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gleichem Unsehen mit der englischen bis in das siebz zehnte Jahrhundert, obgleich die Litteratur in dies fer Sprache immer sehr beschränkt blieb. Ein ges genseitiger Nationalhaß wurde zwischen den Schots ten und Engländern während der fortdauernden Kriege zwischen beiden Nationen fast eben so heftig, als zwischen den Engländern und Franzosen. Dies ser Haß bestärkte die Schotten in der Aehnlichkeit an ihre Landessprache. Aber die Poesie beider Nas tionen blieb darum doch eine und dieselbe, obgleich die Schotten gewöhnlich Alliirte der Franzosen was ren. Die französische Ritterpoesie wirkte auf die Schottische gerade so, wie auf die englische. An den Grenzen zwischen Schottland und England war das Vaterland der Balladenpoesie. In den Balladen, die von den Minstrels beider Nationen gesungen wurden, gingen fogar beide Sprachen, Die englische und die schottische, fast ganz in einans der über m).

Wie die schottische Poesie in ihrem Vaterlande auch von den Großen geachtet wurde, beweiset vors züglich das Beispiel, das in der ersten Hälfte des funfa

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m) Die schottische Poesie verhielt sich also damals zu der englischen genau so, wie die portugiesische zur spanischen. S. den 4ten Band dieser Gesch. der Poesie und Bes redsamkeit. Auch die Portugiesen und Spanier haßten einander gegenseitig von ganzem Herzen; aber die Lit teratur beider Nationen blieb doch so unzertrënnlich verbunden, wie die Sprachen, in denen sie entstanden war. Wenn Portugal mit Spanien in eine einzige Monarchie zusammengeschmolzen wäre, ehe seine Spras che eine classische Bildung erhalten hatte, so würde nach und nach die portugiesische Litteratur in die spanis sche übergegangen seyn, wie die schottische in die englis sche überging.

funfzehnten Jahrhunderts der König von Schotts land Jakob I. gab. Dieser Fürst war selbst einer der geistreichsten Dichter seiner Nation. Seine Nachfolger auf dem Throne scheinen die Poesie in schottischer Sprache wenigstens nicht geringe geschäkt zu haben, wenn sie auch nichts weiter für sie thas ten. Und noch am Ende des sechzehnten Jahrs hunderts zeigte sich am schottischen Parnasse ein König des Landes, Jakob VI., wenn gleich von der Natur eben so wenig zum Dichten berufen, als zum Regieren.

Die beiden übrigen Nationen, die auf den brittischen Inseln einheimisch waren, im jest sogenannten Wales die Nachkommen der alten Britten, in Irland und im nördlichen Schort. land die Galen oder Ersen, unterschieden sich von den Engländern und den Bewohnern des süds lichen Schottlands eben so sehr durch ihre Denks art und Sitten, als durch ihre Sprachen. Ihre Poesie hat mit der englischen und schottischen gar nichts gemein; und was sich davon erzählen läßt, gehört in keiner Hinsicht zur Geschichte der englischen Litteratur, bis auf die neuesten Zeiten, da Macs Pherson seine Ossianischen Gedichte in englischer Sprache bekannt machte, und auch einige Ueberreste. der alt: brittischen oder walischen Poesie in das. Englische überseht wurden.

Alte Sagen vom König Arthur oder Artus, der einer der tapfersten Vertheidiger der alten Britten gegen die siegenden Angelsachsen gewesen

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feyn soll, gaben in den mittleren Jahrhunderten Veranlassung zur Entstehung ritterlicher Romane in englischer, schottischer und französischer Sprache. Aber kaum eine Spur von historischer Wahrheit hatte sich in diesen Sagen erhalten. Die Phantasie der romantischen Dichter, unter denen vielleicht kein einziger ein Wort Walisch oder Welsch verstand, machte aus dem Könige Urtus einen Ritter nach dem Geschmacke ihres Zeitalters. Sie erdichteren von ihm und seiner Tafelrunde abenteuerliche Begebenheiten, wie von Alexander dem Großen und Kaiser Karl dem Großen, in einerlei poetischem Costus me, ohne im mndesten auf die Verschiedenheit der Nas tionen und der Zeitalter, in denen diese Helden gelebt hatten, zu achten. Die unglücklichen, unterdrückten und verachteten Abkömmlinge der alten Britten fangen indessen, so lange sie noch von einem eigenen Fürsten unter englischer Hoheit beherrscht wurden, ihre Lieder für sich. Selbst diese Lieder wurden ihnen durch eiserne Tyrannei größten Theils geraubt, als der König von England Eduard I. in der zweiten Hälfte des dreizehn. ten Jahrhunderts, nachdem er die Unterjochung von Wales pollendet hatte, den unmenschlichen Befehl® gab, alle walischen Barden, die ergriffen werden konnten, um das Leben zu bringen, damit sie nicht durch ihre Gesänge das alte Vaterlandsgefühl in der Brust der Nation belebten, die von nun an nach en glischen Gesehen regiert werden, englische Sitten ans nehmen, and völlig aufhören sollte, eine Nation zu feyn.

