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'Jagt zu, jagt zu, mein edler Herr!' Fiel rasch der linke Ritter drein. 'Was Glockenklang? was Chorgeplärr? Die Jagdlust muss Euch bass erfreun! Lasst mich, was fürstlich ist, Euch lehren Und Euch von jenem nicht bethören !'

Und hurre hurre vorwärts ging's
Feldein und -aus, bergab und -an.
Stets ritten Reiter rechts und links
Zu beiden Seiten nebenan.

Auf sprang ein weisser Hirsch von ferne
Mit sechzehnzackigem Gehörne.

Das Wild duckt sich ins Ährenfeld
Und hofft da sichern Aufenthalt.
Sieh da ein armer Landmann stellt
Sich dar in kläglicher Gestalt:
'Erbarmen, lieber Herr, Erbarmen!
Verschont den sauren Schweiss der Armen!'

Der rechte Ritter sprengt heran
Und warnt den Grafen sanft und gut;
Doch bass hetzt ihn der linke Mann
Zu schadenfrohem Frevelmuth.
Der Graf verschmäht des Rechten Warnen
Und lässt vom Linken sich umgarnen.

'Hinweg, du Hund!' schnaubt fürchterlich Der Graf den armen Pflüger an; 'Sonst hetz' ich selbst, beim Teufel! dich. Hallo, Gesellen, drauf und dran !

Zum Zeichen, dass ich wahr geschworen,
Knallt ihm die Peitschen um die Ohren!'

Gesagt, gethan! Der Wildgraf schwang
Sich übern Hagen rasch voran,
Und hinterher, bei Knall und Klang,
Der Tross mit Hund und Ross und Mann;
Und Hund und Mann und Ross zerstampfte
Die Halmen, dass der Acker dampfte.

Der rechte Ritter sprengt heran
Und warnt den Grafen sanft und gut;
Doch bass hetzt ihn der linke Mann
Zu schadenfrohem Frevelmuth.
Der Graf verschmäht des Rechten Warnen
Und lässt vom Linken sich umgarnen.
"Verwegner Hund, der du mir wehrst!
Ha, dass du deiner besten Kuh

Selbst um- und angewachsen wärst,
Und jede Vettel noch dazu!
So sollt' es bass mein Herz ergötzen,
Euch stracks ins Himmelreich zu hetzen!

'Hallo, Gesellen, drauf und dran!
Jo! Doho! Doho! Hussassa !'—
Und jeder Hund fiel wüthend an,
Was er zunächst vor sich ersah:
Bluttriefend sank der Hirt zur Erde,
Bluttriefend Stück für Stück die Herde.

Er schwingt die Peitsche, stösst ins Horn: 'Hallo, Gesellen, drauf und dran !' Hui! schwinden Mann und Hütte vorn, Und hinten schwinden Ross und Mann; Und Knall und Schall und Jagdgebrülle Verschlingt auf einmal Todtenstille.

Erschrocken blickt der Graf umher; Er stösst ins Horn-es tönet nicht; Er ruft und hört sich selbst nicht mehr ; Der Schwung der Peitsche sauset nicht; Er spornt sein Ross in beide SeitenUnd kann nicht vor-, nicht rückwärts reiten.

Ein schwefelgelber Wetterschein
Umzieht hierauf des Waldes Laub;
Angst rieselt ihm durch Mark und Bein,
Ihm wird so schwül, so dumpf und taub.
Entgegen weht ihm kaltes Grausen,
Dem Nacken folgt Gewittersausen.

Das Grausen weht, das Wetter saust,
Und aus der Erd' empor, huhu!
Fährt eine schwarze Riesenfaust;
Sie spannt sich auf, sie krallt sich zu,
Hui! will sie ihn beim Wirbel packen;
Hui! steht sein Angesicht im Nacken.

Es flimmt und flammt rund um ihn her
Mit grüner, blauer, rother Glut;
Es wallt um ihn ein Feuermeer,
Darinnen wimmelt Höllenbrut.
Jach fahren tausend Höllenhunde,
Laut angehetzt, empor vom Schlunde.

Er rafft sich auf durch Wald und Feld
Und flieht, laut heulend Weh und Ach;
Doch durch die ganze weite Welt
Rauscht bellend ihm die Hölle nach,
Bei Tag tief durch der Erde Klüfte,
Um Mitternacht hoch durch die Lüfte.

