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machen sen und ein Vortheil entspringe, daran zweifle ich.

»In weit geringerm Grade, als Tone, aber doch auch ungemein würksam, ahmen sichtbare Bewegungen Gefühl und Leidenschaft nach. Auch sie find nothwendig an die Form der Zeit gebunden, und der Sang ihrer successiven Reihen kann eben die Grade der Geschwindigkeit und Langfamkeit annehmen, die wir an dem Gange unserer Em. pfindungen und Leidenschaften bemerken. Sie find auch aller Grade von Sanftheit und Stärke, Schwäche, Lieblichkeit und Rauheit fähig, sowohl durch ihre Figur, als durch das Zeitmaaß, nach welchem sie vor sich gehen; ingleichen der Beharr lichkeit und Stetigkeit, ebenfalls durch Figurund Zeitmaaß. Endlich können sie eben so mannich. faltig seyn, als die Empfindungen, wegen der Verwandtschaft der Figuren sowohl, als der mans nichfaltigen verwandten Grade von Geschwindig. keit und Langsamkeit.«

Eben das, was ich bey den vorhergehenden Bemerkungen des Verf. über die Töne erinnert ha be, gilt auch von den gegenwärtigen über die för perlichen Bewegungen; sie enthalten nichts, was für die Pantomime und, Tanzkunst von fruchtbaren Folgen wäre. Ich möchte nicht einmal alle Be hauptungen des Verf. unterschreiben. Daß die körperlichen Bewegungen nach Momenten der Zeit geschehen, also auch geschwinder und langsamer auf einander folgen, daß sie verschiedener Grabe von Stärke und Schwäche, Sanftheit und Rau

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higkeit fähig, daß sie ferner in ihrem Stande be harren und stetig seyn können, und daß sie endlich mannichfaltig sind, will ich gern zugeben; aber daß fie eben die Grade der Schnelligkeit und langsamkeit, der Sanftheit und Rauhigkeit, Stärke und Schwäche nachzuahmen vermögend und eben der Mannichfaltigkeit fähig wären, wie die Empfin= dungen und Leidenschaften selbst, kann ich nicht einräumen, da eines Theils bloße körperliche Bewegungen, ohne Mitwirkung des Ausdrucks des Gesichts und der Rede, nicht jeden individuellen Zustand unsers Gefühlvermögens genau und unterscheidend anschaulich machen, andern Theils auch Empfindungen und Leidenschaften zu einem Grade ge= langen können, in welchem alle sichtbare Bewegung, die ihn kennbar machen könnte, aufhört, und die Leidenschaft nur in unserm Innern würkt. Wåren die körperlichen Bewegungen eben so man nichfaltig, als es die Empfindungen und Leidenschaften ihren Arten und Graden nach sind, so müßte fich behaupten lassen, daß eine jede Empfindung nicht allein ihrer Art, sondern auch ihrem Grade nach, ihre besondere und eigenthümliche Bewegung haben müßte; die bloßen Bewegungen allein und für sich genommen dürften aber in den allermeisten Fållen, wenn auch die Art der Empfindung und der Leidenschaft, z. B. des Hasses, des Abscheus, der Liebe, des Zorns, des Mitleids, der Traurigkeit, u. s. w. dennoch gewiß durchaus den Grad, auf welchem die Leidenschaft steht, nicht errathen lassen. Größtentheils bleiben die bloßen Bewegungen der

Gliedmaaßen, nach meiner Ueberzeugung, ohne bestimmte Bedeutung, wenn ihnen nicht die Sprache der Augen und der Gesichtsmuskeln, zugleich mit den Bewegungen des Kopfs, die jenen körperlichen Bewegungen Leben und Nachdruck geben, zu Hülfe kommen. Was die Verwandtschaft der Figuren der körperlichen Bewegungen und die mannichfaltigen verwandten Grade ihrer Geschwindigkeit und Langsamkeit, wodurch nach dem Verf. die körperlichen Bewegungen der Mannichfaltigkeit fähig werden, heißen soll, ist mir zu råthfelhaft, als daß ich eine bestimmte Erklärung da von zu geben hoffen könnte.

