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Pomp ist auch gesorgt. Processionen, Pauken und Trompeten, aufmarschirende Armeen, Gefechte auf dem Theater, geben dem Ganzen den Charakter eis nes Spectafelstücks.

Das Schauspiel die spanische Tragödie fand einen Fortseher. Thomas Kyd, der Verfass ser dieses zweiten Theils des beliebten Stücks, wollte den Effect, den die abenteuerliche Composition ges macht hatte, noch verstärken. Er gab zwar seiner Arbeit einen Schein von Regelmäßigkeit durch die Abtheilung in fünf Acte; aber er mischte noch mehr Begebenheiten durch einander, schob einen Geist und eine allegorische Person, die Rache, zwischen die Acte hinein, übertrieb das Ungemeine der Sprache bis zur Ungereimtheit, und brachte endlich ein Werk zu Stande, in welchem man alle Fehler beisammen sehen kann, zu denen die dramatische Poesie der Engländer kurz vor Shakespear sich neigte ). Seine neue spanische Tragödie brachte zwar die ältere fast in Bergessenheit, aber sie wurde auch, nachdem sie einige Zeit beflatscht worden, ein Lieblingsgegens stand des Gespöttes der Kritifer. Auf die unvers Diente Ehre, die man dem Stücke erwiesen hatte, folgte eine ungerechte Herabseßung seines Werths.

My pureft thoughts work in a pitchy vale,
Which are as different as heaven and hell.
One peers for day, the other gapes for night.
That yawning Beldam with her jetty fkin,
'This fhe I hug as mine effeminate bride,
For fuch complexions best appease my pride.

r) Die Spanish tragedie von Kyd, die von den Litteratoren fast immer mit der älteren des Ungenannten verwechselt wird, findet sich bei Dodsley, Tom. III. und auch bei Hawkins, Tom. II.

So ungeheuer auch das Ganze, und so geschmacklos und widersinnig mehrere Scenen, Gedanken und Ausdrücke sind, so ist es doch nicht arm an poetischem Interesse, und manche Scenen sind mit wahrhaft ros mantischer Zartheit ausgeführt ). Merkwürdig ist in diesem Schauspiele noch besonders die tragische Darstellung des Wahn finns des alten Jeronymo und seiner Gemahlin Isabella. Vielleicht hat fie zur Entstehung eines Theils des Königs Lear von Shakespear Veranlassung gegeben ). Ein anderes Trauers

) Wer fann die romantische Anmuth der folgenden Stelle
verkennen, in welcher Horatio mit feiner geliebten
Bellimperia in einem Garten sich unterhält?
Horatio. Sweet, fay not fo: fair fortune is our
friend,

And heav'ns have fhut up day, to pleasure us.
The stars, thou feeft, hold back their twinkling fhine,
And Luna hides herself to pleasure us.

Bell. Thou haft prevail'd. I'll conquer my mis
doubt,

And in thy love and counfel drown my fear:
I fear no more, love now is all my thoughts.
Why fit we not? for pleasure afketh cafe.

Hor. The more thou fitt'ft within these leafy bo

wers,

The more will Flora deck it with her flowers.

Bell, Aye, but if Flora fpy Horatio here,
Her jealous eye will think I fit too near.

Hor. Hark, madam, how the birds record by night,
For joy that Belimperia fits in fight.

Bell. No, Cupid counterfeits the nightingale,

To frame fweet mufick to Horatio's tale.

Hor. If Cupid fing, then Venus is not far:

Aye, thou art Venus, or fome fairer star.

Aber freilich dauert dieses Spiel zu lange, und wird am Ende völlig affectirt.

*) Das Stück ist nur überladen mit Darstellungen des

Wahns

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Trauerspiel von Kyd, die Cornelia, beweiser, daß er sich auch nach fremden Manieren zu beques men wußte, und daß die dramatischen Formen, die nach Jodelle in Frankreich eingeführt wurden, auch in England nicht unbemerkt blieben; denn diese Cors nelia von Kyd ist Uebersetzung eines Trauerspiels unter demselben Titel von Garnier, einem der ersten französischen Tragiker, die in Jodelle's Fußtapfen #aten ").

Durch

Wahnsinns des alten Jeronymo. Deswegen sind in der
zweiten Ausgabe alle diese Scenen abgekürzt, oder wegs
gelassen. Auch die Isabella, Jeronymo's Gemahlin,
erscheint verwirrt, z. B. in der folgenden trefflichen
Stelle.

Maid. Good madam, affright not thus yourself
With outrage for your fon Horatio.

He fleeps in quiet in the Elifian fields.

fab. Why, did I not give you gowns, and goodly
things?

