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Jahrhundert gesungen worden, da es noch lange keine romantische Gedichte gab, so erscheinen doch in der süd: schottischen Poesie nirgends Spuren von jenen Gesängen. Kaum der Nahme des ersischen Helden Fingal und seiner Familie scheint im südlichen Schotts Iand bekannt gewesen zu seyn. Nur einige schwache Anspielungen auf die Sagen von Fingal und Gaul, dem Sohne Morni's, finden sich in dem großen Hels Dengedichte des südlichen Schotten Barbour aus dem vierzehnten Jahrhundert °).

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o) Vergl. Pinkerton in der Einleitung zu seiner Auss gabe der Ancient Scotifh Poems, p. 49. Bei dies fer Gelegenheit kann man zur Vertheidigung der Hypos these über den scandinavischen Ursprung der alten Picten, von denen die südlichen Schotten ab: stammen, noch ein Mal die Frage aufwerfen: Was für, eine Nation könnten denn die alten Picten wohl gewesen. seyn, wenn sie keine Scandinavier waren? Britten oder Britannier waren sie gewiß nicht; denn von dem Aus genblicke, an, da die Geschichte der Picten erwähnt, ers scheinen sie als unversöhnliche Feinde der alten Britten, deren Nachkommen sich in Wales und dem nördlichen Bretagne an der Küste von Frankreich erhalten haben. Erfen oder Galen waren sie eben so wenig; denn mit dieser Nation, die bei den Römern Scoten hieß, was ren die Picten zwar immer alliirt, aber immer als eine besondere Nation, deren Nachkommen bis diesen Tag von den Nachkommen der alten Ersen durchaus verschies den geblieben sind. Mit dem unbestimmten Nahmen Celten ist hier gar nichts gesagt: denn von den alten Celten will man eben so wohl die alten Britten und ihre Nachkommen im heutigen Wales, als die alten Ersen und ihre Nachkommen in Irland und dem nördlichen Schottland, ableiten; und doch ist die alte brittische oder walische Sprache von der eisischen nicht etwa wie ein Dialekt, sondern total verschieden. Noch mehr. Wenn wir auch die Aechtheit der Offianischen Gedichte, die Mac- Pherson bekannt gemacht hat, übrigens bezwets

feln,

Wo also in dieser Geschichte der Poesie von schottischen Gedichten die Rede seyn wird, ́ find unter dieser Benennung ausschließlich Gedichte in der süd schottischen Sprache, der Schwester der ens glischen, zu verstehen; und was sich von diesen Ger dichten erhalten hat, kann füglich mit der englischen Litteratur in ein Ganzes zusammen gezogen werden.

Uebrigens stimmt die englische Litteratur aus dieser Periode auch darin mit der schottischen über: ein, daß sich in ihr noch keine prosaischen Werke finden, die in einer Geschichte der Beredsa me Feit genannt zu werden verdienten. Als man an rhetorische Cultur der englischen Sprache zu denken anfing, sank die schottische Sprache in ihrem Vaters lande selbst schon zum gemeinen Volksidiom herab. Daher ist es gekommen, daß nie in schottischer Prose ein Buch geschrieben ist, dessen der Ges schichtschreiber der schönen Litteratur erwähnen fönnte P).

feln, so sind doch die alten ersischen Sagen vom Könige Swaran, der mit seinen Schiffen von Norwegen herüber kam, und von Fingal und seinen ersischen Hels den besiegt wurde, wohl nicht erdichtet. Es ist also fast. mehr, als wahrscheinlich, daß die alten Picten auch von einem Schwarnie norwegischer Abenteurer abstammten, die sich zwischen die Ersen und Britten eindrängten und Bundesverwandte der Ersen wurden, mit denen sie gez meinschaftlich gegen die Britten fochten, und zuleht auch einem gemeinschaftlichen Overhaupte sich unterwarfen. p) Profe feemis never to have been attempted, fagt selbst Pinkerton, der eifrige Lovredner der scottischen Spras che und Poesie.

Zweites Capitel.

Geschichte der englischen und fchottischen Poesie in diesem Zeitraume.

