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für sich betrachtet, unfähig sind, aus sich selbst die Bestimmungen der Natur der schönen Künste her. zugeben.

Was die Zwecke selbst betrift, die das Wesen der Wissenschaft, der mechanischen und schönen Künste bestimmen sollen, so kann man zwar zuge, ben, daß in diesen Zwecken der Grund der Entstehung der mechanischen Künste, der Wissenschaften und schönen Künste liege; allein sie geben keine Merkmale an die Hand, durch die diese drey Ge genstånde sich wesentlich unterscheiden. Jene angegebenen Zwecke oder Bedürfnisse machen, wenn fie erreicht und befriediget werden sollen, die mechas nischen Künste, Wissenschaften und schönen Künste zwar nothwendig; aber sie bestimmen das Wesen oder den Begriff derselben nicht so, daß sich die eine von der andern unterscheidend auszeichnete; es liegt in ihnen nicht der eigentliche wahre Grund des Unterschiedes der einen von der andern. Denn der von dem Hrn. Verf. den mechanischen Künsten bey gelegte Zweck kann auch erreicht werden, wenn auch mit ihren Werken Schönheit verknüpft ist, und der mechanische Künstler bey seinen Hervorbringungen wissenschaftlich oder systematisch zu Werke geht. Auch die schönen Künste gewähren Erkennt, nisse, und der Künstler kann derselben zur Erkenntniß und Hervorbringung feiner Werke eben so wenig als einer mechanischen Behandlung entbehren. Darum, daß sich eine Sache auf ein körperliches Bedürfniß und die Befriedigung desselben bezicht, bin ich noch nicht berechtiget, sie blos für

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ein Produkt der mechanischen Kunst zu halten, und darum, daß durch etwas ein bestimmter Zustand des Empfindungsvermögens oder der) Empfindsam keit, wie sich der Verf. ausdrückt, dargestellt wird, ist dieses Etwas noch kein Werk der schönen Kunst; so wenig als jede Erkenntniß und ihre Mittheilung Werk der Wissenschaft ist. Gebäude, Gewänder, Tische, Stühle, Tapeten, Leuchter zc, sind, wenn der Verfertiger bey ihrer Formation nicht blos auf ihren Zweck und Gebrauch allein, sondern auch auf schöne Form derselben gesehen und sie in dieser Form dargestellt hat, nicht blos Werke der mechanischen, sondern auch der schönen Kunst. Da ein bestimm= ter Zustand des Empfindungsvermögens oder der Empfindsamkeit auf mancherley Arten_dargestellt werden kann, so ist zum voraus einzusehen, daß es auch Darstellungsarten jenes Zustandes geben werde, die kein Produkt der schönen Kunst sind. Die Natur selbst äußert solche Zustände in dem Mens schen durch Seufzen, Weinen, lachen, und durch körperliche Bewegungen und Rede, die gar oft nichts weniger als schön sind, und wenn sie es sind, doch nicht als Produkte der schönen Kunst, sondern als Aeußerungen der menschlichen Natur angesehen werden können. So giebt es auch Kunstwerke, die bloße Abbildungen sind, bey welchen nicht die Empfindung des Künstlers, sondern ein äußerer Gegenstand die nachbildende Hand desselben leitet, z. B. die Portråtmalerey; ingleichen auch solche Kunstprodukte, die blos Darstellungen von Bil dern der Phantasie und in der Phantasie des Dich

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ters, Malers, Bildhauers 2c. unmittelbar entstanden sind, ohne daß die Empfindung oder das Gefühl der Lust, welches hier gemeynt seyn kann, zu ihrer Entstehung mitgewirkt håtte, und zugleich mit dargestellet wäre, obgleich diese Werke durch die Art ihrer Darstellung Eindrücke auf unser Gefühl der Luft zu machen fåhig sind, und wirklich machen müssen. Hieraus erhellet denn, daß es bey Werken, um Werke der schönen Kunst genannt werden zu können, nicht sowohl darauf ankomme, was, sondern vielmehr wie es dargestellet werde, und daß die von dem Verf. angegebenen Bestimmungen das Wesen der schönen Kunst überhaupt auf keiner Seite berühren, sondern blos eine Gats tung von Objekten treffen, mit deren Darstellung sich die schönen Künste ebenfalls beschäftigen können. Man wird auch gleich sehen, daß es dem Herrn Verf. auf diesem Wege nicht gelingen konnte, die verschiednen Arten der schönen Künste selbst gehörig zu bestimmen und zu klássificiren,

