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V.

Vermischte Nachrichten.

Deutschland.

Gotha. Ueber die vereinigten Niederlande.

Briefe von J. Grabner. Mit Kupfern, 1792. 490 Seiten in 8. Wer in den gewöhnlichen Reisebeschreibungen mehr als Unterhaltung, mehr als ein Surrogat für Romanenlektüre zur Abwech selung sucht; der betrügt sich sehr. Die Reisebe. schreiber könnten ganz andere Leute seyn, als sie meistens sind, bey der seht herrschenden Art zu rei sen ist es unmöglich, etwas Wahres, Gründliches, Befriedigendes über ein Land und den Charakter der Bewohner zu sagen. Wer mit Extrapost durch ein Land fliegt, sieht höchstens Gegenden und Menschengesichter, und bey einem Aufenthalt von eini gen Wochen oder Monaten lassen sich doch nur Höchst einseitige Bemerkungen anstellen. Am meiften läßt sich, wenn sonst alles gleich und die Haupteigenschaften des Beobachters nicht fehlen, von eie nem Mann erwarten, der mehrere Jahre in einem Lande gelebt, und Zeit und Gelegenheit gehabe hat, die Einwohner nach den verschiedenen Stånden, Beschäftigungen 2c. kennen zu lernen: der je doch noch nicht so lange im Lande zugebracht hat, um ganz nationalisirt und gleichsam mit der Nation 54

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zusammen geschmolzen zu seyn. Dieß ist vollkont men der Fall des Verf. der angezeigten Briefe, die, obgleich nur Bruchstücke eines größern der einst zu liefernden Werks, doch jezt schon das treueste, vollståndigste und schönste Gemälde der vereinigten Niederlande, und des Charakters, der Sitten, Cultur c. ihrer Einwohner find. Wir schrånken uns hier nur auf das ein, was für das Forum dieser Bibliothek gehört. Theater. Die Zahl der öffentlichen Theatergebäude in den vereinigten Niederlanden ist äußerst gering. Das Nà. tionalschauspiel hat nur vier feste Theater, und selbst von diesen sind zwey sehr schlecht. Amster. bam allein hat eine beständige Bühne, die ihren Ursprung den Rhederykern oder Niederl. Meister. fångern verdankt. Dieser Orden wurde zuerst um Das Jahr 1518 bekannt. Er beschäftigte sich mit Sprache und Dichtkunst, verfertigte Schauspiele und Possen, führte sie selbst auf, und erwarb sich badurch kein übles Vorurtheil, daß er die zu sei ner Zeit aufkeimende Reformation zu unterstüßen fuchte. Das Publikum beträgt sich sehr sittsamim. Theater: der gemeine Mann besucht das Schau spiel wenig. An die Stelle der alten Possenspiele (klugtfpeele) find Operetten getreten, woben je doch der gute Geschmack wenig gewonnen hat. Denn es sind größtentheils schlechte Uebersehungen, die noch schlechter ausgeführt werden, vielleicht weil die Sprache nicht geschmeidig, und die Nation nicht musikalisch genug ist. Pünt und Corver was ten ein paar vortrefliche, aber schlecht belohnte

Schau

Schauspieler. Der erste war zugleich Maler und Kupferstecher, womit er mehr verdiente, als mit der Schauspielkunst, in welcher er doch ungleich größer war, Vondel ist den Miederländern, was Shakspeare den Engländern ist. Auszug aus seinem berühmten Stücke Gysbert von Amstel. Bey einer großen Liebhaberey der Niederländer für Musik haben sie doch wenig Anlagen dazu. Mufifer, die den Namen Virtuosen verdienen, findet man gar nicht, und unter den zwey oder drey inn ländischen Componisten ist keiner, den man unserm Benda oder Hiller an die Seite feßen könnte. Deffentliche Konzerte giebt es selbst im Haag und Amsterdam nur sehr wenige. Den Tanz liebt der Niederländer gar nicht. Deffentliche Bälle sind in den volkreichsten Städten ganz ungewöhnlich. Das Knippen, oder die Geschicklichkeit landschaften und andere Gegenstände der Zeichenkunst aus Papier zu schneiden, ist sehr gewöhnlich. Man kann sie eine Kunst nennen, weil sie Landschaften, ja selbst Historienstücke hervorgebracht hat, die im Ausdruck mit den schönsten Zeichnungen wetteifern können. Der Verf. fah Stücke, die zwanzig und mehr Du katen werth geschäßt wurden. - Ueber die nie derländische Sprache macht der Verf. einige treffende Bemerkungen. Die Deutschen haben gewöhn lich einen Widerwillen gegen diese Sprache. Den Grund hiervon findet der Verf. in der für ein deut sches Ohr unangenehmen Süßlichkeit und Weichheit des Niederländischen, seiner Aehnlichkeit mit dem Plattdeutschen, und vorzüglich darin, daß eine $5 Men

