Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Indem daher nicht sowol dies das Treibende ist, was die Dinge und der Handelnde seyn

[ocr errors]

soll, als was sie sind, sind diese Systeme, selbst wo der theoretische Standpunkt ihrer Urheber ein andrer seyn sollte, Empirismus im praktischen Gebiete. Eudämonismus ist deshalb ihr Character. Zu den wichtigsten Repräsentanten dieses Standpunkts gehört Wollaston, welcher, indem er in der Wahrheit das Moral-Princip sieht, das gute Handeln von der richtigen Erkenntniss der Dinge abhängig macht, und bei der näheren Bestimmung seines Princips sich in Vielem dem Clarke annähert. Hatten diese beiden zwar den determinirenden Grund in die Objecte gesetzt, dagegen es dem Belieben des Subjectes anheimgestellt, ob es ihm folgen wolle, so sucht Shaftesbury auch, wie es sich bestimmen muss, aus der natürlichen Beschaffenheit des handelnden Subjectes abzuleiten. Diesem sind Neigungen angeboren, und die Harmonie zwischen der angebornen Selbst

liebe und dem natürlichen Wohlwollen, die der moralische Sinn und Geschmack verlangt, gibt der Handlung ihren Werth. Hutcheson endlich leitet gleichfalls die Handlung aus angebornen Willensdeterminationen ab, aber nur eine derselben gibt der Handlung einen Werth, die wohlwollende. Indem er also zum Moralprincip dies macht, dass der Mensch der natürlichen Neigung folge, welche die Objecte als die Hauptsache ansehn, und sich ihnen hingeben heisst, kann er als der Fortbildner der Lehre des Shaftesbury angesehen werden, und der mit ihr die vorhergenannte vereinigt hat.

1. Schon bei Clarke wurde bemerkt, dass ein Moralsystem, bei welchem die Natur der Dinge das Handeln bestimmt, auf dem Standpunkt des Empirismus stehe. Es nimmt nämlich das Theoretische und Praktische als Unterschiednes an, und ordnet zugleich das Letztere dem Ersteren unter, womit es sich in den schneidendsten Gegensatz stellt gegen alle die (rationalistischen) Moralsysteme, welche die Bestimmung nur in das autonomische Subject setzen.

[ocr errors]

und ihn zum Erben einsetzte. Er gab itzt seine Stelle auf, zog nach London, wo er sich verheirathete, und ein ganz zurückgezogenes Leben führte, ganz und gar den verschiedensten Studien gewidmet. Viele Werke, die er geschrieben, hat er selbst vor seinem Tode verbrannt; die man nach seinem Tode vorfand, verdanken vielleicht nur einem Zufall ihre Erhaltung. Ausser einer Paraphrase des Ecclesiastes und einer lateinischen Grammatik für seine Kinder 2) hat er selbst nur ein Werk herausgegeben. Dieses sein Hauptwerk ist,, der Abriss der natürlichen Religion" 3). Ursprünglich war auch dieses gar nicht zur Herausgabe bestimmt, und ist auch eigentlich nicht vollendet. Denn von den drei Fragen, die er sich darin zur Beantwortung vorgelegt hatte: Ob es eine natürliche Religion gebe? Was sie enthalte? Wie ein Mensch eine sichere Richtschnur zur Beurtheilung andrer Religionen, und zur Regelung seines Lebens erlangen könne?, hatte Wollaston in dieser Abhandlung, die er abschriftlich mehrern Freunden mittheilte, nur die ersten beiden behandelt. Die Freunde überredeten ihn, ehe noch die Antwort auf die dritte vollendet war, das Werk herauszugeben, und dann an die übrig gebliebne

2) Die erstere ist gedruckt 1690, die letztere 1703.

3) Von diesem Werke, dessen Titel Anm. 1 vollständig angegeben, ist auch eine französische Uebersetzung erschienen à la Haye 1726 in 4, welche aber den Sinn des Originals nicht überall gleich wiedergibt. Auch sind die vielen Citate des Originals mehr zusammengezogen.

Untersuchung zu gehn. Er folgte ihrem Rath, und dieser Theil des Werks erschien. Nicht lange nach der Herausgabe starb er, am 29. October 1724. Ein sanfter und milder Character, grosse Bescheidenheit zieren den, durch Gelehrsamkeit ausgezeichneten, Mann. Sein Leben und sein Tod stehen im Einklange mit dem, was er als Pflicht lehrte. Das Wesentliche seiner Ansicht ist ungefähr Folgendes:

Alle Religion beruht auf dem Unterschiede des Guten und Bösen, wo ein solcher Unterschied gemacht wird, ist Religion und umgekehrt. So wird hier unter Religion nichts Andres verstanden, als die Verpflichtung, zu thun was nicht unterlassen, zụ lassen was nicht gethan werden darf. Dem Gesetz gehorchen, welches Gott gegeben hat, ist Religion überhaupt, und dem Gesetz insbesondre gehorchen, welches Er uns offenbart, wenn wir unsere natürlichen Fähigkeiten richtig anwenden, ist die Religion der Natur oder natürliche Religion. Jenen aufgestellten Sätzen gemäss, wird nun kein Begriff Früher erörtert werden müssen, als der Begriff des Guten und des Uebels. Wollaston knüpft diese Erörterung an einige Sätze an, die er vorausschickt, um zuerst den Begriff des Wahren zu fixiren, von welchem der Begriff des Guten nicht nur abhängig gemacht, sondern unter den er subsumirt wird. Diejenigen Sätze sind wahr, welche die Dinge so setzen, wie sie wirklich sind, oder Wahrheit ist die Uebereinstimmung der Zeichen oder Namen der Dinge mit ihnen selbst. Ein Satz wird aufgehoben durch einen II, I, 8

[ocr errors]

ihm entgegengesetzten Satz, dieser Satz aber braucht nicht in Worten ausgesprochen zu seyn, er kann auch in einer Handlung enthalten seyn; (Worte sind nur Zeichen, Andeutungen eines Gedankens, dagegen die Handlung die eigentliche Erscheinung desselben ist). In den Handlungen liegt deswegen immer ein Satz enthalten, der wahr oder unwahr seyn kann, und manches Menschen Leben ist eine Lüge. Wir sprechen deswegen mit Recht von unbedeutenden Handlungen, weil wir das Bewusstseyn haben, dass jede Handlung Etwas bedeutet, d. h. sagt. Es steht deswegen dies fest: Jeder, welcher so handelt, als wenn eine Sache sich in irgend einer Weise verhalte oder nicht verhalte, spricht damit, dass sie sich so oder anders verhalte eben so klar, nur noch mit grösserem Nachdruck, aus, als wenn er es mit Worten thäte. Verhält sichs nun anders, so streitet seine Handlung mit der Wahrheit. Keine Handlung nun, welche mit einem wahren Satz streitet, oder es leugnet, dass ein Ding so sey wie es wirklich ist, kann recht seyn. Sie ist eben so unrichtig und unwahr, wie der Satz, den sie enthält. Sie ist ja nur jener Satz, nur praktisch ausgesprochen. Eine solche Handlung nun, oder auch eine Unterlassung, welche mit einem wahren Satz streitet, ist moralisch schlecht, eine Handlung die ihr entgegengesetzt ist, moralisch gut, endlich eine solche, bei der weder wenn sie gethan, noch wenn sie unterlassen wird, ein wahrer Satz negirt wird, moralisch in

« AnteriorContinuar »