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Geschichte

der

englischen Poesie und Beredsamkeit.

Erstes Buch.

Vom Ende des dreizehnten Jahrhunderts bis in die ersten Decennien des sechzehnten.

Bouterwer's Gesch. d. schön. Redek. VII. B.

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Geschichte

der

englischen Poesie und Beredsamkeit.

Erstes Buch.

Bom Ende des dreizehnten Jahrhunderts bis in die ersten Decennien des sechzehnten.

Erstes Capitel.

Allgemeine Geschichte der poetischen und rhetoris schen Cultur der Engländer und Schotten in Diesem Zeitraume.

Ges

egen das Ende des dreizehnten Jahrhunderts. unsrer Zeitrechnung unterschieden sich die Nachkommen der alten Einwohner und der fremdett Eroberer der beiden großen Inseln, die wir jeht die brittischen nennen, in ihrer Denkart, Sitte, und bürgerlichen Verfassung noch lange nicht so, wie jest, von den übrigen europäischen Nationen. Aber die ersten

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ersten Spuren des englischen National: Geistes und Charakters, der eigentlich erst im siebenzehnten Jahr: hundert sich völlig entwickelt hat, zeigen sich doch sehr früh. Diese Spuren muß der Geschichtschreis ber der englischen Poesie und Beredsamkeit verfol gen; und es ist nicht schwer, sie zu entdecken, wenn man bis zum Ursprunge der Nation und ihrer Sprache zurückgeht.

Der germanische Charakter, der sich bis auf diesen Tag von dem romanischèn durch › ganz Europa unterscheidet, wurde seit der Eroberung des südlichen Britanniens durch die Angelsachsen der herrschende in diesem Theile der Insel. Alle Schicks jale, welche die englische Nation erlebt hat, konnten diesen Charakter nur modificiren. Völlig umgebils det und dem romanischen gleich würde er selbst un: ter den normånnisch ‹ französischen Eroberern nicht. Daß aber aus diesem germanischen Charakter ein englischer würde, dazu trug die normännische Eroberung Englands unstreitig das Meiste bei.

In Italien, Spanien, Portugal und Franks reich konnten die deutschen Sieger, die sich diese als ten Provinzen des aufgelöseten Römerreichs unters warfen, nur ihre Tapferkeit und Freiheitsliebe und ihre germanischen Verfassungen an ihre Nachkom: men vererben. Mit der Sprache der Provinzi as Ten, wie man die besiegten, lateinisch redenden Eins wohner dieser Lånder nannte, nahmen die Gothen und Franken in ihrem neuen Vaterlande eine neue Denk und Sinnesart an, die durch die dauernden Einflüsse des Klima immer mehr entwickelt und be festiget wurde. Selbst die dänischen Normånner, die den Franken in Frankreich wieder die Provinz entris

sen,

sen, die seitdem Normandie heißt, wurden bald mit den Franken zu Franzosen. Aber die Angelsachs sen lernten in Britannien kein Brittisch; und was Sie unter den Britten, deren land sie raubten, von römischer Cultur und Sprache vielleicht noch vorfin den mochten, war überhaupt von geringer, für die rohen Angelsachsen von gar keiner Bedeutung. Sie schmolzen auch nicht mit den Britten, wie die Frans ken und Gothen mit den Provinzialen der eroberten Länder, unvermerkt zu einer neuen Nation zusam men. Während der lange dauernden kleinen Kriege, durch welche die Angelsachsen endlich Herren des ganzen Landes wurden, das von ihnen seinen neuen Namen erhielt, wurden die alten Britten zum Theil ausgerottet, zum Theil flüchteten sie nach der Küste yon Frankreich hinüber; und der Ueberrest zog sich unbesiegt in die Gebirge von Wales zurück, wo er fich als freie Nation beinahe noch ein halbes Jahrtausend vertheidigte, bis es endlich dem Könige yon England Eduard I. gelang, sie völlig zu unters jochen. Der germanische Stammescharakter der Angelsachsen blieb also auch von dem celtischen scharf geschieden.

Unverändert blieben auch die Nationaldenkart und die Sitten der Angelsachsen oder alten Engländer während der funfzig Jahre (vom J. 1013 bis 1066), da die Dänen über England herrschten. Denn die Dänen waren nicht nur eben so gut Germas nen, wie die Angelsachsen selbst; sie waren sogar unmits telbar mit ihnen verwandt, wie die angelsächsische Spra che beweiset, welche nichts anders, als ein Gemisch von Dänisch und Niederdeutsch ist. Darum fiel auch dem mächtigen Kanud dem Großen nicht ein, in der als 243

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