Menge Wörter in ihr eben so, wie im Hochdeut schen klingen, dort aber edel und hier verächtlich Find: . B. Vedél, Violine, Knegt, Diener, Lappen, Stückchen,, inlafchen, einweben, ik hebb een Idee ingelafcht. Uebrigens ist das niederländische Idiom so reich, daß es uns man. thes Wort zu Bezeichnung gewisser Ideen und Abstufungen geben könnte, wofür wir bis jest keine Ausdrücke haben. Herr Hermes hat in feinen neuern Schriften Versuche gemacht, diese Quelle zu benußen: allein er hat bey weitem nicht die nothige Vorsicht und Mäßigung dabey beobachtet. Rotganz, geboren 1 6 4 5 zu Amsterdam, ist der erste epische Dichter der Niederländer. Wilhelm III, wár der Held seines Gedichts, das sehr viel schöne Stellen hat. Antonides ist Verf. des epischen Gedichts der Ystrohm, das jedoch mehr zur malerischen Gattung gehört. Die schönste und regelmäßigste Epopõe der Niederländer, ist Abraham, zwölf Ge fänge von Arnold Hoogvliet. Gellert, von dem man vortrefliche Uebersehungen hat, vertritt bey den Niederländern in der Fabei die Stelle eines Nationaldichters. In der höhern Ode, der Elegie, Satyre, Epistel, dem leichten komischen Mährthen und dem Epigramm ist der batavische Parnaß Sehr unfruchtbar. Poetische Gesellschaften; ihr Nußen. Der prosaische Theil der niederländischen Litteratur steht dem poetischen weit nach. Die meisten Prosaisten spinnen ihre Ideen so lang aus, baß man die lust verliert ihnen bis ans Ende zu folgen. Am meisten zeichnen sich noch einige Ge

Schicht.

schichtbücher aus, vorzüglich die von Hooft und Wagenaar. Der Buchhandel scheint seine glån» zende Periode in den Niederlanden überlebt ju has ben, ob er gleich dem Scheine nach im größten Flor steht. Zustand der schönen Künste. Am meisten haben sich die Niederländer von je in der Malerey hervorgethan. Die Fehler, die man dieser Schule vorwirft, entsprangen weniger aus der Eingeschränktheit ihres Genies, als aus der Einförmigkeit der Natur ihres Landes, und des daher entstehenden Geschinacks der Nation, für die fie zunächst arbeiteten. Lucas von Leyden, Mieris, Rembrand, van der Werf u. f. to. fan® ben ein von allen Mustern aus bessern Zeiten entblößtes land, und eine äußerst karge, einförmis ge Natur, die gewissermaßen keine Natur ist, vor sich eine Natur, deren Nachahmung, bey der be ften Wahl der Gegenstände, immer das Gepräge von Einförmigkeit und Steifheit an sich tragen mußte. Auch jezt noch giebt es in den vereinig. ten Niederlanden eine beträchtliche Anzahl vortreflicher Maler in jedem Fache. Im Haag der Thiermaler Schouwman, van Os, der gleich groß in Bluhmen und Seestücken ist, die Historienmaler Belomey, Landschaftsmaler, Haag, Rudig Bluh. menmaler, und Prins, kleine Landschaften u. f.

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Unter den Amsterdammer Künstlern zeichnen fich der Direktor der dasigen Zeichenakademie By. lis in historischen Stücken, van Driest, Dupre und Meyer in Landschaften, van Brüßel in Bluhmen und Eckels in Gesellschaftsstücken aus, Haars

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