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unter dem Namen interestedness, self-love befasst werden) natürliche genannt, indem sie mit den geselligen zusammen der dritten Art der Neigungen entgegengestellt werden, nämlich den unnatural, die weder auf das Wohl des Ganzen, noch auf das eigne gehen. 1)

Aus dem verschiednen Character der WillensDeterminationen leitet Shaftesbury den für sein Moralsystem so wichtigen Gegensatz dessen ab, was er als Gut und als Uebel bezeichnet. Die natürlichen Bestimmtheiten, die wir in uns finden, sind nämlich Freude oder Schmerz, Verlangen oder Widerwillen. Diese stehen in einem solchen Gegensatz zu einander, dass, was anwesend Freude, abwesend Schmerz verursacht, und umgekehrt. Ein solches nun, welches durch seine Gegenwart nothwendig in dem Geiste Unruhe und Widerwillen erregt, heisst ein Uebel; im Gegensatz dagegen ist das, welches durch seine Abwesenheit Unruhe und Trauer erregt, ein Gut, das endlich, welches weder durch seine Anwesenheit, noch durch seine Abwesenheit Schmerz erregt, ist gleichgültig. Bei dieser Begriffsbestimmung ist also der subjectiven Ansicht und Meinung ein weiter Spielraum gelassen; ein Uebel ist für das Subject, was es für ein Uebel hält, und umgekehrt. Um dieses Schwankende zu vermeiden, fügt Shaftesbury noch eine andere Bestimmung hinzu: Jedes Wesen hat in seiner ganzen Natur eine gewisse Bestimmung; alles nun, was in seinem Begehren und in seinen Neigungen der Art

ist, dass, wenn es realisirt wird, es seiner Bestim mang widerspricht, ist ihm nicht gut, sondern ein Uebel für dasselbe. Wenn nun beides so zusam¬ mentrifft, dass, was ihm als ein Gut erscheint, auch wirklich für das Wesen gat ist, dann nennen wir es ein reales Gut, oder ein wirklich Nützliches, Wäre die Behauptung richtig - sie ist es aber nicht, dass nur das Interesse die Welt regiert, so würde auch die andere richtig seyn, die man so oft hört, dass nur die Lust ein Gut sey. Dieser Satz ist ohne nähere Bestimmung gar nicht zu verstehn, geschweige denn zuzugeben. Nimmt man nämlich das Wort Lust in dem Sinne, wie man es wohl braucht, wenn man sagt: ich habe Lust dazu, so ist jener Satz eine Tautologie, weil sichs von selbst versteht, dass nur ein Willensobject ein Gut seyn kann; er ist ferner deswegen nichtssagend, weil dann Alles, sofern es gewollt werden kann, ein Gut genannt werden könnte. Es muss daher eine nähere Bestimmung hinzukommen, welche sagt, welche Lust ein Gut ist, oder was dasselbe heisst, wozu wir Lust haben sollen. Diese nähere Be stimmung wird die eigentliche Definition des Gates enthalten, und nicht nur der allgemeine Gattungsbegriff der Lust. Eine solche nähere Bestimmung ist um so mehr nöthig, als Manche auch die Ge. nüsse des Geistes und die Befriedigung der Vernunft mit dem Worte Lust zu bezeichnen pflegen, und dann, nachdem sie dadurch das Wort Lust zu Ehren gebracht haben, wieder zu dem gewöhn

lichen Begriff von Lust zurückkehren, welcher nicht geistige, sondern sinnliche Befriedigung andeutet. In diesem, gewöhnlichen und bestimmten, Sinne wird nun in der Untersuchung das Wort Lust (pleasure) von Shaftesbury gebraucht, und von Befriedigung oder Genuss (satisfaction, enjoyment) unterschieden. Dass nun nichts Andres ein Gut seyn kann, als Etwas, was Befriedigung gewährt, liegt in dem aufgestellten Begriff des Gutes; es fragt sich, welche Befriedigungen diesen Namen verdienen. Nichts kann diesen Namen führen, was ein bloss Vorübergehendes ist, und da nun jede einzelne Lust dies ist, so wird das Gut bestehn in der grösstmöglichsten Summe von Befriedigungen, d. h. der Glückseligkeit. Der Begriff der Glückseligkeit ist also gleichsam das Product einer Rechnung, und wird, wenn in dieser alle Data gegeben sind, eine eben so grosse Klarheit und Evidenz haben, wie sie bei andern arithmetischen Operationen sich findet. Um pun diese Rechnung richtig anzustellen, müssen die verschiednen Arten der Befriedigungen betrachtet und gegen einander abgewogen werden. Es gibt nun Genüsse leiblicher und geistiger Art. Dass die letzteren die grösseren sind, ist nicht nur allgemein zugestanden, sondern die Erfahrung bestätigt es, indem sie lehrt, dass geistige Freuden die grössten leiblichen Schmerzen ertragen lassen. Die geistigen Genüsse nun haben ihren Grund in den wohlwollenden oder gemeinnützigen Neigungen, nicht nur so, dass sie eine Menge von Genüssen zur Folge