D

ie englische Poesie ist aus zwei Quellen geflossen, die von den litteratoren bisher nicht genug unterschieden würden. Die schottische Poesie hat genau denselben Ursprung. Eine dieser Quellen ist der alte Volksgesang, der vor der normannischen Eroberung in England und im südlis chen Schottland einheimisch war. Die Gedichte, in denen dieser Volksgesang fortdauerte, sind die alten Lieder und Balladen. Aehnlich den Bals laden durch mehrere Züge des romantischen Geistes find die englischen und schottischen Ritterroma nen in Versen; aber diese Ritterromane sind zum Theil ganz französischen Ursprungs, zum Theil wenigstens durch Nachahmung französischer Gedichte von derselben Gattung entstanden. Mit den Rits terromanen lernten die Engländer und Schotten zus gleich die kleineren, ernsthaften und komischen Ers záhlungen oder Fabliaur und die allegorischen Gedichte der Franzosen kennen ); und auch diese wurden in englischer und schottischer Sprache nachs geahmt. Die alte Volkspoesie der Engländer und Schotten traf mit der Nachahmung der französisch

romans

4) Vergl. die ausführliche Charakteristik der alten frans zösischen Nationalpoesie, tm fünften Bande dieser Gesch. der Poesie und Beredsamkeit.

romantischen sehr bald in einem gewissen Nationals tone, und nicht selten auch in der Wahl desselben Stoffs, zusammen. Zuweilen ging auch der nachs geahmte Styl des französischen Ritterromans in den Styl der Ballade über. Uber die Verschiedenheit zwischen dem poetischen Charakter und der metris schen Form der alten Lieder und Balladen und den Nachahmungen. französischer Gedichte in der alten englischen und schottischen Litteratur ist doch merklich genug.

Daß die alte Lieder: und Balladenpoesie die wahre Nationalpoesie der Engländer und der Bewohner des südlichen Schottlands ist, läßt sich nicht bezweifeln. Wenn es unter den französischen Stedern, die mit den ersten und noch rohen Versus chen in der Kunst des Ritterromans von den Nors mannen nach England hinüber gebracht wurden, solche Gesänge gegeben hätte, wie die englischen und schottischen Balladen sind, so würde sich wes nigstens etwas von ihnen auch in der französischen Poesie erhalten haben, die bald nachher vorzüglich durch die Normannen in Frankreich cultivirt wurde. Aber in der alten französischen Poesie findet sich keine Spur von erzählenden Gedichten in lyrischen Syl benmaßen, oder von Volksliedern, deren Inhalt kleine Abenteuer des Zeitalters, wirkliche Begebens heiten, die sich im Vaterlande der Dichter ereigneten, und fabelhafte Situationen gewesen wären, die der eis gentliche Ritterroman mit der Ballade gemein hat. Das Wort Ballade hatte in Frankreich eine ganz andere Bedeutung, als in England; und als die Engländer dieses Wort annahmen, um eine Art von Volksgesängen zu bezeichnen, die vermuthlich

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vorher noch keinen besondern Nahmen hatte, dach. ten sie dabei nicht an die französischen, durchaus Iyrischen, und nur durch eine eigene metrische Form von den übrigen Liedern verschiedenen Balladen 99). Auch die schwermüthigen und elegischen Gefühle, die in den englischen Balladen so oft ertönen, wa: ren dem französischen Charakter wenig angemessen. Die einzige Nation, von der die Engländer die alte Balladenpoesie hätten lernen können, sind die Spanier; denn die spanische Romanze unterschei: det sich von der englischen Ballade nur durch das trochäische Sylbenmaß, an dessen Stelle in der englischen Ballade das jambische herrscht, und durch gewisse Charakterzüge, an denen man den Spanter erkennt. Aber weder vorher, noch um die Zeit, als die englische Balladenpoesie zugleich mit der spanischen Romanzenpoesie aufblühère, standen beide Nationen, deren alte Volksgesänge einander so ähnlich sind, in einer Verbindung, die eine solche Uebereinstim mung ihres poetischen Geschmacks hätte bewirken können. Nur aus einem zufälligen Zusammentrefs fen von ähnlichen Ursachen unter ähnlichen Umstån. den läßt sich die merkwürdige Verwandtschaft der spanischen Romanze und der englischen Ballade ers flåren.

Wollen wir die englische und schottische Bals ladenpoesie bis zu ihrem Ursprunge verfolgen, so müssen wir zurückgehen zu den alten Liedern, Die in dem Theile der großbritannischen Insel, wo Völker von germanischer Abkunft sich niederges Lassen

qq) Vergl. den fünften Band dieser Gesch. der Poesie u. Beredsamkeit 0.75. Bouterwek's Gesch. d. schön, Redek, VII, B.

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