hatte, indem er zwei Quellen der Ideen annahm, die Empfindung und die Reflexion, indem er die complexen Ideen zu einem Product der blossen Spontaneität mach- / te, endlich, indem er von dem (passiven) Verstande den Willen trennte, in dessen grosses Gebiet zum Theil sogar die Zustimmung zu der erkannten Wahrheit fiel, der Activität des Geistes mehr eingeräumt, als der consequente Realismus darf. Andeutungen, dass in allen diesen Punkten weiter gegangen werden müsse, waren bereits von Philosophen gegeben, die auf Locke's Standpunkt standen. Es war noch übrig, damit Ernst zu machen und zu zeigen, erstlich dass die Reflexion nicht als eine zweite Quelle der Ideen angesehn werden könne, weil sie nicht nur die Empfindung voraussetze, sondern weil sie nur diese sey, zweitens dass das Combiniren

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der Ideen nicht ein freier Act des Geistes sey, sondern er dazu determinirt werde, endlich dass auch das Wollen eben so wie der Verstand nichts Andres sey als ein (passives) Empfinden. Die Aufgabe wird also seyn, alle geistigen Vorgänge nur als modificirte Empfindungen anzusehn. Gleichzeitig mit Hume, in vielen Punkten mit ihm übereinstimmend, aber ganz unabhängig von ihm, sucht Condillac diese Aufgabe zu lösen, ein Mann, der, nicht consequent genug, die Materialität der Seele zu behaupten, dennoch der Vater des Materialismus geworden ist, nicht consequent genug, alle Selbstthätigkeit derselben zu leugnen, dennoch für diejenigen den Anhaltspunkt gegeben hat, welche sie ganz mechanisch determinirt seyn lassen, endlich nicht frivol genug, die Gottheit zu leugnen, doch von denen, die es thaten, als der grösste Metaphysiker gepriesen worden ist.

1. Indem Locke neben der Empfindung auch die Reflexion als eine Quelle der Ideen angegeben

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