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ab; David, der ihm entgegen gekommen war im Namen des lebendigen Gottes, des Gottes Israels. David war Lincoln. Seine glatten Steine waren seine einfache Volks-Moral und seine gutmüthigen Wite.

Verstand und Vernunft trauern um den Mann, der im Reiche des Verstandes und der Vernunft zu Hause war, wie das Herz um ihn trauerte, um ihn, der so viel Herz besaß.

Verstand und Vernunft trösten uns aber auch und lassen uns aus dem Leichnam Honig gewinnen. Die Betrachtung Lincolns und seines Lebenslaufs ist eine herzerhebende Erscheinung für unser Land und die Freude über sein Leben geht uns noch über die Trauer um seinen Tod.

Für Lincoln selbst war der Tod kein Unglück, wenn Tod überhaupt ein Unglück ist. Er hat vor seinem Tode die höchste Freude genossen. Er fah den Feind niedergeworfen, die Union gerettet, die Sklavenketten gebrochen und seine eigene Ehre gerettet. Eine schwierige Aufgabe, eine verdrießliche Arbeit, die Reconstruction lag vor ihm. Ein Schritt links bringt Millionen bittere Feinde rechts; ein Schritt rechts, Millionen bittere Feinde links. An dieser Frage werden noch viele unserer Staatsmänner straucheln und die Früchte eines langen politischen Lebens verlieren. Der zu erwartende, unerquickliche Kampf mit einem zwar niedergeworfenen, aber um so erbitterten, verbissenen Grimm im Herzen tragenden, in seinem unbändigen Stolz sich tödtlich verlett fühlenden Bruder im Congreß, im Senate, im Cabinet und in Allen, was wir mit ihm gemeinsam haben, steht vor uns und starrt uns jezt schon in's Angesicht. Von dieser unerquicklichen Zukunft hat dich ein rascher Tod befreit. Du brauchst kein Todesurtheil zu bestätigen, du brauchst Niemand in traurige Haft zu senden, du brauchst Niemand von Haus und Hof zu jagen, das Alles hätte im Leben deiner weichen Seele gewartet. Das traurige Loos, zu strafen, ist deinem Nachfolger aubewahrt.

Für das Land aber war seine, die Erscheinung Lincolns auf der Oberfläche der Gesellschaft, eine Offenbarung der in ihm schlummernden Tugend und Tüchtigkeit. Lincoln, der Herrscher im Weißen Hause, war nicht etwa wie ein tüchtiger Herrscher auf einem Königs

throne, den das Land dem Zufall der Geburt verdankt. Lincoln war der Erwählte von Millionen und die Ehre des Erwählten fällt auf die Wähler zurück. Es zeigt, daß unsere Volksregierung und die Verwaltung unserer öffentlichen Angelegenheiten nicht so corrupt und verderbt sind, wie sie verrufen werden. Ein Volk, das einen beschei denen, ehrlichen Mann aus Tausenden von zudringlichen Politikern wählt, muß selbst etwas von dessen Tugenden an sich haben.

Und Männer vom Schlage Lincolns sind nicht selten in unserer Republik. Man muß sie nur nicht auf den Gipfeln der Gesellschaft suchen, an der Heerstraße der großen Städte. Man muß sie suchen, wo man Lincoln fand, wo Samuel den ersten König von Israel suchte, in Mittelstand, unter den bescheidenen, arbeitsamen Bürgern im Lande. Man darf, wenn man nach ihnen sucht, die Logcabins nicht übersehen und die bescheidenen Framehäuser. Hinter einer Marmorfront kann auch ein tüchtiger, ehrlicher Mann wohnen; ein tüchtiger, ehrlicher Mann kann auch in einer Carriage fahren, man muß sie aber nicht ausschließlich dort suchen.

Lincolns Leben bietet uns den Trost, daß man es heute noch mit Ehrlichkeit zu was Tüchtigem bringen kann. Lincoln hat es mit seiner Ehrlichkeit in vier Jahren weiter gebracht, als viele der gewiegtesten Staatsmänner mit den glänzendsten Geistesgaben und den ausgebreitesten Kenntnissen ein ganzes Leben hindurch.-Einer der großen Staatsmänner Englands, der mit am Steuerruder des Staates sitt und moralisch wohl der beste darunter-Lord John Russell—äußerte in offener Parlaments-Versammlung über die Ermordung Lincolns durch die Südlichen: Der Mord sei mehr als ein Verbrechen, er sei ein Fehler, eine Verrechnung des Verstandes. So spricht ein Staatsmann nach gewöhnlichen Begrissen. Solchen ist Ehrlichkeit weniger als kluge Berechnung und ein Irrthum unverzeihlicher, als ein wissentliches, kalt berechnetes Verbrechen, das zum Ziele führt. So dachte nicht Lincoln. Honest und Abe find in einander gewachsen, wie Siams Zwillingsbrüder. Und Honest Abe glänzt unter den Sternen erster Größe und John Russell und seines Gleichen werden vergessen werden, wie die Diener, nachdem sie abgelohnt sind.

