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zur Besuchung derselben anhielten, und der Beyfall, den sie ausgezeichneten Kämpfern zu Olympia ertheilten, sage uns laut und vernehmlich, daß nicht Vergnügen und Augenweide, sondern der ernste und herzerhebende Gedanke, in diesen ge krönten Siegern tapfre Helden und Vertheidiger des Vaterlandes zu sehen, jenes so außerordentliche Interesse an den olympischen Spielen er zeugte. Und hat es die Geschichte nicht bestätiget, wie gerecht dieser Beyfall, und wie gegründet diese Erwartungen waren? Oder sagt uns Herodot *) nicht ausdrücklich, daß ein einziger Grieche in der Schlacht bey Platåa zehn und mehrere Perser auf fich genommen, und Hermolykus, berühmt durch seine Fertigkeit im Pankration, sich unter allen Atheniensern bey Mykale am besten gehalten habe? Auch Tigranes, einer der vorzüglichsten persischen Feldherrn, empfand, bey dem Anblicke der olym pischen Spiele, ihren ganzen Einfluß, und beurs theilte ihn sehr wahr und richtig. „Warum willst du dich mit den Griechen einlassen?" sagte er zu feinem König, dem Eerres.,,Diese Leute streiten um einen Delzweig.“

Aber, wird man fragen, wie reimen sich diese Lobsprüche mit den Vorwürfen, welche Eenophanes aus Kolophon, Euripides und Galen **) der AthB 2 letif

*) B. 9. C. 62. 105. B. 8. C. 26.

**) Die beyden ersten in einigen vom Athenåus, B.

10. C. 2. E. 413. erhaltenen Stellen, der lehtre

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letik der Griechen machen, und Herr von Paum neulich mit so vielem Nachdrucke wiederhohlt hat? Wie will man eine Einrichtung vertheidigen, welche einige von den vorzüglichsten Männern der griechischen Nation verurtheilten, Uebungen, die ein Weltweiser und ein philosophischer Dichter für sittenverderblich, und ein Arzt für ungesund und entkräftend erklärte? Ich gestehe gern, daß diese Beschuldigung beim ersten Anblicke bedeutend, und ihre Widerlegung so leicht nicht scheinet. Zwar Galens Gültigkeit ließe sich wohl noch bezweifeln. Galen lebte bekanntlich in der Mitte des zweyten Jahrhunderts der christlichen Zeitrechnung, und fand die Athletik wahrscheinlich in einem Zustande, der ihrem urfprünglichen ganz unähnlich sah. Schon die Hef tigkeit seiner Declamation führt darauf, und die Schilderungen, die er von dieser Kunst entwirft, lassen mit allem Rechte eine völlige Ausartung derselben vermuthen. Aber was foll man vom Xenopha. nes und Euripides sagen, die beyde vor dem persischen Kriege blühten, und, wenn die Athletik je vortheilhaft für den Staat war, fie in der damaligen Periode so finden mußten? Sollen wir sie der Partheylichkeit anklagen, oder ihre Zeugnisse, die eigentlich nicht durch sie, sondern durch eine spåtere Hand auf uns gekommen sind, für unåcht ausge ben?

in seiner bekannten Schrift: Ob die Arzneykunst oder die Gymnastik der Gesundheit größere Dienste leiste.

ben? Jenes wåre hart, und dieses unkritisch. Es giebt einen Ausweg, der uns nåher liegt, und vor jenen beyden Extremen vorbeyführt. Wenn ich die olympischen Spiele als eine trefliche NationalAnstalt bewunderte, und die Achtung, welche ihnen der Grieche erwies, für gerecht und begreiflich erklärte, so habe ich dadurch die Uebungen zu Olyms. pia nicht von allem Vorwurfe frey sprechen wollen. Die Linie, die zwischen dem zu Viel und dem zu Wenig hinläuft, und den allein richtigen Pfad bezeichnet, diese schmale Linie war sicher nirgends leichter zu überschreiten, als hier. Alles, was Euripides den Athleten böses nachsagt, sind natürliche Folgen ihrer Jahre, ihrer Lebensart, und ich seße hinzu selbst des Beyfalls, den sie genossen. Wer kann zweifeln, daß die Geseße des Wohlstandes und der Sittlichkeit oft von ihnen verlegt, und ihr Stolz vielfach genährt worden ist? wer wird es dem Dichter nicht auf sein Wort glauben, daß viele dem Vaterlande nichts genugt haben, und im Alter, wie die Schatten, umher geschlichen sind? wer wird es sogar dem strengen und patriotischen Solon verübeln, daß er schon anderthalb hundert Jahre nach dem Jphitus, diese Spiele, als ein Beförderungsmittel des aufkeimenden kurus, und als die Ursache einer für die öffentliche Casse låstigen Verschwendung betrachtete, und auf ihre Abschaffung antrug? *) Aber wo ist die patriotische B 3

