Schauspielerinnen im Europa des 18. Jahrhunderts: ihr Leben, ihre Schriften und ihr PublikumDas Theater des 18. Jahrhunderts war Schauplatz für Auseinandersetzungen, deren Ergebnisse bis heute unsere Wahrnehmung von Kunst, Wirklichkeit, Illusion, Natur und der Geschlechterrollen bestimmen. In diesen Auseinandersetzungen spielten Schauspielerinnen die größte Rolle, denn der Bruch zwischen Realität und Fiktion sollte in der Physis und Psyche der Schauspielerin aufgehoben werden. Für die literarischen, ästhetischen und moralischen Diskurse des 18. Jahrhunderts gehören daher die Schriften von und über Schauspielerinnen zu den wichtigsten, jedoch bislang nicht berücksichtigten Forschungsgrundlagen. Sie kommen in dieser Untersuchung erstmals als kontroverse Standpunkte in jenen Diskussionen zum Sprechen, in denen die Begriffe Frauen und Fiktion aus einem Machtinteresse miteinander verknüpft wurden. Um dieses alte Machtinteresse in ein aktuelles Erkenntnisinteresse zu verwandeln, wird hier nicht mehr nach einer historischen Wahrheit gefragt, sondern nach der Fiktionalität von Texten, nicht die soziale Realität soll rekonstruiert werden, vielmehr die unterschiedlichen Betrachtungsweisen von Wirklichkeit und Illusion. Und es wird nicht danach gefragt, wie Männer und Frauen waren oder sein sollten, sondern nach den Rollen, die sie einander streitig machten. Als Antagonisten treten Väter und Töchter auf, Herrscher und Untertaninnen, Gelehrte und Prinzipalinnen, Feuilletonisten und Tragödinnen, Liebhaber und Künstlerinnen, Zensoren und Rebellinnen, die Kirche und Wanderschauspielerinnen, der Harlekin und die Tragödie. Schauspielerinnen nahmen nicht nur gegenüber einer unaufgeklärten Öffentlichkeit eine kritische Haltung ein, sondern auch einer Öffentlichkeit, die sich selbst für aufgeklärt hielt. Der Kampf der Schauspielerinnen um ihre Selbstbestimmung war allerdings mit ihrer Lebensspanne erschöpft und am Ende des 18. Jahrhunderts bis auf weiteres für alle Frauen verloren. Zweihundert Jahre später ist es Zeit, sich ihre Ziele, ihre Konflikte, ihren Protest und ihre Erkenntnisse zu vergegenwärtigen. |
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Contenido
Sección 14 | 231 |
Sección 15 | 238 |
Sección 16 | 275 |
Sección 17 | 278 |
Sección 18 | 283 |
Sección 19 | 296 |
Sección 20 | 310 |
Sección 21 | 315 |
Sección 9 | 121 |
Sección 10 | 137 |
Sección 11 | 144 |
Sección 12 | 179 |
Sección 13 | 203 |
Sección 22 | 316 |
Sección 23 | 330 |
Sección 24 | 334 |
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Schauspielerinnen im Europa des 18. Jahrhunderts: ihr Leben, ihre Schriften ... Ruth B. Emde Vista previa limitada - 1997 |
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Página 270 - Die Namen von Fürsten und Helden können einem Stücke Pomp und Majestät geben ; aber zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Unglück derjenigen, deren Umstände den unsrigen am nächsten kommen, muß natürlicherweise am tiefsten in unsere Seele dringen ; und wenn wir mit Königen Mitleiden haben, so haben wir es mit ihnen als mit Menschen, und nicht als mit Königen.
Página 201 - Wenn der Edelmann durch die Darstellung seiner Person alles gibt, so gibt der Bürger durch seine Persönlichkeit nichts und soll nichts geben. Jener darf und soll scheinen; dieser soll nur sein, und was er scheinen will, ist lächerlich und abgeschmackt.
Página 37 - And forasmuch as many plays formerly acted do contain several prophane, obscene, and scurrilous passages, and the women parts therein have been acted by men in the habits of women, at which some have taken offence...
Página 167 - Der Franzose hat doch wenigstens noch eine Bühne; da der Deutsche kaum Buden hat. Die Bühne des Franzosen ist doch wenigstens das Vergnügen einer ganzen großen Hauptstadt; da in den Hauptstädten des Deutschen, die Bude der Spott des Pöbels ist.
Página 21 - Verse eben so gern von dem Ausrufer hören. Sägt auch nicht zu viel mit den Händen durch' die Luft, so — sondern behandelt alles gelinde. Denn mitten in dem Strom, Sturm und, wie ich sagen mag, Wirbelwind eurer Leidenschaft müßt ihr euch eine Mäßigung zu eigen machen, die ihr Geschmeidigkeit giebt.
Página 18 - Wie gesagt, ich bedaure sie; sie sind gewaltig angeführt! — Doch im Vertrauen: besser, daß sie es sind, als ich. Und ich würde es sehr sein, wenn ich mir ihre Erwartungen zum Gesetze machen müßte. Nicht daß ihre Erwartungen sehr schwer zu erfüllen wären ; wirklich nicht; ich würde sie vielmehr sehr bequem finden, wenn sie sich mit meinen Absichten nur besser vertragen wollten.
Página 238 - Gattungen der Poesie zu betrachten ; und die höchste Gattung der Poesie ist die, welche die willkürlichen Zeichen gänzlich zu natürlichen Zeichen macht. Das ist aber die dramatische; denn in dieser hören die Worte auf, willkürliche Zeichen zu sein, und werden natürliche Zeichen willkürlicher Dinge.
Página 86 - Gewalt! Gewalt! wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist nichts: Verführung ist die wahre Gewalt. - Ich habe Blut, mein Vater; so jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne. Ich stehe für nichts. Ich bin für nichts gut.
Página 219 - Kreisen und Zonen und Ständen, abgeworfen jede Fessel der Künstelei und der Mode, herausgerissen aus jedem Drange des Schicksals, durch eine allwebende Sympathie verbrüdert, in ein Geschlecht wieder aufgelöst, ihrer selbst und der Welt vergessen und ihrem himmlischen Ursprung sich nähern. Jeder einzelne genießt die Entzückungen aller, die verstärkt und verschönert aus hundert Augen auf ihn zurückfallen, und seine Brust gibt jetzt nur einer Empfindung Raum - es ist diese: ein Mensch zu sein.
Referencias a este libro
Women, Medicine and Theatre, 1500-1750: Literary Mountebanks and Performing ... M. A. Katritzky Vista previa limitada - 2007 |
Sarah Bernhardt: Inszenierungen von Weiblichkeit im Fin de siècle Claudia Thorun Sin vista previa disponible - 2006 |