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Octave

Aber seine entschied Vorliebe zu Ullem, was französisch war, zeigt sich auch in setner Versification. In Italien harte er die schönste Gelegenheit gehabt, die tralienischen Sylbenmaße zu studiren; aber sie scheis nen ihn wenig interesfirt zu haben. Die italieš nische Octave fannte er sehr gut; denn er hat Mehreres aus Gedichten von Boccaz, die in De taven geschrieben sind, überseht und nachgeahmt; aber er verschmähte diese Versart, wie alle übris gen, die nicht in der französischen Poesie übs. lich waren. Anstatt der italienischen ahmte er eine ähnliche Art von Stanzen in fier ben Zellen nach, wie er sie in den Werken einiø ger französischen Dichter fand i). Nach den Ges sehen der französischen Prosodie muß man auch dieHarmonie der Verse Chaucer's beurtheilen. Neuere Engländer haben diese, von den älteren Bewuns derern Chaucers gerühmte Harmonie in seinen Vers sen nicht entdecken können, weil sie die ältere Aus: Sprache des Englischen und des Französischen nicht fannten; denn Chaucer zählte in der Scansion sets ner Verse die Sylben mit, die damals im Englis schen, wie im Französischen, noch ausgesprochen und nicht bloß geschrieben wurden *). Aber von einer Nachs

i) Vergl. die Abhandlung von Tyrrwhit On the language and verfification of Chaucer, im vierten Bande feiner Ausgabe der Canterbury-tales."

k) Das dumpfe e, dieser germanische Halbvocal, der auch im Französischen das a und o aus den Endsylben der ros mantschen Wörter verdrängte, wurde zu Chaucer's Zeis ten, wie seine Versification beweiser, in den englischen Wörtern, die aus dem Deutschen und Däntschen abstam. men, bald noch ausgesprochen, bald schon verschluckt.

Das

Nachbildung des Wohllauts italienischer Verse findet sich in Chaucer's Gedichten feine Spur. Auch scheint er in den Geist seiner Muttersprache nicht tiefer, als seine Vorgänger, eingedrungen ju fern. Was seine Manier in einzelnen Zügen Ets genthümliches hat, ist interessant, aber nicht natios nal. Chaucer's Poesie hat überhaupt nichts Na: tional: Englisches. Es ist die französische Poesie sets nes Zeitalters, mit ungemeiner Leichtigkeit und eis ner für jene Zeiten außerordentlichen Cultur des Geschmacks in die englische Litteratur verpflanzt.

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Das vorzüglichste unter Chaucer's Werken sind die bekannten Canterbury'schen Erzählungen (Canterbury-Tales) ). Für die erzählende Poesie war er geboren, und die Canterbury'schen · Erzähs lungen schrieb er, nach vielen Vorübungen, in den Jahren der vollen Reife seines Geistes. Wahrs scheinlich wurde er durch das Dekameron des Bocca; veranlaßt, eine Reihe verschiedenartiger, ernsthafter und komischer Erzählungen zu einem Ganzen zu verbinden. Aber wenn er auch diese Idee

Das Wort come z. B. konnte nach Belieben zwetsylbig. oder, wie jekt, einsylbig ausgesprochen werden. Urry hat nach diesen Grundsäßen das wahre Sylbenmaß in Chaucer's Versen herzustellen gesucht, aber nicht immer glücklich, wie auch schon Tyrrwhit bemerkt.

1) Eine classische Ausgabe der Canterbury-tales ist die von Tyrrwhit, London, 1775, in 5 Octavbånden. Der vierte Band enthält die oben angeführte Abhandlung und erläuternde Anmerkungen; der fünfte ein Gloffartum. Aber Tyrrwhit hat dem Leser überlassen, das wahre Sylbenmaß in Chaucer's Versen herauszufinden, was Denn freilich einem Deutschen leicht wird, aber nicht eis nem Engländer.

