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desto mehr näherten sich auch diese Erzählungen dem Styl und den metrischen Formen der Ballade.

aa

Unter den metrischen Ritterromanen der Engländer scheint feiner gewesen zu seyn, der an Größe und Reichthum der Erfindung und an wahrs haft epischem Charakter dem deutschen Liede der Niebelungen, oder dem Heldenbuche, gliche. Wenigstens findet sich kein großes Gedicht dieser Arç unter den Werken, die man aus den Sammlungen alter englischer Handschriften an das Licht gezogen hat, Dahin gehören die Ritterromane; Sir Gun, einer der beliebtesten bei den Engländern im vierzehnten Jahrhundert; der Tod des Königs Arthur (französisch überschrieben La mort d'Arthure), und andere a). Aber was der romantische Geist jener Zeiten überhaupt Eigenthümliches hat, zeigt sich auch in den alten englischen Ritterromanen, wie in Den französischen, von einer so poetischen Seite, daß man über der innern Schönheit dieser Dichtungen die Rohheit der Sprache und Versification und den Mangel aller classischen Bildung wohl einmal vers gessen kann. Nur das besondere Verdienst der Vers fasser dieser Romane zu würdigen, ist nicht möglich, wenn man nicht Gelegenheit und Zeit hat, sie mit den französischen Originalen zu vergleichen, aus de nen die meisten, und vielleicht alle, englischen Gedichṣ te dieser Art geflossen sind *).

aa) S, bei Warton, T. I. p. 169 fq.

Einer

b) Erst vor wenigen Jahren hat sich in England ein Freund der alten romantischen Litteratur gefunden, der mehrere Der vorzüglichsten metrischen Ritterromane, die bis das hin wenig, oder gar nicht bekannt waren, mit kritischem Fleiße bearbeitet, in einer schäßbaren Sammlung hat ab

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Einer der ältesten englischen Ritterromane in Versen ist das Gedicht vom König Horn (Gefte of King Horn) ©). Wenn es, wie selbst die englis schen Litteratoren glauben, franzöfifchen Ursprungs 'Ist, weil sich ein französisches Werk desselben Ins Halts unter den alten Handschriften findet, so scheint es doch schon durch die Nahmen der Personen und Derter gewissermaßen in England nationalisirt zu seyn; denn diese Nahmen sind sämmtlich, wie der Stoff der Erzählung, angelsächsisch. Horn, der Held des Gedichts, ist der Sohn eines Königs Alo Tof und einer Königin Godylt, Er wird in sets nem sechzehnten Jahre, nachdem sein Vater von eis nem Saracenenkönig erschlagen und seines Landes bes raubt worden, in einem Schiffe fortgeschickt, um zu Grunde zu gehen. Aber er rettet sich mit seinen beis den Freunden Achulf und Eykanild. Aylmer, König von Westneß, nimmt ihn gastfreundlich auf. Die Prinzessin Rymenild, Tochter dieses Kós nigs, wird seine Geliebte d). Nach vielen Abens teuern erobert er endlich sein väterliches Erbe wie Der, erschlägt den Saracenenkönig, und vermählt sich mit seiner geliebten Rymenild. Die ganze Hands lung

drucken lassen. Das Werk hat den Titel: Ancient Engleish (für English) metrical Romancëes (fût Roman, ces), felected and publifh'd by Jofeph Ritfon. London, 1802, in 3 Octavbänden, sauber gedrückt. Vors an geht eine ausführliche Abhandlung On Romance and Minstrelly. Die besondere Orthographie, die Hr. Rits fon bei dieser Gelegenheit einführen will, möchte wohl wenigen Beifall finden.

e) Vollständig abgedruckt bei Ritfon, Tom. II. Mur ein Paar Stellen finden sich bei Warton.

d) Sonderbar, daß so viele Nahmen in diesem Gedichte fich in ild endigen, Im Dänischen und Schwedischen heißt Ild Feuer.

