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schen Poesie weniger angemessen, als Tasso's Amynt. Von Guarini's "treuen Schäfer" unterscheidet sich Fletcher's "treue Schäferin" durch die besons dere Absicht des englischen Dichters, ein dramatis sches Gemählde schwärmerischer Keuschheit durch den Gegensak mit derselben Frechheit zu heben, deren ungeschminkte Darstellung auch seine übrigen Werfe verunreinigt. Mehrere schöne Stellen geben diesem Schäferspiele einen wahrhaft poetischen Werth "); aber das Ganze kann nur Dem gefallen, wer die unanständigen Scenen nicht widrig °), die exaltirte Delis

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n) Dahin gehört der schöne Monolog, mit welchem das Stück anfängt. Eine Schäferin spricht:

Hail, holy Earth, whose cold Arms do imbrace
The trueft Man that ever fed his Flocks

By the fat Plains of fruitful Theffaly,
Thus I falute thy Grave, thus do I pay
My early Vows and Tribute of mine Eyes
To thy ftill loved Afhes; thus I free
My felf from all enfuing Heats and Fires
Of Love: All Sports, Delights and jolly Games
That Shepherds hold full dear, thus putt I off.
Now no more fhall these smooth Brows be begire
With youthful Coronals, and lead the Dance;
No more the Company of fresh fair Maids
And wanton Shepherds be to me delightful,
Nor the fhrill pleafing found of merry Pipes
Under fome fhady Dell, when the cool Wind
Plays on the Leaves: All be far away,

Since thou art far away; by whofe dear Side
How often have I fat crown'd with fresh Flow'rs
For Summer's Queen, whilft ev'ry Shepherd's Boy
Puts on his lufty Green, with gaudy Hook,

And hanging Scrip of fineft Cordevan.

o) Man lese z. B. wie die üppige Amarillis den Schäfer Perigot ermuntert, nachdem sie durch Zauberei die Ges stalt seiner Geliebten angenommen.

Per.

Delicatesse der keuschen Schäfer und Schäferinnen nicht unnatürlich, und den ganzen Contrast, der hier eine besondere Wirkung thun soll, nicht unpoetisch findet P).

Das einzige Schauspiel, dessen Verfasser Beaus mont allein seyn soll, gehört zu der Gattung der sos genannten Masken. Es ist von geringer Bedeus tung. In der Tragicomödie Die beiden edlen Vettern (the two noble Kindsmen), an welchem Shakespear Antheil haben soll, glänzt das Genie dieses Meisters nicht so hell, daß es den Mitarbeiter verdunkeln könnte.

Neben

Per. What means my Love? Amar. To do as Lo

vers fhou'd

That are to be injoy'd, not to be woo'd.

There's ne'er a Shepherdefs in all the Plain

Can kifs thee with more Art, there's none can fain
More wanton trieks. Per. Forbear, dear Soul, to

try,

Whether my Heart be pure; I'll rather die

Than nourish one Thought to difhonour thee.
Amar. Still think'ft thou such a thing as Chastity
Is amongst Women? Perigot, there's none,
That with her Love is in a Wood alone,
And wou'd come home a Maid; be not abus'd
With thy fond firft Belief, let time be us'd:

Why doft thou rife? Per. My true Heart thou haft

lain.

Er

p) Anderer Meinung ist Mr. Seward, einer der Hers ausgeber der Werke Beaumont's und Fletcher's. nennt die treue Schäferin" von Fletcher eines der Ges dichte, die der englischen Nation zum höchsten Ruhm und zugleich zur tiefsten Schande gereichen; das Erste, weil dieses Schauspiel beweise, zu welcher Höhe sich das brits

Neben Beaumont und Fletcher verdient in der. Reihe der englischen Schauspieldichter, die uumittelbar auf Shakespear folgten, der geistreiche und verständige Massinger gèstellt zu werden 1).

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Philipp Massinger, der Sohn eines Gentleman, der in Diensten des Grafen von Montgomery stand, war geboren zu Salisbus ry, um das Jahr 1585. Er studirte in Orford, ging darauf nach London, lebte in Verbindung mit den vorzüglichsten englischen Schauspieldich tern seiner Zeit, und arbeitete für das Theater ohne Geräusch, einige Mal gemeinschaftlich mit an dern Dichtern auf dieselbe Art, wie Beaumont und Fletcher ihre Talente unzertrennlich zusammenwirken ließen. An einem der Schauspiele von Massinger hat der dramatische Dichter Decker Antheil; an eis nem andern, dem Lustspiele Das alte Gese (the old Law), haben soger zwei Mitarbeiter, Thomas Middleton und William Rowley, geholfen. Dieß ist, aber auch fast Alles, was wir von Massinger's Lebensgeschichte wissen. Ueber sein Todesjahr sind die Litteratoren sehr uneinig. Nach Einigen lebte er bis zum Jahre 1669. Wenn er wirklich dieses außerordentlich hohe Alter von vier