»Nicht alle Glieder, (fährt der Hr. Prof. in seiner Betrachtung über die körperliche Bewegung fort) find der Bewegungen fähig, welche Gefühle und Leidenschaften kopieren können; ausdrücken, an deuten, können sie mehrere, als z. B. Auge, Wange, Mund; allein kopieren, nur Hånde und Füße. Die Bewegungen der Füße interessiren uns so außerordentlich, weil sie 1) die meiste Geschmeidigkeit und Agilitåt besitzen, und also das meiste Vermögen haben, durch Bewegung Gefühl und Leidenschaft zu mahlen, sowohl den möglichen Siguren, als den mannichfaltigen Tempos dere selben nach. 2) An den Bewegungen der Füße muß der ganze Mensch Antheil nehmen. Mahle ich durch Bewegung der Hände eine Gemüths. bewegung, so wird gerade dadurch nicht der gans ze übrige Körper in Bewegung gefeßt; allein die Fußbewegung hat auf den ganzen sichtbaren Menschen Einfluß.«

»Nächst

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»Nächst der Tonkunst kann also die Tanzkunst Gefühle und Leidenschaften kopieren. Lettere, ge. winnt an Würksamkeit ungemein durch die mit ihr natürlich verbundnen empirisch ausdrückenden Gebehrden; worunter solche verstanden werden, die an sich weder mit dem Gefühle selbst, noch mit dessen Gegenstande eine reelle Aehnlichkeit haben, aber der Erfahrung nach auf gewisse Gemüthszustände immer zu folgen pflegen, oder mit ihnen zugleich sind.«

Wenn Herr H. unter kopieren das versteht, was nach dem gemeinen Sprachgebrauch darunter verstanden wird, wo es so viel heißt, als eine Ur schrift abschreiben, ein Originalgemålde nachmahlen, eine Originalfigur abformen u. s. w. so muß freylich die Gebehrdensprache dem Conterfey der Hånde und Füsse nachstehen; denn in diesem steht die Gemüthsbewegung ganz nachgebildet da, jene hingegen deutet sie nur an, oder, welches dem Verf. damit gleichbedeutend ist, drückt sie nur aus; welches nichts anders heißen kann, als: die Gebehrden deuten nur überhaupt an, daß irgend eine Gemüthsbewegung in uns vorhanden ist, die Bewegungen der Hånde und Füsse hingegen geben zu erkennen, welche bestimmte Gemüthsbewegung, und in welchem Grade der Stärke sie sich in uns regt. Man hat sich bis jezt den Fall gerade umgekehrt gedacht, und den Gebehrden einen ungleich größern Antheil an der Versinnlichung der Ge müthsbewegungen, als den Bewegungen der Hånde und Füsse, bengelegt; und das mit Recht, da die lestern,

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lestern, ohne Beyhülfe der Pantomime, blos Fi guren für das Auge sind, die keine Bedeutung haben. Ich möchte wohl wissen, wie sich ein Schauspieler, selbst ein solcher, der sich auf das, was Hånde und Füsse zu leisten fähig sind, am besten versteht, und beyde vollkommen in seiner Gewalk hat, anstellen würde, wenn man ihm zumuthete, irgend eine Leidenschaft bloß mit den Hånden und Füssen zu mahlen. In gleicher Verlegenheit würden wir selbst seyn, wenn uns ein solcher Schauspieler irgend eine Leidenschaft, die er im Sinne hat und uns mit Hånden und Füssen vormahlte, zu errathen gåbe. Bloße Richtungen, Stellungen, Beugungen, Drehungen der Arme und Beine, Deffnung und Schließung der Hånde, und alle Bewegungen der Füße, nach allen möglichen Graden der dabey angewandten Kraft und Schnelligkeit, können weiter nichts als sich selbst anschaulich ma chen, und obgleich die Bewegungen der Hånde und Füße der Natur der Leidenschaft, die der Schau spieler darstellt, angemessen seyn müssen, z. B. die Traurigkeit sich nicht mit schnellen und heftigen Be wegungen, mit Hüpfen und Springen vertrågt, so kann man doch nicht sagen, daß sie die Leiden schaft kopieren oder mahlen, so wenig fich sagen läßt, daß diese bestimmte Bewegung der Hånde und Füße nur dieser bestimmten Art von Gemüthsbewegung und diesem bestimmten Grade derselben allein und ausschließlich eigen sey.

Da die Behauptung des Verf. selbst so sonders bar ist, so dürfen wir uns, m. Fr., nicht über die

Son

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