Im Nacken bleibt sein Antlitz stehn,
So rasch die Flucht ihn vorwärts reisst:
Er muss die Ungeheuer sehn,
Laut angehetzt vom bösen Geist;
Muss sehn das Knirschen und das Jappen
Der Rachen, welche nach ihm schnappen.

Das ist des wilden Heeres Jagd, Die bis zum jüngsten Tage währt, Und oft dem Wüstling noch bei Nacht Zu Schreck und Graus vorüberfährt. Das könnte, müsst' er sonst nicht schweigen, Wohl manches Jägers Mund bezeugen.

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LENORE fuhr ums Morgenrot
Empor aus schweren Träumen :
'Bist untreu, Wilhelm, oder tot?
Wie lange willst du säumen?'-
Er war mit König Friedrichs Macht
Gezogen in die Prager Schlacht
Und hatte nicht geschrieben,
Ob er gesund geblieben.

Der König und die Kaiserin,
Des langen Haders müde,
Erweichten ihren harten Sinn
Und machten endlich Friede;

Und jedes Heer, mit Sing und Sang,

Mit Paukenschlag und Kling und Klang,
Geschmückt mit grünen Reisern,
Zog heim zu seinen Häusern.

Und überall, all überall,
Auf Wegen und auf Stegen,
Zog alt und jung dem Jubelschall
Der Kommenden entgegen.
Gottlob! rief Kind und Gattin laut,
Willkommen! manche frohe Braut ;-
Ach! aber für Lenoren

War Gruss und Kuss verloren.

Sie frug den Zug wohl auf und ab,
Und frug nach allen Namen;
Doch keiner war, der Kundschaft gab,
Von allen, so da kamen.

Als nun das Heer vorüber war,
Zerraufte sie ihr Rabenhaar
Und warf sich hin zur Erde
Mit wütiger Gebärde.

Die Mutter lief wohl hin zu ihr:
'Ach, dass sich Gott erbarme!
Du trautes Kind, was ist mit dir?'
Und schloss sie in die Arme.
'O Mutter, Mutter! hin ist hin!
Nun fahre Welt und alles hin!
Bei Gott ist kein Erbarmen.

O weh, o weh mir Armen!'

['Hilf, Gott, hilf! Sieh uns gnädig an!

Kind, bet' ein Vaterunser!

Was Gott thut, das ist wohlgethan.
Gott, Gott erbarmt sich unser!'

'O Mutter, Mutter! Eitler Wahn!
Gott hat an mir nicht wohlgethan.
Was half, was half mein Beten?
Nun ist's nicht mehr vonnöten.'—

LENORE

'Hilf, Gott, hilf! Wer den Vater kennt,

Der weiss, er hilft den Kindern.
Das hochgelobte Sakrament
Wird deinen Jammer lindern.'--

O Mutter, Mutter! was mich brennt
Das lindert mir kein Sakrament!

Kein Sakrament mag Leben

Den Toten wiedergeben.'

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['Hilf, Gott, hilf! Geh nicht ins Gericht Mit deinem armen Kinde!

Sie weiss nicht, was die Zunge spricht;
Behalt ihr nicht die Sünde!
Ach, Kind, vergiss dein irdisch Leid
Und denk an Gott und Seligkeit,
So wird doch deiner Seelen
Der Bräutigam nicht fehlen.'—

'O Mutter! was ist Seligkeit ?

O Mutter! was ist Hölle ?-
Bei ihm, bei ihm ist Seligkeit,
Und ohne Wilhelm Hölle!

Lisch aus, mein Licht, auf ewig aus!
Stirb hin, stirb hin in Nacht und Graus!
Ohn' ihn mag ich auf Erden,

Mag dort nicht selig werden!'.

So wütete Verzweifelung
Ihr in Gehirn und Adern;
Sie fuhr mit Gottes Vorsehung
Vermessen fort zu hadern,
Zerschlug den Busen und zerrang
Die Hand bis Sonnenuntergang,

Bis auf am Himmelsbogen

Die goldnen Sterne zogen.

Und aussen, horch! ging's trapp trapp trapp, Als wie von Rosses Hufen;

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'Wir satteln nur um Mitternacht,
Weit ritt ich her von Böhmen.
Ich habe spät mich aufgemacht
Und will dich mit mir nehmen.'—
'Ach, Wilhelm, erst herein geschwind!
Den Hagedorn durchsaust der Wind.
Herein, in meinen Armen,
120 Herzliebster, zu erwarmen!'-

'Lass sausen durch den Hagedorn,
Lass sausen, Kind, lass sausen !
Der Rappe scharrt, es klingt der Sporn;
Ich darf allhier nicht hausen.

