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lischen, oder aus diesem in jenen, über. An der Grenze zwischen England und Schottland (on the Scottish border), den wahren Vaterlande der herois schen Balladen beider Nationen, wurde dieselbe Bes gebenheit, besonders wenn sie sich auf die unaufhörs lichen Fehden zwischen den englischen und schottischen Rittern bezog, gewöhnlich von den schottischen und englischen Minstrels zugleich und in derselben Mas nier, aber mit streitendem Patriotismus, voir den englischen Siegern zum Ruhme der englischen Tapferkeit, von den Schotten zu Gunsten der schots tischen Ritter, besungen. Den meisten dieser herois schen Balladen lagen wirkliche Begebenheiten, bes sonders aus der Geschichte der ritterlichen Häuser Douglas, Montgomery und Percy, zum Grunde. Was man als Volksanekdote von den Fehden dies fer Häuser erzählte, wurde von den Minstrels in eine Dichtung verwandelt, die sich nur in der poes tischen Ausschmückung von der historischen Wahr heit entfernte. In andern Fällen scheint man wirkliche Ereignisse mit erdichteten vermischt zu hasTM ben, um jenen ein poetisches Interesse zu geben. Das Schauerliche und Melancholische der meisten dieser Balladen, lag zum Theil in der Natur der Begebenheiten selbst, zum Theil war es Charakter der Dichtungsart, die bei dem Volke die Stelle des Trauerspiels vertrat. Daß aber der melanchos lische Ton nicht, wie einige Litteratoren glauben, zum Wesen der alten schottischen und englischen Nationalballade gehört, beweiset die Menge for mischer Balladen, die, wenn auch nicht in der englischen, doch in der schottischen Litteratur eben so alt und zum Theil noch älter find, als mehrere der vorzüglichsten ernsthaften und tragischen, die

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sich erhalten haben. Auch diesen komischen Balladen scheinen gewöhnlich wirkliche Vorfälle und Anekdoten aus dem gesellschaftlichen Leben zum Grunde gelegen zu haben. Wahrscheinlich ist die historische Ballade überhaupt der Keim aller übrigen Gedichte dieser Art in der schottischen und englischen Litteratur. Die fabelhaften und besonders durch Feeret über Das wirkliche Leben hinausgerückten Balladen vom König Artus und von den Rittern der Tafelrunde scheinen sämmtlich aus den Ritterromanen geflossen zu seyn, die man als französische Nationalgedichte von der heroischen Ballade der Schotten und Engs länder immer unterscheiden muß. Charakteristisch aber ist die Behandlung der Feenwez und ihres Zubehörs in der schottischen und englischen Ballas denpoesie. Ein uralter und recht kindlicher Volks, glaube scheint im Norden von Europa, besonders in Schottland, das seltsame Verkleinerungse spiel begonnen zu haben, durch das die überna; türlichen Wesen der Feenwelt in wunderzarte Ger schöpfchen verwandelt wurden, die kaum eine Spano ne groß sind, Kleidchen von Spinngewebe tragen, und in Stiefelchen von Maufefellen paradiren. Dies ses kindliche Spiel der Phantasie harmonirte mit dem volksmäßigen Tone der Ballade besser, als mit der Manier des Ritterromans. Die verklets nerte Geisterwelt des Nordens fand also leichten Eine gang in Dichtungen, die zum Theil, was die eigentlis che Feerei betrifft, auf den Orieút hinweisen, von wor ber die Kreuzfahrer die Sagen von den Feen nach Europa gebracht hatten. Schon der Nahme der Elfen, die den Feen beigesellt wurden, zeigt eine scandinavische Abkunft an. Nordische und orientas lische Dichtungen flossen in einander, und es ento

stand

stand die besondere Art von Feerei, die wir in den fabelhaften Balladen der Schotten und Engs länder finden. Außer den historischen Balladen, den fabelhaften voll kindlicher Feeret, und den fo mischen, von denen oben die Rede war, scheinen alle übrige Gedichte dieser Art in der englischen und schottischen Litteratur späteren Ursprungs zu seyn. Welch eine Fülle der reinsten, kräftigsten und ing nigsten Naturpoesie in allen jenen Balladen aufbe wahrt ist, kann nur der bezweifeln, wer das Wesen der poetischen Schönheit in einer Eleganz sucht, an der es freilich den alten schottischen und englischen Balladen eben so sehr, als den alten spanischen Ros manzen, fehlt *).

