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aus diesen Feyerlichkeiten für die Griechen erwuchsen, entwickelt habe, so giebt es gleichwohl fo viele andre, zwar weniger auffallende, aber für die Cultur dieses Volkes gewiß nicht weniger wich. tige Vortheile, daß ich mich selbst der Unvollstån. digkeit anklagen müßte, wenn ich sie übergienge.

Zuerst zähle ich dahin die ausgezeichnete Ehre, die man nicht blos den Siegern, sondern edlen Bürgern, Patrioten und Weisen, als den gerech= ten Zoll ihrer Verdienste, an jenen Festen entrichtete. Nicht lange nach der Schlacht bey Salamis fielen die olympischen Spiele, und Themistokles fand sich bey ihnen ein. Kaum erschien er im Stadium, so klatschte ihm das ganze Parterr Beyfall. Weit entfernt sich mit den Kämpfern zu beschäftigen, richteten alle Zuschauer, diesen Tag über, ihre Blicke allein auf ihn. Man konnte sich an dem Erretter Griechenlands nicht satt sehen; man zeigte ihn voll Stolz allen Fremden; und Themistokles gestand, daß dieser Tag der schönste. feines Lebens sey. Einen ähnlichen Triumph erhielt Plato. Die ganze Versammlung heftete, als er ankam, ihre Augen auf ihn, und bezeugte ihm durch die schmeichelhaftesten Ausdrücke, wie hoch sie seine Gegenwart schäße. Noch ehr würdiger wird die Zusammenkunft zu Olympia, wenn man lieset, wie Archilochus sich durch sie mit ganz Griechenland wieder aussöhnte. Verhaßt durch seine Satyren, verwiesen von seinen Bürgern, und verachtet von allen Tapfern, weil er ohne Schild aus dem Treffen zurück gekommen war,

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wanderte er in den griechischen Städten umher, und fand nirgends eine Zuflucht. Eben feyerte man die olympischen Spiele. Er verfertigte eine Ode zum Lobe des Herkules, verbreitete überall die Nachricht davon, und ward unter die Mitwerber um den poetischen Kranz aufgenommen. Er singt sein Gedicht und begleitet es mit den Tönen der Leyer. Jedermann sigt erstaunt. Man vergift über dem Dichter den Satyriker und den Feigen, und hålt ihn einstimmig der Krone würdig. Der Bey fall vertritt die Stelle einer förmlichen Ehrlichspres chung. Archilochus kehrt nach Paros zurück, und genießt bis an seinen Tod der vollkommensten Hochachtung seiner Bürger. *) - Mich dùnkt, ein Fest, dessen Feyerer so empfanden und urtheil. ten, mußte den Beyfall jedes Patrioten gewinnen, und würde von uns selber besucht werden.

Archilochus Hymne auf den Herkules führt mich ganz natürlich auf die sogenannten musikalischen Wettstreite, oder Vorlesungen, die mit den olym pischen Kampfspielen verbunden wurden. Ich werde nur wenig darüber sagen, da iht Nugen von selbst einleuchtet, und mehrere vor mir bey diesem Gegenstande verweilt haben. Unter den Schriftstellern, von deren zu Olympia publicirten Werken Athenaus und andre sprechen, finden wir keinen åltern, als den Vater der Geschichte, den halikarnassi

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*) Plutarch im Themistokles. Th. 1. S. 120. Diogenes Laertius. B. 3. Abth. 20. Der Scholiast zur olympischen Ode Pindars.

nassischen Herodot. *) Aber eben dieß beweiset, daß die Griechen frühzeitig schon an die Vereinigung der physischen und geistigen Erziehung dachten, und die olympischen Spiele zu einem Zwecke benußten, den wir freylich mit geringerer Mühe, fie hingegen weder leichter noch vollkommener erhalten konnten. Man denke sich die Schwierigkeit der litterarischen Mittheilung in jenen Tagen, und frage sich selbst, was ihr besser abzuhelfen im Stande war, als die öffentliche Bekanntmachung der Geisteswerke zu Olympia. Nur auf diese Weise konnten die Schriftsteller das Urtheil ihrer Zeitge noffen erfahren, und zugleich den würdigsten Lohn ihrer Bemühungen, Lob und Unsterblichkeit einårnten, nur auf diese Weise ein gutes Buch schnell und hinlänglich bekannt werden, und ein schon bekanntes, wie z. B. die Gedichte Homers, welche von den Rhapsoden bey dieser Gelegenheit gewöhnlich declamirt wurden, in größern Umlaufkommen. Wie viele Schriften des Alterthums, die der Ewigkeit werth waren, sind verloren gegangen, und wie viel mehrere würden ohne Olympia vielleicht nicht einmal außerhalb den Grånzen des Städtchens, wo ihre Verfasser lebten, gekommen und mit ihrem Entstehen in ihr Nichts zurück gesunken, wie viele trefliche Genies unter den asiatischen Griechen nicht einmal in Athen, geschweige denn in dem übrigen Griechenlande, genannt worden seyn! Wie viel herrliche Funken in jungen Seelen würden ohne die

