Imágenes de páginas
PDF
EPUB

mehr noch, er gab seiner Sprache eine Stärke und einen Schwung, den sie vor ihm nicht gehabt hatSo viel Eigenthümlichkeiten er als Schrift. steller besaß, so viel und mehr noch besaß er deren

te.

als Mensch. Sein Körper, seine Sitten und Ge wohnheiten, seine Laune, sein Wig, seine Unter. haltung, alles war, wenn auch nicht musterhaft, doch immer originell und in seiner Art einzig. Den größten Theil seines Lebens brachte er in der Hauptstadt im Umgange der ersten Menschen von allen Stånden und Gewerben zu. Seine Jugend und selbst einen Theil seines månnlichen Alters verlebte er in drückendem Mangel, oder doch in der größten Beschränktheit, die spåtern Jahre hingegen in einem Wohlstand, der der gerechteste, aber seltene, Lohn der Verdienste ist.

Ein solcher Mann verdiente wohl eine ausführliche Biographie. Der Verf. des hier angezeigten Werks hatte, wegen seiner langen und ver trauten Bekanntschaft mit Johnson und feinen Freunden, gewiß vor vielen andern Beruf zu dies fer Arbeit, Es ist wahr, in der Kunst zu schrei ben ist er nichts weniger als Meister; er erzählt in einem höchst einförmigen Ton mit einem großen Aufwand von Worten. Gleichwohl haben wir diese zwey starken Bånde mit ungemeinem Vergnügen gelesen. Um dieß zu können, muß man freylich in der englischen, besonders neueren, Litteratur und selbst in der politischen Geschichte des Reichs kein Fremdling, mit den Sitten und der Sprache der Nation vertraut seyn, und von der Hauptstadt

G

und

und den merkwürdigsten Personen, die in diesem Zeitraum die Augen ihrer Landsleute vorzüglich auf sich gezogen haben, wenigstens durch ausgebreitete Lecture specielle Kenntnisse sich erworben haben. Der Verf. hatte gleich im Anfang seiner Bekannt. schaft mit Johnson den Entschluß gefaßt, dereinst sein Leben zu beschreiben, und deshalb ein genaues Tagebuch über alles, was feinen Freund betraf, seine Handlungen, Schriften und Reden gehalten. Dieses Tagebuch hat er nun größtentheils in gegen. wärtige Biographie verwebt, und wenn dieß schon nothwendig zu Weitläuftigkeiten führen mußte, so gewinnt doch der geduldige Leser in der Hauptsache viel, und lernt den ganzen Mann so weit genauer kennen, als selbst aus einer kurzen, wenn gleich noch so meisterhaft entworfenen Schilderung mög lich gewesen wäre. Der Enthusiasmus und die

innige Verehrung für Johnson scheint den Verf. gleichwohl nicht zu Umwahrheiten oder Uebertreis bungen verleitet zu haben; er spricht oft von John. fons Fehlern, und wenn er gleich manches vertheidigt und beschönigt, was nicht jeder Unbefangene so thun würde, so hat er doch durch treue Darstel. lung der Thatsachen die Pflicht des Biographen erfüllt, und der Leser, der sich nicht lieber vorgreifen läßt, kann immer seinem eignen Urtheile folgen. Die frühern Lebensbeschreiber, vorzüglich der ge gen Johnson eingenommene Hawkins, und die leichtsinnige Mrs. Piozzi, werden oft zurecht gewiesen und durch Zeugnisse und Actenstücke wider. legt. Da das Buch schwerlich überseht, und sei

nes

[ocr errors]

nes hohen Preißes wegen in Deutschland auch schwerlich sehr im Umlauf kommen dürfte, so hoffen wir unsern Lesern durch einen umständlichen Auszug keinen unangenehmen Dienst zu erweisen.

