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alters beherrschen lassen, so würde sein Nahme noch mehr geehrt werden müssen. Dunbar gab sich dem Allegorienwesen hin, das man damals in Eng: land und Schottland, wie in Frankreich, für den höchsten Schmuck der Poesie und die unentbehrliche Grundlage jeder größeren Dichtung hielt. Aber wenige Dichter haben den Frost der allegorischen Composition so glücklich überwunden, wie Dunbar. In seiner ernsthaften Poesie herrscht eine wahrhaft prächtige Naturmahlerei, voll tiefen Gefühls für poetische Größe und Wahrheit, und im Komischen ist er eben so fübn; als wikig. Seine berühmtes ften Gedichte sind die beiden allegorischen Werke: Die Distel und die Rose (the Thistle and the Rose) und Der goldene Schild (the goldin Das erste ist, wenn man will, ein Terge) $). Gelegenheitsgedicht, veranlaßt durch die Vermäh, lung des Königs von Schottland Jakob's IV. mit Aber in Dunbar's einer englischen Prinzessin. Phantasie wurde aus dem Gelegenheitsgedichte eine Verbindung von Gedanken, Gefühlen und Bildern,, wie sie nur dem Genie gelingt. Schon in der Composition dieses Gedichts, so trivial sie anzus fangen scheint, erkennt man das Genie. Der Mat,

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als

g) Beide Gedichte, nebst dem komischen The Daunce,
und einer Reihe kleinerer Werke Dunbar's sind zu finden
in der schäßbaren Sammlung: Ancient Scotifh poems,
published from the MSS. of George Bannatyne,
Aus den
MDLXVIII. Edinburgh, 1770, in 8.-
Gedichten The thistle and the rofe, the Terge, und
the Daunce hat auch Warton (Tom. II. p. 258.) gut
Eine Sammlung der
gewapite Stellen mitgetheilt. -
sämmtlichen Werke dieses alten schörtischen Dichters vers
sprach Pinkerton (Lift of the Scotifh poets) zu verans
Kalten.

als allegorische Person, weckt den Dichter, aus dem Schluminer. Er fordert ihn auf, die Freus den des Frühlings zu besingen. Er führt ihn in einen zauberischen Garten. Die Sonne geht auf. Unter dem Gesange der Vögel erscheint majestätisch die Natur. Alles schweigt voll Ehrfurcht, und horcht. Die Natur gebietet, daß alle Thiere, Vd. gel und Blumen herbeikommen sollen. Das Reh wird an die Thiere abgesandt, die Schwalbe an die Vögel, und an die Blumen, wegen einer nicht mehr bekannten Anspielung, das unansehnliche Taus fendblatt (Achillea millefolium). Die erscheinens den Thiere werden beschrieben, besonders der Edz we, als Repräsentant der Königswürde, mit bes sonderer Anspielung auf das schottische Wappen, Der Löwe empfängt, vor der Natur kniend, aus ihrem Munde die Lehren, die der Dichter seinem Könige an das Herz legen wollte. Sie front ihn darauf zum König der Thiere. Die Anspielungen auf das schottische Wappen werden sinnreich fortge fett. Als die Reihe an die Blumen kommt, wird die Distel, wieder mit einer Anspielung auf das schottische Wappen, zwar als König der Blumen anerkannt, aber auch sogleich aufgefordert, feine Blume höher zu achten, als die Rose. Diese dope pelte Anspielung auf die englische Prinzessin und auf die Vereinigung der rothen und weißen Rose,oder der Häuser York und Lancaster, in der Person des Königs von England Heinrich's VII., des Vas ters der Prinzessin, beschließt das Gedicht. Die Rose wird unter dem Morgengefange der Vögel von der Natur zur Königin der Blumen gekrönt; und der poetische Traum ist zu Ende. Den Feh lern, die von der allegorischen Composition im Bouterwek's Gesch, d. schön. Redek. VII, B. G. Cros

Großen kaum zu trennen sind, entging auch Dunz bar in dieser Dichtung nicht. Aber er vergütet fie durch die Ausführung seines Werks. Feierlich ohne Prunk, voll Wahrheit und Leben, schreitet die Dichtung mit einer seltenen Fülle des poetischen Gefühls von Gedanken zu Gedanken, von Bildern zu Bildern fort. Man wird hingerissen, und vers gißt den Mangel einer Elegang, die man zú Duns bar's Zeit auf der britannischen Insel noch nicht Fannte "). Das zweite größere Werk dieses Dich: ters, Der goldene Schild, ist nicht so finns reich erfunden. Es enthält eine allegorische Dars stellung des Kampfes des menschlichen Herzens mit der Liebe und den Leidenschaften in ihrem Gefolge. Von dem goldenen Schilde der Vernunft gedeckt,

h) Schon der Anfang des Gedichts ist hinreißend.

