Imágenes de páginas
PDF
EPUB

1

rische Strophen abgetheilten englischen Rittergedichte oder Romane find fast alle aus französischen Quet: len geflossen. In diese Rethe gehören die metris schen Erzählungen vom Ritter Schd nubes kannt (im Englischen, durch barbarische Ents stellung der französischen Wörter Le beau disconnu umgeformt zu dem Nahmen Lybeaus Disconus 1); vom Ritter Canval (aus dem im Englischen ein Launfal geworden) "); vom Grafen von Tour louse (The Erle of Toulous) "); und andere. Der Verfasser des Gedichts vom Ritter Canval ist einer der wenigen, deren Nahme sich erhalten hat. Er hieß Thomas Chestre. Unbekannt ist das französische Original der gefühlvollen Erzäh Tung von der guten Florentia von Rom (Bonne Florence of Rome); aber man vermuther doch, daß auch dieses alte englische Gedicht Nach: ahmung eines französischen ist, weil es an mehres ren Stellen eines "Buchs und Romans” erwähnt, wo dieselbe Geschichte zu lesen °). Zu den wents gen englischen Originalen dieser Art soll das Ges dicht Der Ritter (oder Junker) von nies Derm Stamme (The Squire of low degree) gen. hören, eine sehr anmuthige und naive, in den be schreibenden Stellen nur gar zu seltsam geschwäßige Erzäh

1) Ebendaselbst, Vol. II.
) Ebendaselbst, Vol. I.
n) Ebendaselbst, Vol. III.

Le bonne Florence of Rome, fagt die englische Hande schrift; denn da die Engländer in ihrer Sprache feinen Unterschied zwischen der und die kennen, so scheinen auch ihre Vorfahren, wenn sie französische Wörter und Nahmen aussprachen, nach Belieben le und la gesagt zu haben.

Erzählung, nicht in lyrische Strophen abgetheilt, übrigens aber, der ganzen Manter noch, den als ten Balladen ähnlich P).

Mag nun der Antheil, den das Genie und die Kunst der alten englischen Dichter an allen dies fen

p) Abgedruckt nach einer alten Ausgabe aus der ersten Hälfs te des sechzehnten Jahrhunderts bei Ritfon, Vol. III. Die folgende Stelle giebt eine Probe von der Manter des Dichters.

There wyfte no wyghte in Chriftente
Howe welle he loved that lady fre,
He loved her more then feven yere,
Yet was he of her love never the nere.
He was not ryche of golde and fe,
A getyll man forfoth was he.
To no man durft he make his mone,
But fyghed fore hym felfe alone.
And evermore, whan he was wo,
Into his chambre, would he goo;

And trough the chambre he toke the waye,
Into the gardyn, that was full gaye;
And in the garden, as i wene,
Was an arber fayre and grene,
And in the arbre was a tre,

A fayrer in the world might none be;"
Te tre it was of cypreffe,

The fyrft tre that Jefu chefe;
The fother wood, and fykamoure',

The reed rofe, and the lyly-floure

The boxe, the beche, and the larel- tre,
The date, alfo the damyfe,

The fylbyrdes hanyng to the ground,
The fygge-tre, and the maple round,

Mit diesem Verzeichniß ist die Reihe der schönen Bäume, die aufgezählt werden, noch lange nicht zu En de; als die Reihe der Beschreibung an die schönen Vögel kommt, die auf diesen Bäumen fingen, ist das ornithologische Register fast noch länger,

[ocr errors]

sen und vermuthlich an vielen andern, noch nicht wieder bekannt gewordenen, oder verloren gegan genen Rittergedichten hat, noch so geringe seyn; ein wahrhaft poetischer Geist blickt aus ihnen hers vor, und die Gewandtheit, mit der die englischen Erzähler die französischen nachahmten, ohne sich ängstlich an die Manier und die metrischen Forment ihrer Vorbilder zu binden, ist nicht selten bewun dernswerth. Vielleicht haben aber auch die englis schett Dichter öfter, als wir wissen, die französis schen Erzählungen nur als Stoff benutzt, den sie umbildeten, oder durch poetische Zusäße erweiterten, Um so mehr lohnt es der Mühe, diesen Theil der alten englischen Litteratur durch genaue Nachfor: schungen und Vergleichungen aufzuklären; ein Vers dienst, das sich nur ein Kenner der alten englischen und französischen Handschriften erwerben kann. Den geringsten Werth unter allen metrischen Er: zählungen, die man in das Fach der ålten Poesie der Engländer stellen kann, haben ohne Zweifel die gereimten Chroniken, und die fabelhaft aus: geschmückten und romanhaft umgearbeiteten. Erzähe lungen vom Kaiser Karl dem Großen, von dem trojanischen Kriege, und ähnliche Werke, dergleichen sich auch in der französischen, spanischen und deutschen Litteratur aus jenen Jahrhunderten fin bett. Eine der ausführlichsten gereimten Chronis fen, die Geschichte von England, in rohen Alexandrinern versificirt von Robert von Gloucester, gehört zu den ältesten Denkmälern der englischen Sprache. Der Verfasser lebte unter der Regierung Eduard's I. in der lehten Hälfte des Dreizehnten Jahrhunderts. Das Werk selbst ist ohne alles poetische Verdienst. Ein ähnliches

