Imágenes de páginas
PDF
EPUB

zu einem moralischen Gespräche zwischen dem Vers, fasser und der Göttin der Liebe. Gower's Einfall, einen Priester der Venus zu seinem christ: lichen Beichtwater zu machen ©), gab zu dieser Form, der moralischen Betrachtungen Chaucer's vielleicht die Veranlassung. Neue und hervorstechende Ge: danken wird man bei einem Schriftsteller des viers zehnten Jahrhunderts nicht suchen, der überdieß mehr Dichter, als Philosoph, war, und sich mit seiner ganzen Vorstellungsart immer an einen Vors gånger htelt. Aber interessant ist es, zu bemerken, wie sich Chaucer's didaktische Darstellungskunst durch die wenig gebildete Sprache in Ausbrüchen der Empfindung, rührenden Gemåhlden seines Zu: standes, und christlich philosophischen Ansichten der Welt und der Bestimmung des Menschen hindurchs windet ). Hätte ein englischer Schriftsteller von Geist

[ocr errors][ocr errors]

c) S. oben, S.59.

d) z. B. in der folgenden Stelle, wo er über sein Schicksal flagt.

Yes, yes, God wote, myne hert breketh nie afonder; how fhould the ground without kindly noriture, bringen forth any fruites? How fhould a fhip withouten a fterne in the grete Se be governed? how fhold I withouten my bliffe, my herte my defire, my joyė, my godneffe, endure in this contrarious prifon, that thinke every houre in the daie and hundred Winter? Wel maie now Eve fain to me Adam, in forowe fal len from welthe driven art thou out of Paradise, whit fwete thy fuftenaunce to beswinke. Depe in this pinyng pitte with wo I ligge iftocked, with chaines linked of care, and of tene. It is fo hie from thens I lie, and the common yerth, there ne is cable in no land maked, that might ftretche to me, to drawe me into bliffe, ne fteyrs to fteye on is none, fo & that Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, VII, B.

[ocr errors]
[ocr errors]

Geist und Kenntnissen im funfzehnten Jahrhundert fortgefahren, wo Chaucer im vierzehnten aufhörte, so würde die englische Prose bald die französische eingehohlt haben, die im funfzehnten Jahrhundert schon auf eine so merkwürdige Art cultivirt_war *). Aber Chaucer blieb auch als prosaischer Schriftstel ler in seiner Muttersprache lange Zeit unerreicht.

Fortseßung der Geschichte der englischen und schottischen Poesie von Chaucer bis zu Ende dieses Zeitraums.

Die

ie englischen Litteratoren slimmen, wenn sie von Chaucer geredet haben, in der Klage überein, daß die englische Poesie nach dem Tode dieses Dichters von der Höhe, auf die er sie gehos ben, auf lange Zeit tief wieder herabgesunken sey. Diese Klage ist gerecht, wenn man den höchsten Vorzug eines Gedichts in die Cultur des Geo schmacks sekt, durch die es sich auszeichnet. Aber die englischen Litteratoren vergessen, zu bemerken, daß Chaucer mit allen seinen Talenten den Gea schmack seiner Nation nicht firiren konnte, weil er zu wenig Nationaldichter war. Sein Genie Fonnte wohl seine Muttersprache, aber nicht den Geist seines Vaterlandes beherrschen; denn es nahm

[ocr errors]

that without recover endeleffe here to endure I wote well I purveide. O! where art thou nowe frendship, that fometyme with laughande chere madeft bothe face and countenaunce to me wardes?

e) Vergl. den fünften Band dieser Gesch. der Poesie, c. 117.

von seiner ersten Entwickelung an eine ganz französ fische Richtung. Ueberdieß hat das Genie, im höheren Sinne des Worts, an Chaucer's poeti schem Verdienste weit weniger Antheil, als das Nachahmungstalent, das er durch Fleiß cultivicte, und die Feinheit des Geschmacks, durch die er, in Verhältnisse zu seinem Zeitalter, in der englischen Litteratur Epoche macht. Gerade damals, als Chaucer glänzte, fingen die Nachkommen der nors männischen Eroberer endlich an, wahre Engländer zu werden. Es regte sich nun wieder das Ber dürfniß einer englischen Nationalpoesie. Scherzhafte Fabliaur, mit französischer Gewandtheit erzählt, wären, auch wenn sie noch so sehr gefielen, ooch nicht dasjenige, was mit dem englischen Nationals charakter vorzüglich harmonirte. Darum haben auch in der Folge und bis auf die neuesten Zeis ten die englischen Dichter in keiner Dichtungss art weniger geleistet, als in der scherzhaften Erzähs lung. Im Ernsthaften hat aber Chaucer's Poesie so wenig Originales, daß die Cultur seines Styls in den ernsthaften Erzählungen leicht verdunkelt werden konnte durch rohere Werke, die mit mehr Kraft der Erfindung wirkten.

