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Lehre des Verf. gerade das Wesentlichste in Absicht auf die Bestimmung der besondern Klassen der schö. nen Künste seyn sollte, nicht das mindeste zu dieser Bestimmung beyträgt, sondern blos die zufällige Gelegenheit zu sehr unfruchtbaren Betrachtungen über die Zeichen, deren sich die schönen Künste zu ihren Darstellungen bedienen, geben muß; über Dinge also, mit welchen die darzustellenden Gegenstände selbst, die das Gefühl oder die Leidenschaft erwecken, gar nicht das geringste gemein haben: Sie sehen also hieraus, m. Fr., daß mein Urtheil gerecht ist, wenn ich gleich Anfangs behauptete, daß das von Hrn. Prof. H. in seinem System der Aesthetik für die schönen Künste in fonderheit aufgestellte gemeinschaftliche Princip kein richtiger, befriedigender, den gemeinschaftlichen Charakter aller schönen Künste erschöpfender Be griff sen; da es das nicht zu leisten vermag, was ein jedes Princip in einem System leisten muß, daß es nämlich der Grund, auf welchem alle Theile des Systems beruhen, und der Probierstein der Recht, måßigkeit der Theilnehmung irgend eines Gliedes an dem Systeme sey. Diefem muß noch hinzugefügt werden, daß auch weder die Gegenstände an und für sich, noch die bestimmten Zustände, in welche das Gefühl der Lust und Unlust, oder nach der Sprache des Verf. der Empfindsamkeit durch sie verseht wird, dazu geeignet sind, der Grund zur Bestimmung der einzelnen Zweige der schönen Künste zu seyn. Nicht die Gegenstände, die die schönen Künste darstellen: denn, was man sich auch XXXXVII. B. 1. St.

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D

für

für einen Begriff von Gegenstånden überhaupt oder von besondern Arten derselben und von Individuen machen mag, so bleibt es doch immer unmöglich, aus den Merkmaalen dieser Begriffe, die Merkmale der Sache selbst sind, dasjenige hers auszubringen, was die schöne Kunst als solche charakterisirt. Die schöne Kunst ist, wie alle Kunst überhaupt, eine Vorstellungsart; so viel verschie dene Arten Vorstellungen zu versinnlichen es also giebt, so viel giebt es auch Urten von Künsten ; die Gegenstände der Vorstellungen sind aber weder selbst die Vorstellungen, noch geben ihre Merkmale die Vorstellungsarten an die Hand, die nur die Kunst anschaulich zu machen versteht. Ueberdieß giebt es Vorstellungsarten, die nur durch schöne Kunst möglich sind, denen aber nirgend in der Na tur ein Gegenstand entspricht, und eben so verkörpert die fd one Kunst Ideen, wozu nirgend in der Natur ein Vorbild zu finden ist. Auch nicht die bestimmten Zustände des Gefühls der Lust und Unlust, die turch die Gegenstånde verursacht werden; denn wenn wir auch durch die gespannteste Aufmerk samkeit auf uns selbst, und auf alle Regungen, de ren wir uns bewußt werden, die Gefühle nach allen ihren Gattungen, Arten und feinsten Nuancen so sicher zu bestimmen im Stande wåren, daß wir die eine von der andern mit Bewußtseyn unterschei den und ihr unterscheidendes Merkmal namhaft ma chen könnten; so würde sich doch in den uns bewuße ten und nahmhaften Merkmalen nichts auffinden laffen, worin auch zugleich das Charakteristische ir.

gend

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gend einer Kunst enthalten wåre. Nicht in dem Gefühl selbst, in dem, was wir fühlen, dessen wir uns in irgend einem Gefühl bewußt sind, son. dern in dem Ausdruck, durch welchen sich das Gefühl anschaulich macht, kann der Grund der Eintheilung der schönen Künste liegen, und zwar eines Theils nicht blos in so fern, als er blos Ausdruck eines bestimmen Zustandes unseres durch einen åußern Gegenstand unmittelbar afficirten Gefühls der Lust und Unlust, sondern auch in wiefern. er überhaupt Ausdruck jeder Modifikation unsers auch durch willkührliche Vorstellungen und Ideen bestimmten Gefühls der Lust und Unlust ist; andern Theils aber auch wieder nur blos in fo fern, als der Ausdruck nicht Copie der rohen Natur, son dern wie er den, den schönen Künsten, als solchen, eigenthümlichen besondern Vorstellungsarten einzig angemessen ist.

