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Interesse. Das Trauerspiel Gorboduc ist also ein mißlungener Versuch, die Regeln des griechischen Trauerspiels auf dem englischen Theater einzuführen. Uber es ist doch, mit allen seinen Mängeln und Fehlern, im Ganzen mehr werth, als die Cleopatra von Jo delle, die ungefähr um dieselbe Zeit eine totale Res volution auf dem französischen Theater bewirkte ).

Sackville bewirkte durch sein regelmäßiges Trauerspiel nicht nur keine Revolution auf dem engs lischen Theater; er veranlaßte nicht einmal, daß ein anderer Dichter in seine Fußtapfen trat und die ivas matische Form, die doch etwas ganz Neues für das englische Publicum war, weiter auszubilden, oder zu nationalisiren versuchte. Schauspiele von ganz ans derer Art, in jeder Hinsicht viel roher, aber auch dramatischer, als der Gorboduc, und ganz im romans tischen Geschmacke erfunden und ausgeführt, nahmen die Theater in London ein. Weltliche Stücke ver drängten die geistlichen; aber diese weltlichen Stücke folgten in ihrer ganzen Anlage der Manier der dras matischen Mysterien und Farcen. In dieser Manier brachte man Begebenheiten aus der alten griechischen und römischen Geschichte auf das Theater. Die Chas raktere, denen man die Nahmen berühmter Grie chen, Römer, und andern Personen gab, die man aus den Schriften der alten Classiker kennen ges

lernt

c) Jodelle's Cleopatra (S. den 5ten Band dieser Geschichte der Poesie und Bereds. S. 201) wurde im Jahre 1552, also neun Jahr früher, als der Gorboduc von Sackville, zum ersten Mal gespielt. Vielleicht hatte Sackville das von gehört. Ein englischer Jodelle zu werden, war, aber gewiß nicht seine Absicht. Seine Manier ist von der des Jodelle durchaus verschieden.

Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek. VII, B.

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lernt hatte, wurden auf das abenteuerlichste umges staltet und mit neueren Charakteren gemischt. Die Mysterien verwandelten sich in historische Sch ́a u: spiele.

Auf das Gesetz der aristotelischen Einheis ten wurde gar nicht geachtet. Das Burleske blieb mit dem Ernsthaften und Rührenden gemischt. Un auch etwas von dem allegorischen Style der veralteten Moralitäten beizubehalten, gab man dem personifis cirten Laster die Rolle eines tolpischen Spaßvogels, der ausdrücklich, aber mehr zum Scherz, als im Ernste, den Nahmen Laster (Vice) oder Tauges nichts erhielt, unter diesem Nahmen sich die derbes sten Possen mitten in den ernsthaftesten Situationen erlaubte, und endlich in die stehende Rolle des Rúpels oder Tölpels (Clown) überging, den noch Shakespear vorfand und in die komischen Scenen seiner Schauspiele aufnahm. Die Nahmen der Vers fasser solcher Schauspiele aus dem Zeitalter der Kös Kd. nigin Elisabeth bis auf Shakespear gehören nicht zu den berühmten; aber sie dürfen doch in der Geschichte der englischen Poesie nicht übergangen werden.

Thomas Preston, Doctor der Rechte und Magister der freien Künste zu Cambridge, ergößte um dieselbe Zeit, vielleicht in demselben Jahre, als Sackville's Ferrer und Porrer gespielt wurde, in alts modischen Versen die Königin Elisabeth und ihren Hof durch ein historisches Schauspiel Cambyses, das zwar tragisch endigt, aber doch Comödie betitelt ist. Die Darstellung und Beschreibung der abscheus lichsten Grausamkeiten, die dem Cambyses zur Last gelegt werden, wechseln in diesem Schauspiele mit den burleskesten Scenen ab, in denen der Tauges nichts (Vice), der hier auch Ambidexter heißt,

die Hauptrolle spielt. Der Plan des Stücks ist wes der tragisch, noch komisch, und ohne alle dramatis sche Einheit. Allegorische Personen, dann die Göts tin Venus mit dem Cupido, der Lord Smerdis, die Bösewichter oder Kuppler (Ruffians) Snuf und Ruf, eine Buhl dirne (Meretrix), und der Hens fer (executioner) figuriren in der grellesten Mannigs faltigkeit unter einander d).