Werk

Werk wurde bald nachher geliefert von Robert Manning, genannt Robert de Brunne, der auch sonst Ullerlei aus dem Französischen überseßte und in Reime brachte, ohne Gewinn für die Poefte 9).

An die metrischen Ritterromane schlossen sich in der alten englischen, wie in der französischen, Litteratur die munteren und komischen Erzähe lungen, nach dem Muster der französischen Fas bliaux. Aber die ersten englischen Versuche dies ser Art wurden völlig verdunkelt durch die Werke Chaucer's, von denen bald ausführlich die Rede seyn soll. Fromme Legenden in Versen durften, nach dem Geschmacke des Zeitalters, in England auch nicht fehlen,

Um welche Zeit in Schottland die Nachah. mung der französischen Ritterromane angefangen, ist nicht genau bekannt. Aber das erste schottische Rittergedicht, das berühmt wurde, der Robert Bruce von John Barbour, ist ein historisch:

poes

9) Weitere Auskunft über diesen, noch sehr wenig bears beiteten Theil der alten romantischen Litteratur geben Warton (Hift. of Engl. poetry, T. I. p. 49-214.), und noch mehr Ritson in der Abhandlung vor seiner Ausgabe der Ancient metrical Romances, Warton theilt lange und langweilige Stellen aus der gereimten Chronik des Robert von Gloucester und aus den Werken des Robert de Brunne mit; über die Ritterromane giebt er mehr gelehrte Bemerkungen, als befriedigende Notizen und Auszüge, doch unter diesen Notizen und Auszügen auch manches Schäßbare, das zur genaueren Erkundigung reizt. Besonders interessant ist die roman haft erzählte Geschichte des Königs Richard Lowen herz, p.150.

Bouterwek's Gesch, d. schön. Redek. VII, B.

poetisches Nationalwerk, wie sich in diesem Theile der englischen Litteratur keines findet. Barbour lebte um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Von der Universität zu Oxford, wo er acht Jahs re, von 1357 bis 1365, studirt hatte, brachte er Kenntnisse mit, die in seinem Vaterlande damals noch seltener, als in England, waren. Aber das Vorzüglichste in seiner Geistesbildung verdankte er sich selbst. Vor ihm gab es in der Sprache seis nes Vaterlandes, so viel wir wissen, noch gar kein Gedicht von einigem Umfange, während in Engs land die Uebersetzungen und Nachahmungen französ fischer Ritterromane schon ziemlich gemein geworden waren. Aber unter den englischen Gedichten, mit denen Barbour bei seinem langen Aufenthalte in England genauere Bekanntschaft inachen konnte, gab es auch keines, das ihm hätte zum Vorbilde dienen können, als er den Gedanken ausführte, dem groß ten Manne seiner Nation ein Denkmal zu fiften, Das weder ein Ritterroman, noch eine gereimte Chronik seyn sollte. Wahrscheinlich ging er auch mit sich selbst nicht lange zu Rathe über die Nas tur seines Gedichts. Die poetische Begeisterung vereinigte sich in Barbour unmittelbar mit der pas triotischen. Der heroische König Robert Bruce, dessen Thaten Barbour poetisch erzählen wollte, hatte kurz vor ihm gelebt. Jeder patriotische Schotte feierte in seinem Herzen das Andenken an den glorreichen Fürsten, dem es gelungen war, im ungleichen Kampfe sein Vaterland von der engs lischen Obergewalt zn befreien. Barbour, von glets cher Bewunderung und Verehrung des Königs hins gerissen, der der Stolz seiner Nation war, wollte mehr erzählen, als erdichten. Die Thaten, die

der

« AnteriorContinuar »