Die Kunst des Styls war es, was in der englischen Poesie nach Chaucer's Tode, durch das ganze funfzehnte Jahrhundert hinab, zurück ging. Aber der poetische Geist der Nation entwickelte sich indessen für die Formen, die nicht den franzó, sischen nachgeahmt waren. Die alte Balladens poesie, von welcher Chaucer sehr geringe dachte, Drang mit neuem Interesse von der schottischen Grenze her in das südliche England ein.

Auch

in andern Formen, die nicht französischen Ursprungs find, suchten mehrere englische Dichter des funfzehns ten Jahrhunderts sich hervorzuthun. Diese Perio de, die man als eine Zeit des Stillstandes der englischen Poesie hat darstellen wollen, ist also wirklich eine Periode der Fortschritte, zwar nicht des Geschmacks im engeren Sinne, aber der engs lischen Poesie im Ganzen.

Man kann die englischen und schottischen Diche ter des funfzehnten Jahrhunderts in wet Class sen abtheilen. In die erste Classe gehören die ges lehrten Dichter, die, wie Gower und Chaucer, eine litterarische Erziehung erhalten hatten und mit ihren poetischen Talenten zugleich ihre Belesenheit zeigen wollten. Unter ihnen sind mehrere vorzugs liche Köpfe, aber kein Mann von Gente.

Sie

vermochten nichts weiter, als, dem folgenden Zeits alter vorzuarbeiten, wo die Gelehrsamkeit im Zus fammentreffen mit dem Genie glücklicher seyn sollte. Sehr verschieden von diesen gelehrten Dichtern was ren die Minstrels oder Volksdichter. Ihre Balladen und Lieder klangen zur Harfe in rohen Tönen der Natur. Ihre Belesenheit erstreckte sich höchstens auf die Ritterromane, aus denen sie auch sonst noch allerlek Kenntnisse schöpfen konnten. Sie erzählten wahrscheinlich zur Abwechselung auch Far bliaur nach französischer Weise. Aber der Volks. gesang, den die Minstrels zur Harfe hören ließen, blieb seiner germanischen Natur getreu. Roh, aber kraftig, mehr erschütternd und rührend, als munter und scherzhaft, ohne geistreiche Wendungen und kunstreiche Beschreibungen, aber voll tiefer Wahrheit und innigem Gefühl, jog er in seiner

[ocr errors]

natur:

natürlichen Simplicitåt endlich auch die Ritter und Herren an, die vorher nur nach französischer Weise unterhalten seyn wollten. Unvermerkt wirkte diese einfache Nationalpoesie immer mehr auch auf die gelehrten Dichter. Und nun erst nahm die englis sche Poesie im Ganzen einen nationalen Charaks

ter an.

Einer der gelehrten Dichter, die noch mit Chaucer zu gleicher Zeit lebten, ist Thomas Des cleve. Er war ein enthusiastischer Verehrer Chaus cer's. Aber was er selbst in Versen geschrieben hat, ist nicht viel mehr, als gereimte Prose. Er starb im Jahre 1420).

John Lydgate, ein Benedictinermönch, zeich, nete sich in seinem Vaterlande durch gelehrte Kennts nisse aus, die er sich zum Theil auf Reisen in Frank: reich und Italien erworben hatte. Er suchte in seinen Versen den italienischen Geschmack mit dem französischen zu vereinigen. Aber er hatte wenig Erfindungsgeist, ob er sich gleich in mehreren Dich tungsarten versuchte, und nicht ohne poetisches Ges fühl war. Seine langsten Gedichte sind: Der Fall der Fürsten (the Fall of Princes), die Bes lagerung von Thebe (the Siege of Thebes), und die Zerstörung von Troja (the Diftruction of Troy), größten Theils Compilationen aus den Wers fen Anderer, aber nicht ohne gelungene Stellen. Seine Sprache scheint er nach Chaucer gebildet zu Haben. Unter den Versarten gelang ihm besonders

Die

f) Weitere Nachricht von ihm giebt Warton, Tom. II. P. 38.

« AnteriorContinuar »