und

tische Genie emporgeschwungen; und das Zweite, weil das englische Vublicum gegen ein solches Werk gleichgüls tig geblieben sey, und es vernachlässigt habe. q) Das Wenige, was wir von der Lebensgeschichte Massini ger's wissen, findet sich bei Cibber und in den Notizen vor der besten Ausgabe der Werke dieses Dichters, The dramatic Works of Philipp Maflinger, compleat, &c. by Thomas Coxeter. Lond. 1761, vier Bånde in groß Octav. Vergl. den Companion to the Playhouse (Lond. 1774, 2 Voll. in 8vo), Vol. II.

und neunzig Jahren erreicht hat, so darf uns bes fremden, daß seine Grabschrift nichts davon erwähnt. Nach Audern ist er schon im Jahre 1639 gestorben.

Massinger's dramatische Werke verdienen die Aufmerksamkeit, mit der man sie, nachdem sie beto nahe in Vergessenheit gerathen waren, seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts wieder an das Licht ges zogen hat. Sie sind reich an mehreren dramatischen Schönheiten, die man bei Beaumont und Fletcher, und selbst bei Shakespear, nicht selten vermißt. Diese Schönheiten entspringen aus der kunstreichen und interessanten Vertheilung und Verbindung der Scenen in einer durchdachten Composition, die zu einer überraschenden und doch gehörig vorbereitens den Entwickelung führt. Kein englischer Schau: Spieldichter vor Massinger hat einen dramatischen Plan verständiger entworfen und die Einheit der Handlung so glücklich mit der romantischen Mans nigfaltigkeit der Scenen verbunden. Massinger hat mit kritischer Besonnenheit gearbeitet, wie. Ben Jonson; aber er prunft nicht, wie Ben Jonson, mit seinem Verstande. Seine Correctheit hat nichts Studirtes, oder Nüchternes. Und weil er ohne Pedantismus und Affectation den Regeln folgte, die er selbst aus freier Ansicht der Verhältnisse, nicht aus Büchern, abstrahirt hatte, so erwarb er fich wirklich das Verdienst, das Ben Jonson mit allen feinen Ansprüchen und Kenntnissen sich nicht erwerben konnte, das englische Publicum an regels mäßigere Schauspiele zu gewöhnen. Aber wenn gleich Massinger's Schauspiele im Ganzen noch res gelmäßiger sind, als die von Beaumont und Flet: cher, so entfernen sie sich doch in allen Richtun

gen

gen sehr weit von der Regelmäßigkeit des fran zösischen Theaters. Auch gegen das Gesetz des Anständigen fehlt Mafsinger, wie Beaumont und Fletcher; nur nicht so derb,, und nicht so oft *). Seine

r) Auch bei Massinger sprechen die Mädchen von nichts lies ber, als von ihrer Jungfrauschaft, die sie bald bewahren, bald verschenken wollen. Dieß giebt denn zu derben Scherzen Veranlassung. Die folgende Scene ist aus dem Stücke The Bondman.

Gentlew. My good Lord, your Pleasure?

Fran. Prithee, let me beg thy Favour for Access
To th' Dutchefs.

Gentlew. In good footh, my Lord, I dare not;
She's very private.

Fran. Come, there's Gold to buy thee

A new Gown, and a rich 'one.

Gentlew This will tempt me. [Afide] I once swore
If e'er 1 lofi my Maiden-head, it fhoul be

With a great Lord as you are; and, I know not
how,

I feel a yielding Inclination in me,

If you have Appetite.

Fran. Pox on thy Maiden - head!
Where is thy Lady?

In demselben Schauspiele sagt eine vornehme Dame sehr unbefangen:

We may commend

A gentleman's modefty, manners and fine language

Yet if he be ftaunch and bid not for the flock,
That we are born to tra affick with, the truth is,
We care not for his company.

In dem Trauerspiele The Roman actor sagt die anges sehene Dame Domitia zu dem Abgesandten, der sie eins laden soll, ihr Bett mit dem Kaiser zu theilen:

If in my way of youth. pure and untainted,
The emperor had vouchfaf'd to feek my favours,
I had with joy giv'n up my virgin fort.

Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek. VII. B.

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