lung fällt in die Zeit, als die Dänen durch ihre råus berischen Einfälle die Ruhe Englands unter den ans, gelsächsischen Königen störten. Die Saracenen die in diesem Gedichte so heißen, sind keine andere. Mation, als die Dånen, die damals noch nicht zum Christenthum bekehrt waren und nach der Vorstels lungsart des Dichters, eben so gut, als andere Heiden, Saracenen genannt werden durften. Das Gedicht ist also offenbar aus einer alten ans gelsächsischen Volkssage entstanden. Deßreegen ist auch fast wahrscheinlicher, daß die französische und weit ausführlichere Bearbeitung desselben Stoffs aus derselben Quelle geflossen, als, daß das englis sche Gedicht vom König Horn nur ein Auszug aus einem französischen Originale seyn sollte. Das Als ter des ganzen Werks wird hinlänglich verbürgt durch die veraltete und ohne Hülfe eines Glossas riums nicht mehr verständliche Sprache. Vermuth, lich entstand es aber doch nicht vor der Regierung des Königs Eduard II. in der ersten Hälfte des viers zehnten Jahrhunderts ). Die Versart ist sehr einfach, wie in den ältesten französischen Ritterromanen; eine fortlaufende Kette von kurzen Zeilen, die unmittelbar auf einander reimen. Durch poetische Kraft zeichnet sich übrigens dieser rohe Versuch in der epischen Kunst eben so wenig aus, als› durch Reichthum der Erfindung ), Vielleicht wurde er

auch

e) Vergl. Warton, I. c. und Ritson in den erläuterns den Anmerkungen zu den von ihm herausgegebenen als ten metrischen Ritterromanen.

f) Als Probe des Styls und der Sprache mag der Anfang

dienen.

Alle heo ben blythe

That to my fong ylythe,

auch bald verdrängt durch andere Bearbeitungen ders selben alten Sage. Ein späteres erzählendes Gedicht unter dem Titel Ritter Horn und Fraulein Rimnild (Horne child and maiden Rimnild) ); Balladenmäßig in lyrischen Strophen versificirt, bes weiset, daß dieser Stoff einige Zeit ein besonderes Interesse in England behielt h).

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A fong ychulle ou finge
Of Allof the gode kynge.
Kyng he wes by Wefte,
The whiles hit ylefte;
And Godylt his gode quene,
Ne feyrore myghte bene;
Ant huere fone, hihte Horn,
Feyrore child ne myhte be born,
For reyn ne myhte by ryne,
Ne fonne myhte shyne
Feyrore child then he was,
Bryht fo ever eny glas;
So whit fo eny lyly flour,
So rofe red wes his colour,

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g) Das Wort Child (Kind) bedeutet in der alten englis schen Poesie sehr oft einen jungen Ritter.

So wird auch in dem alten deutschen Niebelungenliede der Ritter Siegfried das Siegelinden kind genannt.

h) Diese balladenmäßige Erzählung der Thaten des Kös nigs Horn fängt so an;

Mi leve Frende dere

Herken, and ye may here,

And wil under-ftonde,

Stories ye may lere

Of our elders that were
Whilom in this lond.

I wil you telle of kinges tuo,

Hende Hatheolf was on of tho,

That weld al Ingelond;

From Humber north than walt he,

That was into the wan fee,

Into his owen hond.

Das

Zu den alten metrischen Ritterromanen, die unbezweifelbar nichts weiter, als Nachbildungen französischer Originale in englischer Sprache sind, gehört das Gedicht Iwain und Gawin (Ywaine and Gawin), dessen französisches Original auch von den deutschen Dichtern im dreizehnten und vierzehns ten Jahrhundert öfter nachgeahmt und umgearbeis. tet wurde. Die englische Bearbeitung gehört zu den späteren. Man seßt sie in die zweite Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts ).

Die englischen Romanendichter dieses Zeitraums romantisirten auch, wie die französischen und deuts schen, alte griechische Mythen und Erzählungen, von denen sich dunkle und verworrene Nachrichten erhalten hatten. In einem Gedichte Sir Orpheo (Sir Orpheo), ist die griechische Sage von Orpheus und Euridice in das Costum der Ritterzeit geklei det und Orpheus selbst zu einent reichen Könige gemacht, der von dem König Pluto und der Kdnigin Juno abstammen soll *).

Wenn man die übrigen erzählenden Ritterges dichte aus der alten englischen Litteratur, so viel davon wieder an das Licht gezogen worden, mit einander vergleicht, so kann man deutlich bemer ken, wie sie den Balladen immer ähnlicher werden, je nåher sie dem funfzehnten Jahrhundert lies gen. Aber auch diese balladenmäßigen und in lys rische

Das ganze Gedicht ist abgedruckt in Ritson's erlau. ternden Anmerkungen zu seinen Ancient Romances, T. III. p 282.

i) Das Gedicht ist abgedruckt in Ritson's Sammlung,, Vol. I.

*) In Ritson's Sammlung, Vol. I.

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