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ligen Zeit gemacht. Bernardo hatte nun seinen Amadis vollendet, und war im Begriff, ihn dru cen zu lassen, ́als er sich genöthigt sah, ihn noch einmal umzuarbeiten, und wesentliche Veränderungen damit vorzunehmen. Der Prinz von Salerno vergaß seiner treuen Dienste gänzlich, und đà fich günstige Aussichten zeigten, durch die Vorsprache des Herzogs von Urbino bey dem König von Spanien sein eingezogenes Vermögen wieder zu erhalten, so nahm er sich vor, diesem sein Gedicht zu widmen, nachdem er vorher alles geändert habe, was diesem Monarchen hätte anstößig seyn können. Das Gedicht erschien auch 1560 zu Venedig im Druck, bewürfte aber das nicht, was der arme Dichter sich davon versprochen hatte. Lob und leere Worte waren alles, was er erhielt, und er starb in Dürftigkeit, ohne seinem Zweck im geringsten nåher gekommen zu seyn (1569.)

Indeß hatte Torquato im Jahr 1560 die Universität Padua bezogen, wo er sich dem Wunsche seines Vaters gemäß mit dem Studium der Rechtsgelahrheit beschäftigte; allein schon im ersten Jahre ward es ihm so zuwider, daß er sich auss schließend der Philosophie und Poesie widmete. Der Vater ließ es, wenn auch nicht gern geschehen, doch ohne dem Sohne Vorwürfe deshalb zu machen, 1561 dichtete er den Rinaldo, der in ganz Italien mit unglaublichem Beyfall aufgenommen ward, und dem jungen Dichter einen großen Namen mach., te. Zum Beweis kann die ehrenvolle Einladung der Universität Bologna dienen, feinen Aufenthalt

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daselbst zu nehmen, von dem man sich wesentliche Vortheile versprach. Hier ging er an die Ausfüh rung des schon früher gefaßten Plans zu seinem großen epischen Gedichte. Ein unangenehmer Vorfall, der ihn, ganz ohne seine Schuld, einem krån kenden Verdacht ausseßte, veranlaßte ihn Bolos gna zu verlassen. Er ging nach Modena und von da zurück nach Padua, wo er unter dem Namen il Pentito in die Akademie degli Eterei aufge nommen ward, Hier sehte er seine philos. Studien fort, beschäftigte sich vorzüglich mit den Werfen des Plato, der sein Lieblingsschriftsteller war, und schrieb die drey schönen Discorsi dell' Arte Poetica, die hauptsächlich das epische Gedicht betreffen. Bey einem Besuch, den er seinem Vater in Mantua machte, fiel er in eine gefährliche Krankheit, die er jedoch glücklich überstand. Gegen das Ende des Jahrs 1565 ging er nach Ferrara ab, wo er als Gesellschaftscavalier in die Dienste des Card. Ludwig v. Este trat. Hier erwarb er sich bald die Gunst und Achtung der Zierden des Hofs der schönen und geistreichen Prinzessinn Leonore von Este und ihrer Schwester Lukrezia, durch welche er auch Zutritt zu dem Herzog selbst erhielt, Er arbeitete nun mit solchemEifer an seinem Ges dichte, welches er diesem Fürsten zuzueignen be schloß, daß er in wenig Monaten sechs Gesänge zu Stande brachte. Ein Schåferspiel Lo Sfortunato, das 1567 in Ferrara auf Kosten der Universitåt aufgeführt ward, gab dem T. Veranlassung zu seiz nem Aminta. Manso irrt also sehr, wenn er ihn

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für den ersten Erfinder dieser Gattung hält. Schon im Jahr 1654 hatte man in F. ein Schäferspiel von Agost. Beccari, Fl Sacrificio, aufgeführt. Kurz nach seiner Ankunft in F. verliebte er sich heftig in ein schönes und liebenswürdiges Frauen zimmer, die Sig. Lukrezia Bendidio, auf die er mehrere vortrefliche Gedichte, unter andern fol gendes Sonnet verfertigte, das unser Verf. zum erstenmal bekannt macht:

Tu, che'n forma di Dea vera Sirena

Nel mar del pianto di chi t'ama vivi,
Cui tributo già dan, quafi duo rivi,

Questi occhi, che altrui fallo a languir mena: Mentre alla voce di dolcezza piena,

Alla voce, onde al ciel l'ira prescrivi,
Le belle perle, ed i bej rubini aprivi
Sfidando i cuori all' amorofa pena;