Nicht viel besser erging es den Galen oder Ers sen in Irland. Sie wurden, nachdem sie dem ens glischen Zepter unterworfen waren, als ueberwuns

Dene

dene behandelt, denen man keine Rechte mehr zuges stand. Nur, um die Irländer ganz zu Engländern zu machen, wurde ihnen mit den englischen Geschen auch ein Theil der englischen Freiheit und Staatsvers fassung gegeben. Englische Colonisten beförderten die Vermischung beider Nationen. Die alte Landess sprache, der Irländer ganz auszurotten, gelang den tyrannischen Herrschern nicht; aber nur dem gemei pen Manne in Irland blieb diese Sprache überlassen. Verachtet und aus allen feineren Zirkeln verscheucht, konnte sie auch die alten Heldengesange ihrer Barden entweder gar nicht mehr, oder nur in verstümmelten Resten, aufbewahren. Mit der englischen Poesie standen diese Nationallieder der Irländer in feiner Art von Verbindung.

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Mehr geachtet blieb die ersische Sprache und Nationalpoesie im nördlichen Schottland. Die sost genannten Bergschotten oder Hochländer, die zur Nation der alten Irländer gehören und mit ihnen dieselbe Sprache reden, standen in einem ganz andern Verhältnisse zu den südlichen Schotten, als thre Stammesverwandten in Irland zu den englis schen Eroberern, Sie waren damals noch unübers wunden, und nur durch ein sonderbares Zusanimens treffen von politischen Umständen mit den füdlichen Schotten in einer Monarchie vereinigt. Das ganze Land von der nördlichen Spike der großen Insel bis an die englische Grenze wurde nun Schottland oder Scotland genannt, weil die alten Erfen oder Galen, von denen die jetzt so genannten Hochländer abstammen, ber den Römern Scoten geheißen, und der alte Nahme der Picten, die mit den Scoten verbunden gegen die Römer und Britten gefochten

batten,

hatten, unvermerkt verschwunden war.) Aber aus der politischen Vereinigung der Abkömmlinge der alten Picten und Scoten war doch keine moralische geworden. Beide Nationen fochten als Unterthas nen desselben Königs mit gleicher Tapferkeit gegen den gemeinschaftlichen Feind; aber unter einander liebten sie sich noch weniger, als die füdlichen Schots ten und die Engländer. Ihre bürgerlichen Einrichs tungen waren so verschieden wie ihre Sprachen. Die Bergschotten verschmähten die Sitten und Ges bräuche, durch die sich die südlichen Schotten immer mehr den Engländern näherten. Die südlichen Schotten blickten mit dem Gefühle des Uebergewichts, das ihnen ihre Steigende Cultur gab, auf ihre nörd lichen Nachbarn herab, und verspotteten bei Gelegen heit auch die Sprache, welche die Bergschotten nicht gegen die cultivirtere süd: schottische, die Schwester der englischen, vertauschen wollten "). Von allen Gebrauchen, die das eigentliche Nitterwesen in den mittleren Jahrhunderten charakterisiren, scheint nichts nach dem nördlichen Schottland hinübergekommen zu seyn. Aus einer solchen Verschiedenheit der beiden Nationen, die in der schottischen Monarchie vereis nigt waren, erklärt sich leicht, warum die alte Nas tionalpoesie der Bergschotten nicht den mindesten Eins fluß auf die südschottische Poesie hatte. Wenn es auch wahr seyn sollte, daß die Gesänge Ossian's, die MacPherson bekannt gemacht hat, schour in einem Jahrs

n) Der schottische Dichter Dunbar im funfzehnten Jahrs hundert fand die Sprache der Hochländer so barbarisch und lächerlich, daß er sogar die Teufel in der Hölle das. vor erschrecken läßt. Vergl. Warton, Hift. of En. glish poetry, T. II. p. 278., und die dort aus Dum. bar's Gedichten ausgehobene Stelle.

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