Bought you a whiftle, and whipstalk too,
To be revenged on their villainies?

Maid. Madam, these humours do torment my foul.
Ijab. My foul, poor foul Thou talk'ft of things
Thou know'ft not what- My foul hath filver wings.
That mount me up unto the highest heavens:
Tho heaven, aye, there fits my Horatio,
Back'd with a troop of fiery cherubims
Dancing about his newly-healed wounds,

Singing fweet hymns, and chaunting heavenly notes:
Rare harmony to greet his innocence,

That died, aye died, a mirror in our days.

But fay, where fhall I find the men, the murderers,
That flew Horatio? Whither fhall I run,

To find them out, that murdered my fon?

u) S. über Garnier den fünften Band dieser Ges schichte der Poesie und Beredsamkeit, S. 270.- Kyd's Uebersehung der Cornelta ist wieder abgedruckt in Dodss ley's Sammlung, Tom. III. Bei Hawkins, Tom.

Durch Nachahmung und Uebersehung ausländis scher Schauspiele die dramatische Kunst seiner Zeits genossen in England zu vervollkommnen, gab sich be: sonders George Gascoigne rühmliche Mühe. Er hatte sich auf beiden englischen Universitäten ges bildet, und stand als Gelehrter und geistreicher Mann in Ansehen. Er überseßte aus dem Griechischen eis nige Trauerspiele des Euripides, und aus dem Itas lienischen ein Lustspiel von Ariost, die Verwechse: Iungen (the Suppofes, im Italienischen I Suppofiti) *). Durch die Uebersetzung dieses italienischen Lustspiels lernte man auf dem englischen Theater eis nen cultivirten Dialog ohne Verse kennen; die Trauers Spiele aber, die Gascoigne aus dem Griechischen überfekt hat, scheinen ohne allen Einfluß auf die fortschreitende Bildung des dramatischen Geschmacks in England geblieben zu seyn.

Kurz vor Shakespear und noch mit ihm zu gleicher Zeit arbeitete für das englische Theater auch Chris stopher Marlow oder Marlo e, ein Mann von vielen Talenten. Er hatte in Cambridge studirt, und war Schauspieler geworden. Seine Sitten sols len nicht die besten gewesen seyn. Auch als ein Freigeist wurde er verrufen, weil er über die Dreiets nigkeit und andre Geheimnisse des chriftlichen Glaus bens öffentlich gespottet haben soll. Er starb an eis ner Wunde, die er im Duell erhalten hatte, im Jahre 1593. Marlow würde ein noch würdigerer

Bor.

II., findet sich noch ein Trauerspiel, das vermuthlich von
Kyd ist.

x) Vergl. ben zweiten Band dieser Gesch. der Poesie :c. S. 61. Die Suppofes von Gascoigne finden sich

bet Hawkins, Tom. III.

Vorgänger Shakespear's gewesen seyn, wenn die Rohheit seiner Sitten nicht einen merklichen Einfluß auf die Entwickelung seiner Talente gehabt hätte. Für die tragische Kunst war er geboren. In seinem Trauerspiele König Eduard II. sind die Charak, tere und Leidenschaften mit kräftiger Hand gezeichnet, die Situationen voll Wahrheit und Interesse. Den Dialog und die Sprache hatte Marlow ganz in seis ner Gewalt. Aber er vernachlässigte sein natürlis ches Gefühl für tragische Würde, das denn doch aus mehreren Stellen hervorblickt. Er glaubte, das tragische Pathos verstärken zu können durch eine frappante Darstellung gemeiner und niedriger Leidens schaften in ihren heftigsten Ausbrüchen. Seine ganze Manier hat eine zurückstoßende Härte. Bea sonders stechen alle Fehler, in denen dieser Schaus spieldichter, wie es scheint, sich selbst gefallen hat, in seinem Juden von Malta (the Jew of Mal. ta) hervor, einem Trauerspiele, dessen Intrigue sich um die Greuelthaten eines jüdischen Wucherers bes weat, der durch einen Machtspruch der Regierung auf ein Mal seines ungeheuern Vermögens beraubc ist, und nun kein Mittel scheuet, seine glühende Rachsucht zu befriedigen. Gleichwohl sind selbst in diesem widrigen Trauerspiele, das mit Shakespear's Juden von Venedig kaum eine entfernte Aehnlichkeit hat, die Züge des Genies und die Annäherung zu der Manier Shakespear's nicht zu verkennen "). In

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y) Um die auffallende Aehnlichkeit der Manieren Marlow's und Shakespear's durch ein Beispiel anschaulich zu mas chen, wähle ich den Monolog, mit welchem der Günst ling Gaveston Marlow's historisches Trauerspiel Ris chard II. eröffnet.

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