S. Johnson ward zu Lichtfield den 18. Sept. 1709 gebohren. Sein Vater war ein Buchhändler (bookfeller *)) und ein angesehe. ner Mann an seinem Orte. In seinen frühern Jahren war der junge Johnson mit Stropheln beschwert, die seine Gesichtszüge verstellten, und eins feiner Augen beschädigten. In den ersten Jahren feines Lebens zeigten sich schon Spuren sei-) nes eifersüchtigen Hanges zur Unabhängigkeit und der ungeftumen Gemüthsart, die er nie ab: legte. Seinen ersten Unterricht erhielt er von einem gewissen Hunter, den er als einen strengen. Lehrer beschrieb. Ein Freund fragte ihn einst, wie er eine so genaue Kenntniß des Lateinischen erlange habe, und erhielt zur Antwort: Mein Lehrer peitschte mich wacker, außerdem håtte ich nichts gethan." (Ein Wink für unsre modischen Pädago= gen!) Sein Gedächtniß war von Jugend an sehr stark. Nie nahm er an den Spielen seiner Kammeraden Theil, nur im Winter ließ er sich von andern auf dem Eise fahren. Seine Geistesüberle genheit ward früh bemerkt und anerkannt; er war

G 3

"

von

*) Ueber_den_Unterschied eines Londner Buchhånd. lers und eines Bücherverkäufers in den Provin. zialstädten f. Beyträge zur Kenntniß des Innera von England. Zweytes Stück. Leipz. 1792.

ανδρών.

von Jugend auf ava avdewv. Sein Stolz hatte. immer etwas edles: „er brüstete sich nie, er trat nie auf die Zehen, er bückte sich nur nicht,“ Seine natürliche Indolenz ward durch seinen Ehrgeiz überwogen. Im Nachsuchen und Forschen war er unermüdlich, und sein Gedächtniß war ihm so treu, daß er nie etwas vergaß, was er einmal gehört oder gelesen hatte. Er konnte zwanzig und mehrere Zeilen, die ihm einmal vorgefagt wurden, wörtlich wiederhohlen. Im 15ten Jahre kam er auf die Schule nach Stourbridge, wo er aber nur ein Jahr blieb, und dann wieder zwey Jahre zú Hause zubrachte, wo er viel, aber auf eine sehr de fultorische Art las. Dichter waren, so bald er nur lesen konnte, seine Lieblingslektüre, selten aber las er ein Gedicht ganz zu Ende. Er besaß ein eignes Talent, das wirklich Brauchbare eines Buchs sogleich aufzufinden, ohne daß er sich die Mühe zu geben brauchte, es ganz zu lesen. 1728 ging er als Gesellschafter eines wohl habenden Jünglings nach Orford. 1729 ward er von einer heftigen Hypochondrie angegrif fen, welches Uebel ihn sein ganzes Leben über nie ganz wieder verließ. Was er in Oxford am gründlichsten studirte, war die griechische Sprache. Sehr oft sah man ihn mit übereinander geschlagenen Ara men und Füßen an der Thüre des Collegiums, von einem Haufen Studenten umeingt, fißen, die er mit seinen Einfällen unterhielt. Die dürftigen Um stånde seines Vaters nöthigten ihn, die Universitát 1731 ohne eine akademische Würde zu verlassen.

[ocr errors]

Er fah sich genöthigt, die Stelle eines Schulaufsehers anzunehmen, und zu Fuß nach dem Ort seiner Bestimmung zu wandern. Er hielt es aber nicht lange aus, sondern brachte eine Weile bey ei nem Freund in Birmingham zu, wo er Lobos Reise nach Abyßinien übersehte. In der Vorrede, die er dazu verfertigte, zeigt sich sein Styl schon in seiner ganzen Kraft, wenn schon nicht in der Regelmäßigkeit und Gleichheit, die er sich in der Folge durch Uebung erwarb.

Seine frühern Verbindungen mit dem schönen Geschlecht waren nie von Dauer, und noch weniger unterhielt er einen strafbaren Umgang. In seinem 25sten Jahre heirathete er eine Wittwe, die noch einmal so alt war als er. Er errichtete eine Ers ziehungsanstalt für junge Leute, die sich den Wissen. fchaften widmen wollten; allein dieser Plan scheiterte, weil er keine Unterstüßung fand. Um diese Zeit verfertigte er seine Irene. 1737 ging er in Garriks Gesellschaft nach London, sein Heil mit dieser Tragödie zu versuchen. Hier mußte er die strengste Oekonomie beobachten. Kurz darauf holte er auch seine Frau nach London. Der Directeur von Drury Lane nahm sein Trauerspiel nicht an, und es kam nicht eher auf die Bühne als 1749, wo sein Freund Garrik die Direction hatte. 1738 fing er an Theil am Gentleman's Magazine zu nehmen. Er besorgte den Artikel Parlementsdebatten, größtentheils aus seinem Kopfe; denn oft wußte er wenig mehr als die Namen der Redner, und zu welcher Parthey sie sich hielten. 6 4

1738

gab

« AnteriorContinuar »