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ner gewissen Eleganz zu schreiben und sich über den Geist und Styl der alten Chroniken zu erheben suchs ten, waren fast alle auch Dichter. Von der histo rischen Kunst in ihrem ganzen Umfange hatten sie kaum eine Ahndung. Doch macht es ihnen, da sie zugleich Dichter waren, um so mehr Ehre, daß sie zu groß von der historischen Wahrheit, dachten, um sie durch poetische Ausschmückung zu entstellen, oder die Aufmerksamkeit ihrer Leser mehr auf den Styl, als die Sache, hinzulenken. Die meisten dieser Historiker beschäftigten sich mit der Geschichte thres Vaterlandes. Uber historische Werke, die In der Geschichte der schönen Litteratur besonders ausgezeichnet werden müssen, wurden in englischer Sprache nicht vor dem Anfange der folgenden Pes riode geschrieben ").

Samuel Daniel, der in der Geschichte der Poesie dieses Zeitraums mehrere Male genannt werden mußte, schrieb unter der Regierung der Königin Elisabeth einen Abriß der Gefchichte von England bis auf Eduard II. ); ein Werk ohne Anmaßung und Prunk; lehrreich und Flar; nicht ohne pragmatische Blicke; und wahr. scheinlich in der englischen Litteratur das erste his storische Werk, daß eine einfache Erzählung wichs tiger Thatsachen mit einer bemerkenswerthen Präs eiston und Würde des Styls verbindet. Aber es ist zu summarisch, um denjenigen interessiren zu föns

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y) Man findet die meisten der åkteren historischen Werke, die hier in Betracht kommen, beisammen in der schäße baren Sammlung: A Compleat hiftory of England, Lond. 1706. in Folio.

z) In der eben angezeigten Sammlung. Vol. I.

nen, wer es nicht als Compendium um des Ino halts willen benußen will. Von Daniel's Zeitges nossen wurde es mit verdienter Achtung aufgenoms men. Auch war nachher noch öfter unter den engs lischen Historikern von Daniel's Methode die Rede a).

Sir Walter Raleigh, der merkwürdige Mann, der oben unter den Dichtern nur' beiläufig genannt werden durfte, würde unter den englis schen Historikern aus der lekten Hälfte des sechs zehnten und der ersten des siebzehnten Jahrhuns derts den ersten Plaß einnehmen, wenn ihm an der Darstellung der Begebenheiten in seiner großen Weltgeschichte eben so viel gelegen gewesen wäre, als der pragmatischen Mittheilung der historischen Wahrheiten selbst. Er war geboren im Jahre J552. Sein heller Geist und sein unternehmens der Charakter entwickelten sich früh. Schon im siebzehnten Jahre seines Lebens betrat er die Laufs bahn des militärischen Ruhms. Seit dieser Zeit kommt sein Nahme fast bei jeder Gelegenheit in der Geschichte der Regierung der Königin Elisas beth vor. Er war einer der Helden, die zuerst die englische Seemacht ́emporbrachten. Durch seine Thaten in Westindien und Amerika wurde er der Schrecken der Spanier. Und im Laufe dieses uns ruhigen Lebens fand er Muße genug, Verse zu machen, mehrere politische Abhandlungen zu schreis ben, und seine Weltgeschichte (Hiftory of the World) auszuarbeiten, die einen starken Folianten

füllt.

a) In eben dieser Sammlung Vol. I. lieset man die Geschichte Richard's II. u. f. w. von einem Ungenanns ten in Mr. Daniel's Method geschrieben.

füllt.

Eine genauere Erzählung seines thatenreis chen Lebens gehört nicht hierher. Wenn auch sein Charakter so zweideutig gewesen wäre, wie ihm von seinen Feinden vorgeworfen ist, so wurde doch das Verfahren des schwachen Jakobs's I. gegen ihn nicht zu entschuldigen seyn. Aber kein König war unfähiger, den Werth eines großen Mannes zu fühlen, als der gelehrte und gutmüthig schwas che Jakob I. Ein solcher Fürst konnte freilich vor seinem Gewissen und seiner engherzigen Politik leicht entschuldigen, daß er einen Mann wie Ras' leigh hinrichten ließ, weil dieser, den Ruhm und das Glück seines Vaterlandes höher, als die Befehle seines Königs, achtend, sich von seis nem Unternehmungsgeiste hatte hinreissen zu lassen, der spanischen Macht in Amerika einen großen Schaden zuzufügen, ohne eine Kriegserklärung abs zuwarten, die er, aber nicht sein König, für nó, thig hielt. Auch in der Weltgeschichte, die Sir Walter Raleigh der Nachwelt hinterlassen hat, ist fein großer und fräftiger Geist nicht zu verkennen. Kein neuerer Autor hatte vor ihm eine Weltges schichte in diesem Sinne zu schreiben versucht. Ras leigh wollte nicht nur ein nüßliches Werk des Fleißes liefern; er wollte die Geschichte aller bes rühmt gewordenen Staaten der Erde pragmatisch umfassen, um Lehren für Staatsmänner, Regenten und Helden als Resultate der Begebenheiten zu entwickeln. Mit allem Fleiße, den er auf dieses Werk verwandt, hat er doch nicht weiter vors rücken können, als bis mitten in die Geschichte der Römer. Einen Theil seines großen Zweckes hat er indessen erreicht. Seinen Zeitgenossen konnte fein historisches Werk nüßlicher werden, als diese