Zuvor ist aber noch zu erinnern, daß der von dem Verf. den schönen Künsten angewiesene Zweck blos ein Zweck für den Künstler nicht aber für die Produkte der schönen Kunst selbst sey, Darum, daß jener bey Verfertigung seines Kunstwerks die Absicht hat, einen bestimmten Zustand seiner Empfindsamkeit darzustellen, ist sein Werk noch kein schönes Kunstwerk, und diese Absicht kann, wenn fie erreicht worden, ein schlechtes, geschmackloses Produkt so wenig zu einem wahrhaft schönen Kunst. werk adeln, als ein schönes Kunstwerk diesen Charafter

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rakter darum verlieren kann, daß der Artist bey seiner Verfertigung jenen Zweck nicht hatte oder ha= ben konnte. Denn daß der Künstler mehr und hauptsächlich nach Idealen seines Geistes, als nach würklichen Gefühlen, welche die Gegenstånde in ihm rege machen, arbeite, und würkliche Gefühle selten der Gegenstand und Zweck seiner Arbeiten sind, ist eben so bekannt, als daß es Künste giebt, die gar nicht unmittelbar von der Empfindung, oder dem Ge fühle ausgehen, obgleich der Künstler sowohl als jeder andere Betrachter dasselbe nach dem Eindrude, den es auf sein Gefühl der Lust und Unlust macht, beurtheilen muß. Auch kann man es keinem Kunstwerke ansehen, daß es einen bestimmten Zustand der Empfindsamkeit des Künstlers darstellen soll, ob es gleich selbst einen Zustand der Empfindung irgend eines wirklichen oder erdichteten Wesens ausdrücken kann; wie z. B. die Grup. pe des Laokoon, oder der Niobe.

Der Zweck, den alle Werke der åsthetischen Kunst ohne Unterschied haben müssen, ist, durch ihre Form das Gefühl der Luft zu erregen. Dieses bewürken sie entweder durch Rührung und Reiz der Sinne, oder dadurch, daß sie die Erkenntnißkråf. te, die in der åsthetischen Urtheilskraft im Spiele find, Einbildungskraft und Verstand, als Ver mögen der Anschauungen und Begriffe, beschäf tigen und unterhalten. Dort find sie Werke der angenehmen, hier der schönen Kunst. Die Werke der leßtern erweitern und beschäftigen die Einbildungskraft als Vermögen der Anschauungen,

indem sie ihr nicht blos den Stoff der Anschauuns gen darbieten, der in den Grenzen des Raums, den diese Kunstwerke selbst einnehmen, liegt, sondern sie auch durch den Eindruck, den ihre Form auf das Gefühl der Lust macht, über die durch die Materie des Werks bestimmten Schranken der åuffern empirischen Anschauungen hinaushebt. Den Verstand hingegen, als Vermögen der Begriffe, beschäftigen sie nicht allein dadurch, daß sich das Subjekt der Einstimmung der Einbildungskraft und ihrer Anschauungen mit der Form des Den kens, welches im Verbinden besteht, sondern auch der Harmonie der allgemeinen Naturbegriffe mit den ihnen durch die Kunst-Darstellung bengelegten mannichfaltigen Modifikationen bewußt wird.

Eben das ist die Vorstellung, die Kant von dem Zwecke der schönen Kunst macht. ,,Wenn die Kunst, sagt er (S. 175. feiner Kritik der åsthet. Urtheilskraft) dem Erkenntnisse eines möglichen Gegenstandes angemessen, blos ihn würklich zu machen, die dazu erforderlichen Handlungen verrichtet, so ist sie mechanische; hat sie aber das Ge fühl der Luft zur unmittelbaren Absicht, so heißt sie ästhetische Kunst. Diese ist entweder angenehme over schöne Kunst. Das erste ist sie, wenn der Zweck derselben ist, daß die Luft die Vorstellungen als bloße Empfindungen, das zweyte, daß fie dieselbe als Erkenntnißarten begleite.“

Der mechanische Künstler will einen Gegenstand, z. B. ein Haus, nur nach Maaßgabe des Begriffs, den er sich von demselben gemacht hat,

würfe›

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