*) Lucian im Herodot oder Aetion.

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se Veranlassung geschlummert, wie viel schöne Keime sich nicht entwickelt haben! Der größte Nußen, den Herodots Werk stiftete, war unstreitig der, daß es ein noch größeres hervorbrachte. Thucydides, der Jüngling von funfzehn Jahren, wohnte der Vorlesung zu Olympia bey. Plöglich traten ihm Thrå nen in die Augen. Er fühlte jenes unruhige Ver langen, das edlen Entschlüssen voranzugehen pflegt, Der Gedanke sich einen gleichen Ruhm zu erwerben, ergriff ihn allgewaltig, und es entstand die Geschichte des peloponnesischen Krieges, die Bewuns derung der Vorwelt und Nachwelt. *) In Wahr heit, wenn die Griechen die olympischen Spiele weniger geliebt und besucht hätten, als sie wirklich gethan haben, dieser Mangel an Achtung wür de befremdender seyn, als der warme Enthusias mus, mit welchem sie einer Feyerlichkeit anhingen, die ihren Muth belebte, Ehrgefühl und Patriotismus erhöhte, und den Sinn für das wahre Gute und Schöne veredelte.

Wenn endlich der Mensch, wie uns eine allgemeine Erfahrung lehrt, sein eignes Ich, seine Bequemlichkeit, seinen Gewinn, seinen Vortheil selten oder nie aus den Augen läßt, wenn ihn jede öffentliche Anstalt nur um so mehr interesfirt, je genauer er selbst und die Verbesserung seines Zustandes mit ihr zusammenhängt, was waren nicht die olympischen Spiele, auch in dieser Rücksicht, für den Griechen! Es ist wahr, Schiffahrt, Hand

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*) Suibas in dem Leben dieses Schriftstellers.

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Handlung und Gewerbe erweiterten sich bereits nach der Zerstörung von Troja. Korinth, durch seine trefliche Lage auf dem Isthmus, gleichsam von der Natur selbst zur Stapelstadt ausersehen, ward ihs rer physischen Vorzüge frühzeitig gewahr, und säumte nicht sie zu nußen. Auch die Korcyråer, Jonier, Samier, und Phocåer erschienen um diese Zeit auf der See. Indeß blieb die Schiffahrt der Griechen gleichwohl, bis zu den persischen Kriegen, in ihrer Kindheit, und der Handelsverkehr der Staaten beschwerlich. Was konnte unter solchen Umständen willkommener seyn, als ein Fest, zu welchem alle Nationen, die den griechischen Namen führten, zusammenströmten; was erwünschals ein gemeinsamer Versammlungsort, der von Einheimischen und Fremden gleich stark besucht wurde? Hier sahen sich die kleinen, zerstreuten und viele Meilen aus einander wohnenden Ståmme und Völker; hier lernten sie die jedem eignen Produkte der Natur und Kunst kennen; hier besprachen sie fich über ihre gegenseitigen Lagen und Verhältnisse; hier fanden sie die beste Gelegenheit, Verträge zu schließen, Geschäfte zu verabreden, und über die Art der Waaren - Versendung sich zu vereinigen. Hier öffnete sich, so zu sagen, auf dem festen Lande ein Frenhafen für alle Griechen, die sich durch Handel und Verkehr an einander zu knüpfen gedach. ten, und die olympischen Spiele stifteten, wie ein geschäßter Schriftsteller sagt, in diesem Betrachte mehr Nußen, als die Wallfahrten der Hebråer nach Jerusalem, und die der Mahomedaner nach

Mecca.

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