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Weltgeschichte. Jekt ist sie freilich veraltet, feits Dem die historische Kunst längst über die Kindheit hinaus ist, in welcher Raleigh sie fand. Raleigh's Pragmatismus verschmäht theologische Betrachtuns gen und eingestreute lateinische Verse nicht. Auch der Styl dieser Weltgeschichte ist altvåterisch ges worden. Aber sie verdient, immer mit Achtung genannt, und auch in der Geschichte der schönen Litteratur nicht übersehen zu werden. In der ers sten Hälfte des Werks ist der Styl ohne befondes res Interesse, in der zweiten Hälfte aber, wo die Materialien aus griechischen und römischen Schrifts stellern zusammengetragen werden mußten, hat auch die Darstellungsart etwas vom Geist und Style des classischen Alterthums angenommen ").

Francis Bacon Lord Verulam, der alls gemein bekannte Philosoph, Naturforscher und Staatsmann, der vom Jahre 1561 bis 1622 lebte, hat unter seinen zahlreichen Werken auch einige historische, unter andern eine Geschichte der Regierung des Königs Heinrich's VII., hinterlassen. Über Baco achtete überhaupt wenig auf Alles, was Sache des Geschmacks ist. Seine historische Darstellungsart ist ohne Interesse, und sein Styl, wo nicht schleppend, doch einförmig und trivial ).

Glåne

b) Das Leben des Sir Walter Raleigh it oft erzählt. Seine Hiftory of the World tenne ich nur in der Ausgabe London, 1652, in Folio.

e) Bacon's Hiftory of King Henry VII. findet sich in der bekannten Ausgabe seiner sämmtlichen Werke, und auch in der oben angeführten Compleat hiftory of England, Vol. I.

Glänzender ist der Styl des Geschichtschreis bers William oder John Habingdon, der vom Jahre 160 bis 1654 lebte und auch unter den Dichtern dieses Zeitraums mit genannt wird. Während des bürgerlichen Krieges war er einer von Denen, die sich zwischen den Parteien glück lich hindurchwanden d). Habingdon's Geschichte der Regierung Eduard's IV. ist ein unterhals tendes Werk. Aber die Manier dieses Geschichts fchreibers hat etwas Gesuchtes, und entfernt sich in prunkenden Phrasen zu weit von der Simplicis tåt, die zur natürlichen Würde des historischen Styls gehört *).

Die englische Uebersehung des Thuendis des von Thomas Hobbes, dem Philosophen, darf bei dieser Gelegenheit auch nicht übersehen werden. Sie wurde schon im Jahre 1628 gedruckt.

Mit Feiheit und Gewandtheit des Ausdrucks, an einigen Stellen mit wahrhaft rhetorischer Schönheit, ist Milton's, des Dichters, Ge schichte von England geschrieben ). Einen

Dichter

d) Sollten der Geschichtschreiber und der Dichter Has bingdon vielleicht zwet Personen seyn? Bei den Litu teratoren, z. B. bei Cibber, heißt der Dichter Wil liam Habingdon, und ihm wird auch die Geschichte Eduard's IV. zugeschrieben. Aber in der Compleat hiftory of England wird der Verfasser der Geschichte Eduard's IV. John Habingdon genannt.

e) Habingdon's Hiftory of Eduard IV. steht abgedruckt
in den Compleat history of England, Vol. I.
f) Vergleiche oben, S..407. Das historische Wert Mils
ton's findet sich vollständig in den Hiftorical, politi
cal and miscellaneous Works of John Milton, Lon-
don, 1750, in 2 Quartbånden.

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