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*) Man' sehe die Note S. 9. Ungeachtet man die Nachrichten der Alten von den olympischen Spie

Len

Anstalt, die in jeder Rücksicht musterhaft und uns schädlich wäre? wo lebt der Weise, der Gefeßgeber, der Demagog, der die Folgen seiner Anordnungen für Jahrhunderte berechnen kann? endlich wo ist der Staat, in welchem, mit der Vermehrung feines Reichthums und seiner Macht, nicht auch die besten Einrichtungen eine andre, und fast immer nachtheilige Richtung genommen haben? Vielleicht wäre es allerdings vortheilhaft für die Griechen gewesen, wenn man die olympischen Spiele frühzeitig eingeschränkt und verbessert håt. te; vielleicht war einmal eine Zeit, wo sie ganz aufzuhören verdienten, weil ihr glücklicher Einfluß aufhörte, oder doch, in Vergleichung mit dem vielfachen Nachtheile, unkenntlich wurde: allein zu Solons und Euripides Zeiten hatten sie sich зи wenigstens in dem Maße noch nicht verschlimmert. Dieß

len fleißig aufgesucht und zusammen gestellt hat, fo ließen sich doch gewiß, wenn man fie genauer vergliche und chrenologischer ordnete, noch mehr Aufschlüsse über die allmählige Erweiterung und Ausdehnung dieser Uebungen, so wie über die stufenweise Verschlimmerung der Athletik, und über ihren anfänglich fürwahr nüßlichen, in der Folge aber nachtheiligen Einfluß, ja vielleicht selbst über manche noch nicht genug erörterte Anordnungen und Sitten geben. Was Herr Meiners über die Gymnastik in den lehten göttingi schen Commentationen gesagt hat, habe ich, da fie so eben erft erschienen find, noch nicht gelesen.

Dieß beweisen die Namen geschäßter Griechen, die wir als olympische Sieger genannt finden; dieß beweisen die Urtheile der einsichtsvollesten und erfahrensten Månner, unter denen ich, statt aller, den vortreflichen Plato anführe. *) Mit welcher Achtung spricht er nicht von den gymnischen Spies len, er, der selber Athlet und zwar gekrönter Athlet war; wie dringend empfiehlt er sie nicht dem Krieger; wie laut ermahnt er nicht, sie durch Gesehe zu gebiethen und durch Belohnungen zu ehren! Mich búnkt, sein Zeugniß halte wenigstens dem erstern die Wage, zumal wenn wir bedenken, daß Euripides die tönende Sprache der Musen redet, daß die Parallele, welche er zwischen den Belohnungen der Kampfer und Weisen zieht, ihn sehr natürlich zu einer kleinen Ungerechtigkeit gegen jene verleiten mußte, endlich daß er selbst die olympischen Spiele besungen und dadurch stillschweigend seinen strengen Ausspruch gemildert hat.

Ich kehre wieder zurück zu dem wohlthätigen Einflusse und zu der von ihm abhängenden Schähung der olympischen Spiele. Ungeachtet ich die wesentlichsten und hauptsächlichsten Wirkungen, die B4

aus

*) Im 8. B. von den Gefeßen S. 833. Wirklich hatte auch die Gymnastik und Athletik, kurz vor feiner Zeit, (man sehe die oben angeführte Schrift Galens,) eine zweckmäßigere Einrichtung bekommen; der deutlichste Beweis, daß diese Kunst für die Griechen in ihren bessern Zeiten noch etwas mehr, als bloßer Zeitvertreib, war.

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