Und es bietet uns die Erscheinung Lincolns einen Trost, daß die Institutionen unseres Landes von der Art sind, daß wir nicht unsere Herrscher—wenn man unsere Präsidenten so nennen darf―durch die Geburt erhalten, was gleich ist mit Zufall, sondern durch die Wahl. Wir brauchen es uns nicht gefallen zu lassen, Generationen hindurch vom Blödsinn regiert zu werden; sondern wir können uns den besten Mann wählen nach unserer Einsicht und wenn ein Fehler begangen worden, wenn durch eine Fehlwahl ein Unwürdiger auf den Stuhl der Regierung gelangt ist, so ist der Fehler nach vier Jahren wieder gut zu machen. Unsere Regierungs-Institutionen geben uns den fernern Trost in der Erscheinung Lincolns auf dem Präsidentenstuhle, daß unsere Regierer in der Arbeit, in der Mäßigkeit mitten im Volk, unbewußt ihrer zukünftigen hohen Würde, erzogen werden. Denken wir uns Lincoln in seiner Jugend, als einen Erbprinzen, umgeben von Kammerherren und Kammerdienern, die sich schon vor dem prinzlichen Kinde in der Wiege büden, von Hofmeistern auf den Knieen. belehrt und unterrichtet, mit einem Gefolge, das für Geld und Gnaden lächelt, zürnt, tadelt und lobt, wie sie es von dem Gesichte des Prinzchens lesen; planmäßig verführt und verweichlicht und entnervt von verderbten, bezahlten Freunden: wäre ein solcher Lincoln seiner Stelle gewachsen gewesen? Hätte ein so erzogener Lincoln seine Aufgabe erfüllen können? Arbeit und Verborgenheit allein sichern in der Regel eine gute Erziehung. Das junge Pflänzchen, das zu früh der Sonne ausgefeßt ist, verkümmert. Kinder, die in der Sonne zu großer Gunst, zu allgemeiner Aufmerksamkeit erzogen werden, werden für ihre künftige Bestimmung verdorben. Und darum giebt es verhältnißmäßig so wenig tüchtige Herrscher auf der Thronen.-Ein spanischer Dichter läßt Jemand die Hölle bereisen. Derselbe läßt fich von dem Höllenmeister die Sünder der verschiedenen Stände zeigen. „Nun möchte ich auch gerne die Jail der Könige sehen.“ Du bist ihnen ganz nahe, dort siehst du sie in jener Gruppe. Ist's mög lich? Es sind deren ja so Wenige.“ „Das sind Alle, die je regiert haben."

In der That haben von den Myriaden Herrschen, die je die Throne eingenommen haben, wenige regiert. Nur wenig derselben waren fähig genug, das Böse und das Gute, das ihre Regierungszeit brachte, selbst zu thum. Das Gefolge und die Parteien, die den Thron umdrängen, regieren, nicht die Könige. Ihre Erziehung hat sie für die Selbstständigkeit verdorben. Nicht so Lincoln und unsere Präsidenten. Namentlich Lincoln hatte nichts weniger als eine prinzliche Erziehung. Die Schiffsknechte auf den Flößen des Mississippi waren keine Schmeichler und bei dem Bau seines Blockhauses und der Herrichtung seiner Fenzen halfen ihm keine Kammerherrn. Und wenn es in seinen reifern Jahren noch eine Unannehmlichkeit gab, die ihm nicht gesagt; wenn er einen Fehler hatte, der ihm noch nicht vorgehalten war, so hörte er es von seinem großen Gegner Douglas, in Arbeit erzogen wie er. So werden unsere Regierer erzogen und vorbereitet für ihr Amt. So ziehen wir Süßes vom Starken, Honig aus dem todten Löwen.

„Es jauchzen die Frommen in Ehren, sie singen auf ihren Lag„ern." Pf. 149.

Tyrannen werden im Leben gelobt, im Tode verflucht. Gerechte Herrscher müssen im Leben viel Tadel hören, aber mit ihrem Tode beginnt ihr Lob. Die Gerechten werden erst besungen, wenn sie nicht mehr sind hienieden. Auf ihrem Sterbelager, auf ihrem Todtenbette, in ihrer Grabesruhe vernimmt ihrer Seele die Harmonien, die als Echo ihren Thaten hienieden entsteigen.

So schlafe denn sanft, du Frommer, in Ehren! Aus deinem Grabe, von deinem Lager im Schooße der Erde entsteige der Mit- und der Nachwelt das Lob des Gerechten, die Chöre der Engel, die da rufen und mahnen zur Gottesfurcht, zur Liebe und zur Gerechtigkeit.

EULOGY ON ABRAHAM LINCOLN

Τ'

BY ALFRED T. JONES

HE President of the United States has recommended this day to be set apart throughout the land as one of humiliation, fasting and prayer, commemorative of the mournful death of our late Chief Magistrate, Abraham Lincoln, on the 15th day of April last, and at this moment its millions of people are assembled around the altar of their God, with saddened spirits and chastened hearts, uniting in solemn and imposing spectacle.

Although on this holy festival of Pentecost the scattered followers of Israel's faith are commanded by their holy law to repair to the house of prayer, to rejoice before the Lord, and to lay upon His altar the offerings of grateful hearts for numberless blessings enjoyed; although they are not permitted to make it a day of fasting or public mourning, yet it cannot be improper or inappropriate to recall and reflect upon the great event which sits so heavily upon the nation, thereby evincing to the world that our hearts beat in unison with our fellow-citizens of other denominations; that although a peculiar people in many respects, we feel ourselves a component part of this great community of States, exulting in their triumphs, deploring their defeats, rejoicing in their joys and partaking of their sorrows.

By commenting on the death of Mr. Lincoln the people are called upon this day to yield the homage due to his exalted station and to his humble virtues; to confess the common debt due to him by mankind, as well as by ourselves, and to pronounce to millions yet unborn that eulogium which will reecho through all time to come.

But, can one who has warmly and earnestly opposed the

Delivered in Philadelphia, Pa., June 1, 1865. Mr. Jones had always been an active political opponent of President Lincoln.

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