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x) Die vorzüglichste aller Sammlungen englischer Bale laden bleibt noch immer die von Percy, durch welche zuerst das Interesse für die alte Nationalpoesie bei den Engländern wieder erregt wurde. Die Sammlung uns ter dem Titel: Evans's edition, Old Ballads &c. none of which are inferted in Dr. Percy's collection (Lond. 1772, in 2 Octavbanden) ist eine Buchhändlerspeculas tion, ohne kritische Auswahl. Unter viefem Gemeinen enthält diese Sammlung doch einiges Gute, auch die meisten Balladen von Robin Hood, dem berühmten geachteten Wilddiebe (Ont-law), einem Lieblingshelden des gemeinen Mannes in England. Einige weniger bes kannte gute Stücke finden sich in den Picces of ancient English popular poetry (Lond. 1791, in 8.), wo auch verschiedene alte tomische Erzählungen, in der Manter der französischen Fabliaux, abgedruckt sind. Einige treffs liche Balladen nach französischen Ritterromanen hat Rits son in den dritten Band der oben angeführten Ancient metrical Romances aufgenommen. Die schottie fchen Balladen sind zugleich mit den schottischen Liedern in den oben angeführten Werken gesammelt, besonders

in

Im funfzehnten Jahrhundert und im ersten Viertel des sechzehnten keimte denn auch die dram az tische Poesie in England und Schottland auf dieselbe Art und unter ähnlichen Verhältnissen, wie in Frankreich und andern Ländern des christlichen Europa, seltsam und roh, aus geistlichen Undachts: spielen auf.

Die Geschichte der ersten Schauspiele, die in England, aber noch nicht in englischer Sprache, aufgeführt wurden, reicht bis an das eilste Jahr. hundert zurück. Schon unter der Regierung Wils helms des Eroberers war das Leben der heil. Cas tharina in der Klosterschule zu Dunstable unter der Leitung eines gelehrten Normanns, vermuthlich in lateinischer Sprache, dramatisch vorgestellt wers ¦ den "). Aehnliche Schauspielę wurden ohne Zweis fel von Zeit zu Zeit auch in den folgenden Jahrs hunderten von englischen Klosterschülern gegeben. Als endlich die englische Sprache auch bei den Großen und Gelehrten in England zu einigem Uns sehen kam, ahmte man die geistlichen Schauspiele, die in Frankreich Mysterien hießen, mit immer glücklicherem Erfolg in englischen Versen nach 2). Man nannte diese Schauspiele in England auch Mitafel (Miracles). Auf dieselbe Art wurden die

in den Ancient and modern Scottish Songs (Edinb. 1776.), und in Minstrelly of the Scottish border (Kelso, 1802.).

y) S. Warton, T. I. p. 232.

z) Gute Notizen über die ditesten englischen Schauspiele, besonders die Mysterien, Moralitäten und Farcen, fins den sich in der kleinen Abhandlung, die Percy dem ers ften Bande seiner Reliques of ancient English poetry (p. 118.) eingeschaltet hat.

die allegorischen Stücke, die in Frankreich Moras litären Sießen, unter eben diesem Nahmen in England eingeführt. Den trockenen Ernst dieser Moralitäten zu überwinden, fügte man, wie`in Frankreich, Farcen hinzu. Das englische Theas ter in seiner ersten Gestalt war also durchaus dem französischen nachgebildet. In den englischen Farcen aus dem funfzehnten Jahrhundert kommt der deuts sche Eulenspiegel unter dem Rahmen Howles glas, wahrscheinlich aber auch nach französischen Berichten, vor ). Es bedarf also hier keiner Chas rakteristik dieser Gattungen von Schauspielen, da in der Geschichte der französischen Poesie ausführliche Nachricht von ihnen gegeben worden "). Aus den Proben, welche von den dramatischen Mysterien, Moralitäten und Farcen der Engländer aus dent funfzehnten Jahrhundert durch den Druck befannt gemacht sind, blickt nichts Nationales, und auch nichts hervor, das ein Bestreben verriethe, in diesen Gattungen von Schauspielen eine neue Bahn zu brechen ). Vielleicht findet man in einigen englis schen

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a) . die Abhandlung von Percy.

b). den fünften Band dieser Gesch. der Poesie und Beredsamkeit, S. 95. ff.

*) Zu diesem Urtheile berechtigen wenigftens die alten Mys fterten und Moralitäten, die man vollständia abgedruckt finder im ersten Bande der Origin of the English Dra. ma, herausgegeben von Hawkins (Oxford, 1773, s Octavbánde), einer sehr schäßbaren Sammlung alter englischer Theaterstücke; und im ersten Bande der Select collection of old Plays, welche Dodsley im Jahr 1744 zuerst herausgab, und die im Jahr 1780 in zwolf Octavbánden mit Verbesserungen und Zusäßen wieder gedruckt sind.

Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, VII, B.

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