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Idee von Boccaz entlehnte, so führte er sie doch mit selbstständigem Geißte und glücklicher, als Bocs caz, aus. Bei dem italienischen Novellisten zeich: nen sich die Personen, die einander in der Noth durch Erzählungen erheitern, durch keinen hervors stechenden, oder interessanten Charakter aus. Chaus cer, der in der Charakterzeichnung, besonders der Tomischen, der größte Meister unter seinen Zeitges nossen war, läßt in seiner Dichtung eine Gesells schaft von Personen aus allen Ständen auf einer Wallfahrt nach Canterbury, Jeden seinem Charaks ter gemäß, unterhaltende Geschichten erzählen. Nicht zufrieden damit, auf diese Art den Charakz ter der erzählenden Personen mit den Erzählungen selbst in eine geistreiche Verbindung gebracht zu haben, schickt er in dem Prologe eine meisterhafte Beschreis bung dieser Personen voran. Die Gesellschaft be steht aus einem Ritter, einem Junker, einem reis chen Landmann (Yeoman), einer Priorin mit einer Nonne und andern geistlichen Frauen, einem Mönch, einem Latenbruder, einem Kaufmann, einem gelehrs ten Juristen (clerk), einem praktischen Juristen (fergeant of law), einem freien Gutsbesißer (frankelin), einem Ablaßhändler, einem Doctor der Mes dicin, einem Koch, einem Schiffer, einem Müller, und noch mehreren andern Handwerkern und andern Pilgern und Pilgerinnen geistlichen und weltlichen Standes. In der Beschreibung aller dieser Pers fonen blickt sogleich Chaucer's Vorliebe zur komis schen und satyrischen Darstellung hervor. Die ganze Sammlung von Erzählungen bekommt durch den Prolog eine komische Haltung. Außer diesem allgemeinen Prolog, der die ganze Dichtung einlets tet, macht uns noch ein besonderer, den jede Pers

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son

fon vor ihrer Erzählung, zuweilen gar zu ausführs lich, hält, mit den Charakteren, die in diesem Gemälde vereinigt erscheinen, genauer bekannt. Alle diese Charakterzeichnungen sind voll Wahrheit, Wiß und Leben "), und unverkennbar nach der Natur "), zuweis

m) 3. B. voll derber Wahrheit in der Schilderung des Mönchs.

A Monk ther was, a fayre for the maistrie,
An out rider, that loved venerie;

A manly man, to ben an abbot able,

Ful many a deinte hors hadde he in ftable;
And whan he rode, men mighte his bridel here
Gingeling in a whiftling wind as clere,

And eke as loude, as doth the chapell belle,
Ther as this lord was heper of the celle.

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The roule of Seint Maure and of Seint Beneit,
Because that it was olde and fomdele ftreit,
This ilke monk latle olde thinges pace,
And held after the newe world the trace.
He gave not of the text a pulled hen,
That fayth, that hunters ben not holy men,
Ne that a monk, whan he is rekkeles,
Is like to a fish that is waterles;

This is to fay, a monk out of his cloiftro.
This ilke text held he not worth an oiftre.

n) Welch eine Bestimmtheit hat nicht jeder Zug in der Beschreibung des Advocaten!,

A Sergeant of the Lawe ware and wife,
That often hadde yben at the parvies,
Ther was alfo, ful riche of excellence.
Discrete he was, and of goet reverence:
He femed fwiche, his wordes were so wife
Juftice he was ful often in affife,
By patent, and by pleine commiffioun;
For his fcience, and for his high renoun,
Of fees and robes had he many on.
So grete a pourchafour was no wher non.
All was fee fimple to him in effect,
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His

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zuweilen in so feinen und pikanten Zügen, daß man den alten Chaucer für einen französischen Siis tenmahler aus dem achtzehnten Jahrhundert ansehen fonnte °). Unter den Erzählungen selbst behaupten auch die komischen in jeder Hinsicht den Vorzug vor den ernsthaften und rührenden. Aber Chaucer ges fiel sich zur Abwechselung in jeder Art von Erzäh lungen. In der Manier liebte er nicht weniger Mannichfaltigkeit, als in dem Stoffe. Nur eners gische Züge liebte er nicht sehr. Auch in den pas thetischen Stellen behielt seine Manier das Weiche

His pourchafing might not ben in suspect.
No wher fo befy a man as he then n'as,
And yet he femed befier than he was.
In termes hadde he cas and domes alle,
That fro the time of king Will weren falle.
Therto he coude endite, and make a thing.
Ther coude no wight pinche at his writing.
And every ftatute coude he plaine by rote.
He rode but homely in a medlee cote,
Girt with a feint of filk, with barres fmale;
Of his array tell I no lenger tale.

und

o) Welche naive Feinheit in der Schilderung der Nonne!

Ther was alfo a Nonne, a Prioreffe,

That of hire fmiling was ful fimple and coy;
Hire greteft othe n'as but by Seint Eloy;
And the was cleped madame Eglentine.
Ful wel fhe fange the fervice devine,
Entuned in hire nofe ful fwetely;

And Frenche fhe fpake ful fayre and fetisly.
After the fcole of Stratford atte bowe,
For Frenche of Paris was to hire unknowe.
At mete was the wel ytaughte withalle;
She lette no morfel from hire lippes falle,
Ne wette hire fingres in hire fauce depe.
Wel coude the carie a morfel and wel kepe,
Thatte no drope ne fell upon hire breft.

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