Legata all' armonia l'alma ed accefa
Sentìmi a i lampi di quel fol fereno,
De' tuoi lumi, cui preffo unqua non vérna.
Mifera, e qual potea aver difesa,

Se non pregarti? deh men grave almeno
Sia la prigion, poich' effer deve eterna,

Weil er aber in der Person des Pigna, Se. kretår des Herzogs, einen gefährlichen Nebenbuhler fand, so trat er zurück, und trieb die Gefällig. keit so weit, daß er die Verse seines Rivals, eines sehr mittelmäßigen Poeten, auf den Gegenstand ihrer beyderseitigen Neigung, mit einem sehr schmeichelhaften Commentar versah. Ein Zug, der dem Dichter eben keine große Ehre macht. Um

diese Zeit hielt T. auch die berühmte und sonder bare Disputation, wo er drey Tage nach einander, gegen månnliche und weibliche Opponenten, funfzig. die Liebe betreffende Säße (Conclufioni amorofe) siegreich vertheidigte. Er selbst hat von dieser Sache in seinem Dialog Fl Cataneo ovvero delle Conclufioni umständlich Nachricht gegeben. Ueber diesen Tåndeleyen vergaß er indeß sein wichtiges Werk nicht. Der Verf. behauptet, es sey ohne allen Grund, daß man die Prinzessinn Leonore einer Schwachheit für unsern Dichter beschul. digt habe. Sie sen stets sehr eingezogen, spröde und kalt gewesen, habe nie Prunk und rauschende Vergnügungen geliebt, sondern ihnen die Lektüre und die Unterhaltung mit klugen und gelehrten Männern vorgezogen. Dieses alles würde nun zwar nicht das geringste gegen obigen Verdacht beweisen; allein es ist offenbar, daß auch dieser Verdacht sich blos auf vage Vermuthungen, Ge rüchte, die zum Theil erst lange nachher entstanden, und auf Verse des Dichters gründet. Wie wenig fich aber aus den Versen eines galanten Dichters auf eine wirkliche Leidenschaft schließen läßt, weiß jedermann. Manso erwähnt dieses Umstandes mit vieler Vorsicht; erst ein spåterer Schriftsteller, Girolamo Brusoni, in einem unbedeutenden Schriftchen, La Gondola a tre remi, Vinez. 1662, machte einen förmlichen Roman aus dieser angeblichen Liebschaft, und Leti, der bekannte Aufraffer aller Volkssagen, bekräftigte ihn (Italia regnante, P. IV. p. 207.) allein ohne den

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mindesten Beweis. *) 1570 begleitete T. sei nen Kardinal nach Frankreich, wo sie zu Anfang 1571

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*) Hr. Heinse ist indeß von diesem Liekeshandel, (wahrscheinlich durch irgend eine Offenbarung) auf das genaueste unterrichtet. Er weiß, wie oft und sehr der böse Amor das zårtliche Paar warm und kalt gemacht; er weiß, was in dem Jnnerften ihres Herzens vorgegangen ist. Die Zusam, menkunft des Dichters mit der Prinzessinn Leonore nach seiner langen Gefangenschaft beschreibt er recht schauderhaft in der Sprache der Marionetten. Tragödie. "Welch ein Blick, welche Hers zen, als er und feine Leonora sich wieder erblic »ten! Taßo sah in die Sonn', es wurd' ihm dun "kel vor den Augen; tausend Blitze schlugen auf seinmal ihre Flügel in ihm, und alle Fibern seis »nés Herzens lechzten in stehendem Feuer ; -- der "Engel des Todes führte ihn weg, und sie... »ergriff eine kalte Hand. Es ging ihr eiskalt »durchs Herz und heiß und glühend. Sie sah ihn gehn und weinte; weinte Liebe aus dem In»nersten ihrer Seele ihm nach.«. Die armen Leute! Hr. H. schildert ihre Pein so lebhaft, als wenn er der dritte Mann bey dieser Scene gewesen wäre. Doch, im Ernst. Wir rathen den Lea fern, sich das Mitleid zu sparen. Des Biogra phen Verachtung der Gelehrsamkeit und seine ge schäftige Phantasie haben ihm hier in Gemeinschaft einen bösen Streich gespielt. Lasso kam 1586 aus dem Gefängniß, und damals war die gute Prinzessinn schon über fünf Jahre tod.

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