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feyn soll, gaben in den mittleren Jahrhunderten Veranlassung zur Entstehung ritterlicher Romane in englischer, schottischer und französischer Sprache. Aber kaum eine Spur von historischer Wahrheit hatte sich in diesen Sagen erhalten. Die Phantasie der romantischen Dichter, unter denen vielleicht kein einziger ein Wort Walisch oder Welsch verstand, machte aus dem Könige Artus einen Ritter nach dem Geschmacke ihres Zeitalters. Sie erdichteten von ihm und seiner Tafelrunde abenteuerliche Begebenheiten, wie von Alexander dem Großen und Kaiser Karl dem Großen, in einerlei poetischem Costu: me, ohne im mndesten auf die Verschiedenheit der Naz tionen und der Zeitalter, in denen diese Helden gelebt hatten, zu achten. Die unglücklichen, unterdrückten und verachteten Abkömmlinge der alten Britten sangen indessen, so lange sie noch von einem eigenen Fürsten unter englischer Hoheit beherrscht wurden, ihre Lieder für sich. Selbst diese Lieder wurden ihnen durch eiserne Tyrannei größten Theils geraubt, als der König von England Eduard I. in der zweiten Hälfte des dreizehn, ten Jahrhunderts, nachdem er die Unterjochung von Wales vollendet hatte, den unmenschlichen Befehl gab, alle waltschen Barden, die ergriffen werden fonnten, um das Leben zu bringen, damit sie nicht durch ihre Gesänge das alte Vaterlandsgefühl in der Brust der Nation belebten, die von nun an nach englischen Gesetzen regiert werden, englische Sitten ans nehmen, und völlig aufhören sollte, eine Nation zu seyn.

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Nicht viel besser erging es den Galen oder Ers sen in Irland. Sie wurden, nachdem sie dem ens glischen Zepter unterworfen waren, als ueberwuns

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dene behandelt, denen man feine Rechte mehr zuges stand. Nur, um die Irländer ganz zu Engländern zu machen, wurde ihnen mit den englischen Geseken auch ein Theil der englischen Freiheit und Staatsvers fassung gegeben. Englische Colonisten beförderten die Vermischung beider Nationen. Die alte Landess sprache der Irländer ganz auszurotten, gelang den tyrannischen Herrschern nicht; aber nur dem gemeis nen Manne in Irland blieb diese Sprache überlassen. Verachtet und aus allen feineren Zirkeln verscheucht, konnte sie auch die alten Heldengesänge ihrer Barden entweder gar nicht mehr, oder nur in verstümmelten, Resten, aufbewahren. Mit der englischen Poesie standen diese Nationallieder der Irländer in keiner Art von Verbindung.

Mehr geachtet blieb die ersische Sprache und. Nationalpoesie im nördlichen Schottland. Die sos genannten Bergschotten oder Hochländer, die zur Nation der alten Irländer gehören und mit ihnen dieselbe Sprache reden, standen in einem ganz andern Verhältnisse zu den südlichen Schotten, als ihre Stammesverwandten in Irland zu den englis schen Eroberern. Sie waren damals noch unübers. wunden, und nur durch ein sonderbares Zusammen: treffen von politischen Umständen mit den südlichen Schotten in einer Monarchie vereinigt. Das ganze Land von der nördlichen Spike der großen Insel bis an die englische Grenze wurde nun Schottland oder Scotland genannt, weil die alten Ersen oder Galen, von denen die jekt so genannten Hochländer abstammen, bei den Römern Scoten geheißen, und der alte Nahme der Picten, die mit den Scoten verbunden gegen die Römer und Britten gefochten batten,

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hatten, unvermerkt verschwunden war. Aber aus der politischen Vereinigung der Abkömmlinge der alten Picten und Scoten war doch keine moralische geworden. Beide Nationen fochten als Unterthas nen desselben Königs mit gleicher Tapferkeit gegen den gemeinschaftlichen Feind; aber unter einander liebten sie sich noch weniger, als die südlichen Schots ten und die Engländer. Ihre bürgerlichen Einrichs tungen waren so verschieden wie ihre Sprachen... Die Bergschotten verschmähten die Sitten und Ger bräuche, durch die sich die südlichen Schotten immer mehr den Engländern näherten. Die füdlichen

Schotten blickten mit dem Gefühle des Uebergewichts, das ihnen ihre steigende Cultur gab, auf ihre nórd: lichen Nachbarn herab, und verspotteten bei Gelegent heit auch die Sprache, welche die Bergschotten nicht gegen die cultivirtere süd: schottische, die Schwester der englischen, vertauschen wollten "). Von allen Gebrauchen, die das eigentliche Ritterwesen in den mittleren Jahrhunderten charakterisiren, scheint nichts nach dem nördlichen Schottland hinübergekommen zu seyn. Aus einer solchen Verschiedenheit der beiden Nationen, die in der schottischen Monarchie vereis nigt waren, erklärt sich leicht, warum die alte Nas tionalpoesie der Bergschotten nicht den mindesten Einz fluß auf die füdschottische Poesie hatte. Wenn es auch wahr seyn sollte, daß die Gesänge Ossian's, die MacPherson bekannt gemacht hat, schon in einem Jahrs