Komm, schürze, spring' und schwinge dich
Auf meinen Rappen hinter mich!
Muss heut noch hundert Meilen
Mit dir ins Brautbett eilen.'—

'Ach! wolltest hundert Meilen noch 130 Mich heut ins Brautbett tragen?

Und horch! es brummt die Glocke noch,
Die elf schon angeschlagen.'-

'Sieh hin, sieh her! der Mond scheint hell;
Wir und die Toten reiten schnell.
Ich bringe dich, zur Wette,

Noch heut ins Hochzeitbette.'

'Sag an, wo ist dein Kämmerlein? Wo? wie dein Hochzeitbettchen ?'—

'Weit, weit von hier, . . . still, kühl und klein,

140 Sechs Bretter und zwei Brettchen.'

Hat's Raum für mich?'-'Für dich und mich!
Komm, schürze, spring' und schwinge dich!
Die Hochzeitsgäste hoffen;

Die Kammer steht uns offen.'—

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'Nach Mitternacht begrabt den Leib
Mit Klang und Sang und Klage!
Jetzt führ ich heim mein junges Weib;
Mit, mit zum Brautgelage!

Komm, Küster, hier! Komm mit dem Chor
Und gurgle mir das Brautlied vor!
Komm, Pfaff, und sprich den Segen,
Eh' wir zu Bett uns legen!'-

Still Klang und Sang . . . die Bahre schwand . . .

Gehorsam seinen Rufen,

Kam's hurre hurre! nachgerannt,
Hart hinter's Rappen Hufen.
Und immer weiter hopp hopp hopp!
Ging's fort in sausendem Galopp,
Dass Ross und Reiter schnoben
Und Kies und Funken stoben.]

Wie flogen rechts, wie flogen links
Gebirge, Baum' und Hecken!

Wie flogen links und rechts und links
Die Dörfer, Städt' und Flecken!—

'Graut Liebchen auch?... Der Mond scheint

hell!

Hurra! die Toten reiten schnell;
Graut Liebchen auch vor Toten?'-
'Ach lass sie ruhn, die Toten!'—

Sieh da! sieh da! am Hochgericht
Tanzt um des Rades Spindel,
Halb sichtbarlich bei Mondenlicht,
Ein luftiges Gesindel. —

'Sasa, Gesindel, hier! Komm hier!
Gesindel, komm und folge mir!
Tanz' uns den Hochzeitreigen
Wann wir zu Bette steigen!'

Und das Gesindel husch husch husch!
Kam hinten nachgeprasselt,
Wie Wirbelwind am Haselbusch

Durch dürre Blätter rasselt,

Und weiter, weiter hopp hopp hopp!

Ging's fort in sausendem Galopp,

Dass Ross und Reiter schnoben

Und Kies und Funken stoben.

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SIE haben Tod und Verderben gespie'n; Wir haben es nicht gelitten. Zwei Kolonnen Fussvolk, zwei Batterie'n, Wir haben sie niedergeritten.

Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt,

Tief die Lanzen und hoch die Fahnen;
So haben wir sie zusammengesprengt,—
Kürassiere wir und Ulanen.

Doch ein Blutritt war es, ein Todesritt; Wohl wichen sie unsern Hieben,

Doch von zwei Regimentern, was ritt und was stritt,

Unser zweiter Mann ist geblieben.

Die Brust durchschossen, die Stirn zerklafft,

So lagen sie bleich auf dem Rasen,

In der Kraft, in der Jugend dahingerafft,—
Nun, Trompeter, zum Sammeln geblasen!

Und er nahm die Trompet', und er hauchte hinein,

Da, die mit mutig schmetterndem Grimme Uns geführt in den herrlichen Kampf hinein, Der Trompete versagte die Stimme!

Nur ein klanglos Wimmern, ein Schrei voll
Schmerz

Entquoll dem metallenen Munde;
Eine Kugel hatte durchlöchert ihr Erz,-
Um die Toten klagte die Wunde.

Um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am
Rhein,

Um die Brüder, die heute gefallen,—
Um sie alle, es ging uns durch Mark und Bein,
Erhub sie gebrochenes Lallen.

Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann;

Rundum die Wachtfeuer lohten;
Die Rosse schnoben, der Regen rann-
Und wir dachten der Toten, der Toten!

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