gewinnt

Quhen Merche wes with variand windis past,
And Appryl had with hir filver fhouris
Tane leif at nature, with ane orient blast,
And lufty May, that muddir is of flouris,
Had maid the birdis to begyn thair houris
Amang the tendir odouris reid and guhyt,
Quhois harmony to heir it wes delyt:

In bed at morrow, fleiping as I lay,
Methocht Aurora, with her cristall ene,
In at the window lukit by the day,
And halfit me, with vifage paile and grene;
On quhois hand a lark fang fro the splene,
Awalk luvaris out of your flemering,

Se how the lufty morrow dois upfpring.

Methocht frefche May befoir my bed upftude,

In weid depaynt of mony diverse hew,
Sober, benyng, and full of manfuetude,

In bright atteir of flouris forgit new,

Hevinly of color, quhyt, reid, brown, and blew,
Balmit in dew, and gilt with Phebus bemys!

Quhyl all the houfe illum.ynit of her lemys

Die ganze

gewinnt der Kämpfende den Sieg. Composition hat Aehnlichkeit mit dem Roman von' der Rose. Aber in der Manier der Ausführung unterscheidet sich dieses Gedicht von dem Roman von der Rose so sehr, daß die allegorischen Fors men dem Dichter nur zur Einfassung seiner Ges fühle dienen, die er besonders in portrefflichen Ber schreibungen der Naturscenen niedergelegt hat 1).

Dünbar's komisches Gedicht Der Tanz (the Daunce) ist eine bittere, und doch jovialische, zwar groteske, aber nicht gemeine Satyre auf die Ets telkeit der Welt, den Leichtsinn, die Ueppigkeit; und die Verdorbenheit der Menschen. Die Scene ist in der Hölle. Satan, der hier Mahound oder Mahomed heißt, will sich einen guten Tag machen. 3u Zu seiner Unterhaltung müssen sieben

i) Ich thelle wieder den Anfang mit.

Richt as the fterne of day began to fchyne,
Quhen gone to bed was Vefper and Lucyne,
I raife, and by a rofeir did me reft;
Upfprang the goldin candill matutine,
With cleir depurit bemys chriftallyne,
Glading the mirry foulis in thair neft,
Or Phoebus wes in purpour kaip reveft:
Upfprang the lark, the hevenis menftral fyne
In May intill a morrow mirthfulleft.

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Full angelyk thir birdis fang thair houris
Within thair courtingis grene within thair bouris,
Apperrellit with quhaite and reid, with blumys fweis;
Ennamelit wes the feild with all cullouris,

The perlit droppis fchake as in in filver fchouris ;'
Quhyle all in balme did branche and levis fleit
Depairt fra Phoebus, did Aurora greit:
Hir criftall teiris I faw hing on the flouris,
Quhilk he for lufe all drank up with his heit,

› Teufel, welche die sieben Todsünden repräsentiren, ein allegorisches Ballet tanzen. Die verdammten Seelen, unter andern die Seelen vieler Mönche und heiligen Sünderinnen, von dem Dichter ohne Umschweif heilige Huren (holy harlots) genannt, werden in die höllische Lustbarkeit hineingezogen. Das Costum der tanzenden Teufel selbst ist aus der großen Welt entlehnt. Die Versart und der Styl im Geschmacke der Balladen passen sehr gut ju der komischen Darstellung *).

Unter den kleineren Gedichten Dunbar's finden sich muntere Erzählungen in der Mas nier Chaucer's, den er sehr verehrte ), und ein Vorrath von Liedern "). Die meisten dieser Lies der sind komisch, mit einem Refrain, im Style der französischen Liederpoesie. Die ernsthaften neis gen sich zu melancholischen Betrachtungen über das Leben und die Veränderlichkeit aller Dinge. Den wahren Ton des populären Liedes wußte Dunbar eben so gut zu treffen, als den Ton der höheren Poesie ").

Neben

k) Um nicht zu freigebig mit Beispielen zu seyn, verweise ich auf Warton, der sieben Stanzen aus diesem komis schen Gedichte mittheilt.

1) Eine dieser Erzählungen, deren Echtheit nicht bezweifelt wird, und eine andere, die wahrscheinlich auch von Dunbar ist, finden sich in Pinkerton's Ausgabe der Ancient Scotifh poems, Vol. I.

in) In dem eben angeführten Werke, Vol. I., findet man auch eine Sammlung komischer und ernsthafter Lieder von Dunbar.

n) Hier ist eines dieser Lieder aus der Maitland-Collec

tion.

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