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n) Der schottische Dichter Dunbar ini funfzehnten Jahrs hundert fand die Sprache der Hochländer so barbarisch und lächerlich, daß er sogar die Teufel in der Hölle das vor erschrecken läßt. Vergl. Warton, Hift. of English poetry, T. II. p. 278., und die dort aus Dame bar's Gedichten ausgehobene Stelle.

Jahrhundert gesungen worden, da es noch lange feine romantische Gedichte gab, so erscheinen doch in der süd: schottischen Poesie nirgends Spuren von jenen Gesängen. Kaum der Nahme des ersischen Helden Fingal und feiner Familie scheint im südlichen Schotts land bekannt gewesen zu seyn. Nur einige schwache Anspielungen auf die Sagen von Fingal und Gaul, dem Sohne Morni's, finden sich in dem großen Heis dengedichte des südlichen Schorten Barbour aus dem vierzehnten Jahrhundert °).

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o) Vergl. Pinkerton in der Einleitung zu seiner Auss gabe der Ancient Scotifh Poems, p. 49. Bei dies fer Gelegenheit kann man zu: Vertheidigung der Hypos these über den scandinavischen Ursprung der alten Picten, von denen die südlichen Schotten abs stammen, noch ein Mal die Frage aufwerfen: Was für eine Nation könnten denn die alten Picten wohl gewesen feyn, wenn sie keine Scandinavier waren? Britten oder Britannier waren sie gewiß nicht; denn von dem Aus genblicke an, da die Geschichte der Picten erwähnt, ers scheinen sie als unvèrsöhnliche Feinde der alten Britten, deren Nachkommen sich in Wales und dem nördlichen Bretagne an der Küste von Frankreich erhalten haben. Ersen oder Galen waren sie eben so wenig; denn mit dieser Nation, die bei den Römern Scoren hieß, was ren die Picten zwar immer alltirt, aber immer als eine besondere Nation, deren Nachkommen bis diesen Tag von den Nachkommen der alten Ersen durchaus verschies Den geblieben sind. Mit dem unbestimmten Nahmen Celten ist hier gar nichts gesagt: denn von den alten Celten will man eben so wohl die alten Britten und ihre Nachkommen im heutigen Wales, als die alten Erfen und ihre Nachkommen in Irland und dem nördlichen Schottland, ableiten; und doch ist die alte brittische oder walische Sprache von der ersischen nicht etwa wie ein Dialekt, sondern total verschieden. Noch mehr. Wenn wir auch die Aechtheit der Ossianischen Gedichte, die MacPherson bekannt gemacht hat, übrigens bezwets

feln,

Wo also in dieser Geschichte der Poesie von schottischen Gedichten die Rede seyn wird, find unter dieser Benennung ausschließlich Gedichte in der füd-schottischen Sprache, der Schwester der ens glischen, zu verstehen; und was sich von diesen Ger dichten erhalten hat, kann füglich mit der englischen Litteratur in ein Ganzes zusammen gezogen werden.

Uebrigens stimmt die englische Litteratur aus dieser Periode auch darin mit der schottischen übers ein, daß sich in ihr noch keine prosaischen Werke finden, die in einer Geschichte der Beredsams feit genannt zu werden verdienten. Als man an rhetorische Cultur der englischen Sprache zu denken anfing, sank die schottische Sprache in ihrem Vaters fande selbst schon zum gemeinen Volksidiom herab. Daher ist es gekommen, daß nie in schottischer Prose ein Buch geschrieben ist, dessen der Ges schichtschreiber der schönen Litteratur erwähnen könnte P).

feln, so find doch die alten ersischen Sagen vom Könige Swaran, der mit seinen Schiffen von Norwegen herüber kam, und von Fingal und seinen ersischen Hels den besiegt wurde, wohl nicht erdichtet. Es ist also fast mehr, als wahrscheinlich, daß die alten Picten auch von einem Schwarme norwegischer Abenteurer abstammten, die sich zwischen die Ersen und Britten eindrängten und Bundesverwandte der Ersen wurden, mit denen sie gez meinschaftlich gegen die Britten fochten, und zuleht auch einem gemeinschaftlichen Oberhaupte sich unterwarfen. p) Profe feems never to have been attempted, sagt selbst Pinkerton, der eifrige Lobredner der scottischen Spras che und Poesie.

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