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logischen Folge der Werke parallel gehen, stellen in ihrem Ganzen den Versuch einer Stilsynthese dar. In ,,Prometheus und Epimetheus" verwendet Spitteler, in voller Übereinstimmung mit dem künstlerischen Charakter des Werkes, die stilisierte direkte Rede. In dieser Prosa, die in der Ankündigungstechnik der Reden mit homerischer und biblischer Umständlichkeit gemeint, sie wären unmusikalisch!"); oder sie erzählte ihm von ihren Mädchenjahren . . .“ Imago S. 190.

Diesen Beispielen ließen sich ähnliche hier zwar Gedankenreden aus Romain Rollands «Annette et Sylvie» (Paris 1922) beifügen:

«Elle savait regarder. Elle voyait le désir qu'il avait d'être admiré, elle voyait le plaisir qu'il avait à plaire, à ce qu'elle le jugeât beau, intelligent, éloquent, étonnant. Et elle ne pensait pas du tout (si! un peu, un petit peu .) à le trouver comique. Elle en était au contraire attendrie . . .

('Qui, chéri, tu es beau, tu es charmant, intelligent, éloquent, étonnant Tu veux un petit sourire? ... Tiens, chéri, je t'en fais deux ... avec mes plus doux yeux ... Es-tu content? . . .')

...

Et elle riait, dans son cœur, de le voir tout heureux et glorieux, redoubler son ramage, comme un oiseau de printemps.» (S. 190 bis 91).

«Parce qu'elles s'aimaient, Annette pouvait bien prêter une oreille indulgente aux petits potins de Sylvie, qui avait l'œil très bon pour faire sa cueillette, l'oreille encore meilleure, mais non pas très bonne langue. Et Sylvie pouvait bien paraître s'intéresser, en avalant tout rond un bâillement amusé

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aux lectures assommantes dont Annette voulait avec elle partager le plaisir ...

Dieu! que c'est joli, chérie !

ou à certaines préoccupations de pensées saugrenues, sur la vie, sur la mort, ou sur la société . . .

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('Flûte!' pensait Sylvie).

Je pense comme toi, chérie.» (id. S. 144–45).

II. Chorreden werden im,,Olympischen Frühlung" oft in der Einzahl wiedergegeben. Z. B.:

,,Zum ilerold aber wagten sie ein scheues Flüstern:
Ein Schattenungeheuer seh' ich vor mir düstern ...'
Wo solltest du, versetzten sie, Geliebter mein

Oder:

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vorgeht und den Rhythmus des direkt wiedergegebenen Wortes mit der großen Form des Sehens in Einklang bringt, folgt Spitteler altepischer Tradition. Im,,Olympischen Frühling" stellt er, wie Ferdinand Hodler als Maler, auf einen stilisierten seelischen Hintergrund realistisch ausgeführte Szenen. Die Sprache seiner Götter hat zuweilen naturalistische Akzente. In der ,,Darstellung" ,,Conrad der Leutenant", die in der Hauptsache aus rapiden Redeszenen besteht, ist die direkte Rede, der Anlage des Werkes entsprechend, konsequent naturalistisch durchgeführt. Spitteler hat damit dem ,,Idealstil" und dem,,Realstil", ihrer Einseitigkeit und ihrer Kombination, seinen Tribut entrichtet.

Es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, die Werke des Dichters einer Kritik zu unterziehen. Da aber das Problem der Rede (wie jedes anderen Stilmittels) nur dann richtig zu verstehen und zu deuten ist, wenn es uns gelingt, seine Bezüge zum besonderen Wesen des Dichters und seines künstlerischen Wollens aufzudecken, so sind einige Hinweise vonnöten.

Spitteler hat im Buche,, Imago" die Einsamkeit des Berufenen dargestellt, des Künstlers, der seine Größe auf Kosten der Lebensgewöhnlichkeit (Thomas Mann sieht freilich die ,,Wonnen der Gewöhnlichkeit" mit verliebterem Auge!) erstreitet. Die,,Strenge Frau", die Kunst, fordert den Verzicht auf die,,Wirklichkeit"; denn nur in der entschlossenen Bejahung des tragischen Dualismus von Kunst und Leben liegt nach Spitteler - für den Künstler die Überwindung dieses Zwiespalts.

Spitteler, der sich schon durch die in seinen Werken mehrfach wiederkehrende, wenn auch variierte Stellung dieses Problems des Verhältnisses von ,,Geist“ und „,Leben“ als abstrahierenden Dichter kennzeichnet, hat das unbezwingliche Bedürfnis, sich auch mit der gegenwärtigen, lebendigen Wirklichkeit, vor der Meyer zurückbebte, auseinanderzusetzen, d. h. sie darstellend zu überwinden. Mit einem farben- und konturenfrohen Malerauge begabt, ist es ihm ein Leichtes, sich der Illusion hinzugeben, auch ein Realist zu sein, und auf diesen Weg stießen ihn zudem die schroffe Ablehnung seines ersten Werkes durch die Kritik und die damals herrschende literarische Tendenz. Und er, der ,,Idealist" aus innerstem Müssen und vollster Überzeugung, wurde ein „Auch-Realist“ aus stolzem Wollen.

,,Es fehlt dir nichts als etwas Feuerstrom im Blut.