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haben, sondern in ihnen selbst liegt schon der Genuss. Wohlwollen zu haben ist selbst der grösste Genuss, ja selbst die Sorge, der Schmerz, den wir in der Theilnahme an Anderen empfinden, hat seine Süssigkeit. Dazu kommt dann, als Folge dieser Neigungen, dass jeder andere Genuss verdoppelt wird, indem wir einen Andern Theil daran nehmen lassen, und uns nun wieder seiner Mitfreude freuen. In diesen Neigungen liegt daher ein wahres Gut, weil wenn wir an der dauernden Neigung unsere Freude haben, diese selbst einen dauernden Character bekommen hat. Die gemeinnützigen Neigungen sind also das einzige Mittel, wodurch wir einer gewissen und wahren Glückseligkeit theilhaft werden. Es muss bemerkt werden, dass das eigentliche Object der geselligen Neigungen immer ein grösseres Ganze, ein System, ist; eine gesellige Neigung, die nur auf ein Einzelnes ginge, wäre ein Widerspruch in` sich selbst, denn sie würde ja, indem sie uns auf ein Einzelnes beschränkt, von aller Gemeinschaft mit dem Uebrigen abhalten, also nicht gesellig social), sondern vielmehr ungesellig (dissociable) seyn. Sie würde ferner, weil sie auf keinem vernünftigen Grunde beruhte, ihrer Natur nach vorübergehend und vergänglich seyn, also auch keine dauernde Glückseligkeit hervorbringen. Weil die geselligen Neigungen auf das grössere Ganze gehn, zu dem der Mensch selbst gehört, deswegen ist es ein blosser Schein, dass sie mit dem eignen Interesse unvereinbar seyen, vielmehr ist das Wohl des

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Ganzen unerlässliche Bedingung für das des Einzelnen. 2)

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Von den Begriffen des Guts und des Uebels macht nun Shaftesbury den Uebergang zu den Begriffen des Guten und des Schlechten. Es lässt sich bei einem eudämionistischen Moralsystem sogleich voraussetzen, dass zwischen beiden ein enger Zusammenhang Statt findet. Würde es irgend ein Geschöpf geben, das mit gar keinem seines Gleichen irgend eine Gemeinschaft hätte, so würden wir schwerlich dies Geschöpf ein gutes nennen, oder wir müssten voraussetzen, dass es ganz in sich vollendet und beschlossen, und nicht etwa der Theil eines grössern Ganzen sey. Sobald es aber dies wäre, könnte es auf keine einzige Weise ein gutes Geschöpf genannt werden, denn ein Theil, der sich isolirt, ist vielmehr zum Schaden des Ganzen da. Da nun jedes Geschöpf und auch der Mensch zu einem grösseren Ganzen gehört als integrirender Theil, so folgt daraus, dass jeder, je nach seinem Verhältniss zu demselben, gut oder schlecht genannt werden muss; gar kein Verhältniss dazu zu haben, ist ein Mangeb und also schlecht. -Der Mensch ist also beides, er ist etwas für sich, und zugleich ist er Glied eines grösseren Ganzen, damit ist also seine Bestimmung diese, dass beides in ein gehöriges Verhältniss gesetzt werde. Diese seine Bestimmung kann daher und muss Schönheit genannt werden, denn Schönheit findet dort Statt, wo viele Einzelne einem Zwecke untergeordnet sind, und, indem sie sind, doch

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