Nach diesen vorläufigen Anmerkungen über die von dem Verf. sogenannten drey Darstellungsarten des bestimmten Zustandes der Empfindsamkeit, die aber im Grunde keine Darstellungsarten desselben, fondern eine bloße Distinction der Objekte der Darftellung überhaupt find, laffen Sie uns nunmehr, m. F. der besondern Ausführung einer jeden dersel ben Schritt vor Schritt folgen. Also

I, von dem Falle, wenn wir blos unser Gefühl,
oder unsere Leidenschaft, ibre Natur, ibren
Sang, ibre Mischungen, Abwechselungen und
Gradationen kopieren wollen, obne zugleich.
D 2

die

die Gegenstände, die sie etwa mogen erregt ba, ben, anzugeben oder zu beschreiben.

»Um das Gefühl oder die Leidenschaft zu mahlen, muß man ein Zeichen haben. Zur Bestimmung der Beschaffenheiten dieser Zeichen dienen folgende Be. merkungen.

1) Jedes Gefühl, jede Leidenschaft beginnt, dauert fort und vollendet in der Zeit. Zeit ist also nothwendige Form aller Empfindungen des Echmer. zes und des Vergnügens, aller Regungen der Begier und des Abscheues, und diese können in der Zeit nach allen möglichen Graden der Geschwin digkeit und Langsamkeit vor sich gehen.

2) Empfindungen und Leidenschaften find zahllofer Grade von Stärke und Schwäche, Lieblichkeit und Rauheit, Sanftheit und Wildheit fähig, welche Grade theils durch den Inhalt des Gefühls (die Art des Angenehmen und Unangenehmen, und den intensiven Charakter der Schläge der Leidenschaft,) theils durch die Art des Zusammenhanges der einzelnen Theile, theils durch ihr Zeitmaaß bestimmt werden.

3) Sie beharren eine Zeit lang in ihrer allgemeinen Beschaffenheit, und gehen dann stufenweise in entgegenstehende Zustände über. Die Gefühle und Leidenschaften haben also Beharrlichkeit und Stetigkeit.

4) Sie können ohne Verlust ihres allgemeinen Charafters in verschiedene Arten und Grade des An genehmen und Unangenehmen, des Bestrebens oder Verabscheuens übergehen, können durch vere schiedene Tempos wechseln, und auf diese Art, un

be

beschadet ihrer Einheit, einen hohen Grad von Mannichfaltigkeit haben.«

Aus diesen Bemerkungen folgert nun der Verf. die Beschaffenheiten der Zeichen, wodurch Gefühle und Leidenschaften kopiert werden sollen.

»Ein Zeichen muß an die Form der Zeit gebunden, feine Modifikationen und möglichen Anwendungen müffen der Grade von Langsamkeit und Geschwin, digkeit, die wir an dem Gange der Gefühle und Leidenschaften bemerken, fähig feyn.

Das Zeichen muß alle Grade von Stärke und Schwåche, Lieblichkeit und Nauheit, Sanftheit und Wild heit annehmen können.

Es muß der Beharrlichkeit und Stetigkeit fåhig seyn, und endlich

unbeschadet der Einheit, welcher es in seinen Werken durch Beharrlichkeit und Stetigkeit fähig ist, eben so mannichfaltig seyn können, wie das Gefühl und die Leidenschaft selbst.cc

Es bedarf nur weniger Ueberlegung, um so, gleich einzusehen, daß die angegebenen Beschaffenheiten nur solchen Zeichen oder Ausdrucksmitteln der Gefühle und Leidenschaften eigen seyn können, deren entweder die menschliche Natur selbst sich zum Ausdruck und zur Mittheilung ihres Gefühls der Lust oder Unlust bedient, oder die diejenigen Künste gebrauchen, die allein im Stande sind, die mensch. lichen Gefühle und Leidenschaften, nach dem ganzen Umfange, nach der ganzen Mannichfaltigkeit und Verschiedenheit ihres Ausdrucks nachahmend darzustellen; zu welchen allein die redenden Künste, die Tonkunst und der dramatische Tanz gehören. D 3 Die

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