S'ist alles mehr, wie drück ich's aus?, im Glatten nur;
Es mangelt die dämonische Gigantenspur,

Der löwenzornige Tritt, der Donnerwettergeist,

Der Höll' und Himmel grimmig aus den Angeln reißt,
Kurzum der Griff, die Pranke, die Persönlichkeit."

So sagt im,,Olympischen Frühling" Poseidon beim Wagenrennen zu Apoll. Diesen Griff, diese Pranke, diese Persönlichkeit will Spitteler haben, er will das Leben meistern, nur Zuschauer sein ist in seinem Urteil Schwäche. Während es C. F. Meyers Wollust ist, erraten zu werden, möchte er (ohne die geringste Spur von Unwahrhaftigkeit) sich selbst und die anderen über seine geheime Not hinwegtäuschen. Er will sich am,,Leben“ rächen und es von oben herab behandeln. Aber er verfällt unwillkürlich immer wieder auf dasselbe Problem, auf das Problem des abstrahierenden Dichters. Sein Realismus erlöst ihn nicht, erbittert ihn nur und verschärft seine Ironie und seinen Pessimismus. Seine schroffe Bejahung des Dualismus überwindet den Dualismus nur halb; darum zweifelt er immer von neuem an seiner These. Den Durst nach dem Leben wird er nicht los. Die wirkliche Realistik, die einfühlende, gelingt ihm nicht, kann ihm nicht gelingen. Der Untergrund der inneren Plastik fehlt seinen herb realistischen Werken, das Selbstverständliche des Daseins ist nicht in ihnen. Völlige innere Kongruenz besitzen im Grunde nur sein erstes und sein letztes Werk (,,Prometheus und Epimetheus" und ,,Prometheus der Dulder"). Im,,Olympischen Frühling" wird der Miẞton schon zuweilen laut, doch erscheint die Realistik gedämpft durch den weit ausladenden und stilisierenden Rhythmus der Versform. In ,,Conrad der Leutenant", in den ,,Mädchenfeinden" und in ,,Imago" bricht der Realismus ungehindert hervor. Hier soll die direkte Rede Leben abschildern, wirkliches, volles Leben. Aber das Verbindende, Untergründige, das Natürliche fehlt, das Unmittelbare, von innen, von den Quellen des Leben Herkommende, das uns mit dem scharfen naturalistischen Worte versöhnt. Die direkte Rede des wirklichen Realisten ist extravertiert (von innen her), diejenige Spittelers ist introvertiert (von außen her). Darum tönt in diesen Reden etwas falsch, etwas läßt uns unbefriedigt. Hie und da scheint es Spitteler zu ahnen, dann wird er verlegen geistreich, dann müssen,,Witze“

Realismus und Leben vortäuschen (,,Viktor im Zweikampf mit Pseuda" [,, Imago"]; Conrad, der Leutenant, mit den Kellnerinnen bei Tische; Unterhaltungen Gerolds mit Gisema in den,,Mädchenfeinden"). Auch die ausgiebige Verwendung von erlebter Rede (,,Conrad der Leutenant") und von indirekter und erlebter Rede (,,Die Mädchenfeinde") vermag dieses Gefühl einer Unstimmigkeit zwischen Dichter und Gestalt nicht zu beseitigen. Einmal nur kommt — in den größeren Prosawerken, neben,,Prometheus und Epimetheus" dieses Gefühl in uns

nicht auf: in,,Friedli der Kolderi". Hier aber hat Spitteler eine köstliche realistische Idylle geschaffen, in der auch die naturalistische direkte Rede in eine märchenhaft-epische Stimmungswelt getaucht ist.

II. Abschnitt.

Die indirekte Rede.

E la sua strada seguitò pian piano,
e ripensava dentro sè: che cosa?
ch'era gennaio ... ch'accestiva il grano,
ch'era già tardi ... ch'eri bella, o Rosa!
Pascoli, Sementa (Poemetti).

1. Kapitel.

Psychologische Basis und Stilwirkung der indirekten Rede.

Während es für die direkte Rede wesensbestimmend ist, Erzählung und Rede scharf voneinander zu trennen, ist es das Charakteristikum der indirekten, beide zu verbinden. In ihr richtet keine pathetische Pause eine Scheidewand zwischen Bericht und angeführtem Worte auf, sondern sie reiht die Rede ganz einfach in den Fluß erzählten Geschehens ein. Die Konjunktion schlägt die Brücke vom einen zum anderen Ufer, und wo die Konjunktion, wie im Deutschen, fehlen kann, da übernimmt der Modus des Verbs, der Konjunktiv, ihre Funktion1).

1) Steht, wie im Bayrisch-Österreichischen, auch die konjunktionslose Rede im Indikativ (,,sie sagt, sie liebt die Freundinnen mehr als die Männer, die Männer hat man bald über“. Marg. Böhme, Tagebuch einer Verlorenen. Volksausg. 5. Aufl. 1919, S. 155), so wird dieser konjunktivisch empfunden. In der konjunktionslosen indirekten Rede des Altfranzösischen («et si penssa, s'ele puet, bien s'en vengera». Chastelaine de Vergi 105–106) und des volkstümlichen Italienisch («priego preghiate la mia donna altera», Boccaccio, Ninfale Fiesolano Str. 4. «Pochi dì fa ti scrissi, pensai ti potrà essere stata data per una nave partiva da Pisa, e veniva verso voi: e Luca mi disse io scrivesse, che per essa nave la manderebbe; se già da Pisa non fosse partita». Lettere di un notaro [Ser

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