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Vorrede.

Der Weg der Geschichte der neueren Poesie

und Beredsamkeit führte mich von Frankreich nach England. Es war eine anziehende Aufgabe, zu zeigen, wie und warum französischer und englischer Geschmack so wesentlich verschie den wurden, da doch die englische Litteratur, die nicht mit der alten angelsächsischen zu vers wechseln ist, von ihrer Entstehung an, seit der Eroberung Englands durch die französi schen Normannen, von der romantischen Lit teratur der Franzosen, der sie ihre erste Bil dung verdankte, mehrere Jahrhunderte hindurch abhängig blieb. Diese Aufgabe hatte sich, meines Wissens, noch kein Geschichts schreiber der Litteratur vorgelegt. Selbst Warton, der die Geschichte der englischen

Poesie

Poesie bis auf das Zeitalter der Königin Elisabeth in drei Quartbåndén, also ausführlich genug, erzählt, hat auf den Nationalcharakter der englischen Poesie wenig geachtet. Sein schäßbares Werk ist überhaupt mehr eine gelehrte Abhandlung, die einen Schaß von Notizen vortrefflich erläutert, als ein historisches Werk im eigentlichen Sinne.

Weder bei Warton, noch bei einem an dern Litterator, fand ich die zwei Quellen, aus denen die englische Poesie geflossen ist, gehörig unterschieden; ob gleich nicht schwer war, zu bemerken, daß die alte englische und schottische Volkslieder- und Balladenpoesie ganz anderen Ursprungs ist, als die romantischen Dichtungsarten, welche die Engländer und Schotten erst durch die Franzosen kennen lernten. Ohne den echt germanischen, niedersächsisch-scandinavischen, auch durch die normannische Eroberung nicht ausgetilgten Stam mescharakter der englischen Nation immer im Gesichte zu behalten und auf die Mischung des angelsächsischen Geistes mit dem französi= schen in der englischen Litteratur sorgfältig zu achten, ließ sich die Geschichte der englischen

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Poesie und Beredsamkeit nicht pragmatisch erzählen.

Die Menge der Materialien, die ich vor mir fand, mußte auf's neue geordnet, und die vielen Vorarbeiten, die ich benußen konnte, mußten oft mit einander verglichen, bald weiter ausgeführt, bald berichtigt, und an ans deré Ideen angeknüpft werden. So wuchs mir das Werk unter den Händen, besonders da ich auch von der schottischen Poesie, die in Deuschland noch wenig bekannt ist, ausführliche Nachricht geben mußte, so weit es eine unvollkommene Kenntniß des schottis schen Dialekts erlaubte. Aber der Gipfel des Bergs ist überstiegen. Die Geschichte der. beiden lehten Perioden der englischen Poesie und Beredsamkeit wird sich nun in dem folgenden Bande desto kürzer erzählen lassen.

Bei der Auswahl der Stellen, die ich als Beweise für diesen Band habe abschreiben lassen, glaubte ich vorzüglich auf die Seltenheit der Werke, aus denen die Stellen genommen sind, und überhaupt auf das Verhältniß der englischen Litteratur zur deutschen,

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A

Rücksicht nehmen zu müssen. Aus den Werken solcher Dichter, die in Deutschland so bekannt sind, wie Shakespear und Milton, wurde also nur Weniges abgeschrieben; desto mehr aus Büchern, die in Deutschland`entweder nur den Litteratoren bekannt, oder ge= wöhnlich nur in großen Bibliotheken zu finden sind. In der Orthographie dieser Stels Ien konnte keine Gleichförmigkeit entstehen, da der Abschreiber angewiesen war, sich mit diplomatischer Genauigkeit nach den Ausga= ben zu richten, die er vor sich hatte.

Göttingen, am 27. März, 1809.

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