In einem ähnlichen Styl, aber mit mehr Feins heit, arbeitete Richard Edwards, auch ein Mas gister der freien Künste, in den ersten Jahren der Regierung der Königin Elisabeth für das Theater. Er hat, zum Beispiel, die Geschichte des Damon and Pythias in ein Schauspiel gebracht. Der König Dionys und der Philosoph Uristipp treten in Diesem Schauspiele, das eine Comödie seyn soll, in einem eben so ungriechischen Costum auf, als Gronno, der Henker, und Grimme, der Kohlens brenner. Pythias fingt beiläufig ein Lied auf die Freundschaft in der Manier der englischen Volkslies der. Aber auch Brocken von lateinischen Vers sen und Sentenzen sind in dieses Schauspiel, wie in die meisten übrigen aus den ersten Zeiten der Regierung der Königin Elisabeth, eingemischt. Nach einigen Nachrichten ist dieser Richard Edwards derselbe Schauspieldichter, der zuweilen auch Edward Fers rys genannt und von Puttenham, dem Verfasser Der ersten englischen Poetik, sehr gerühmt wird *).

Höher

d) Der Cambyfes von Preston, nebst Nachrichten von dem Leben des Verfassers, findet sich bei Hawkins, Tom. I. e) Die Comddie Damon und Pythias, nebst Notizen dazu, ist zu lesen in Dodsley's Collection of old plays, Tom. I.

Höher hob sich der unbekannte Verfasser des Trauerspiels Tancredund Gismunda, das im Jahre 1568, vermuthlich auch von Studenten, vor Der Königin Elisabeth gespielt wurde. Das Stück hat, ungeachtet seines romantischen, wahrscheinlich aus einer italienischen Novellensammlung geschöpften Stoffs, einen antiken Zuschnitt. Dret Chdre (choruffes) unterstüßen die Handlung, und råsonnis ren nach griechischer Art in feierlichen Gesängen über Menschheit und Schicksal 1). Auch die Sprache dieses Stücks ist ziemlich cultivirt, und der Ausdruck der Empfindungen und Leidenschaften nicht ohne poes tische Wärme ). Das tragische Pathos zu verstårs ten,

f) 3. 2.

.

Look what the cruel fifters once decreed,
The Thunderer himself cannot remove:
They are the ladies of our destiny,

To work beneath, what is confpir'd above.
But happy he that ends this mortal life
By fpeedy death, who is not forc'd to fee
The many cares, nor feel the fundry griefs
Which we fuftain in woe and mifery.

Here fortune rules, who when fhe lift to play,
Whirleth her wheel, and brings the high full low:
To morrow takes, what fhe hath given to day,
To fhew fhe can advance and overthrow.

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g) 3. B. in der Scene, wo Gismunda Gift trinkt, nache dem der Chor sich zurückgezogen.

I

Gismunda spricht:

will prevent Both you and him. Lo here, this hearty draught, The last that in this world I mean to taste,

Dreadlefs of death,

So, now work on;

mine Earl, I drink to thee.
now doth my foul begin
To hate this light, wherein there is no love;
No love of parents to their children;
No love of princes to their fubjects true;
No love of ladies to their deareft love.

Now

fen, erscheint selbst die Furie Megåra auf dem Theas ter. Einige allegorische Verbråmungen durften, nach dem Geschmacke des Zeitalters, nicht fehlen ").

Weniger bekümmert um die Regeln des antiken Trauerspiels war George Peele, Magister der freien Künste und Stadtpoet (city- poet) zu London, zugleich als wißiger Kopf und Bönmotist berühmt. Er lebte noch zu Shakespear's Zeit. Von ihm hat sich eine dramatische Bearbeitung der Geschichte David's und der Bathseb a erhalten ); ein Werk ohne alle Ordnung der Composition; regellos von einer Begebenheit zur andern hineilend; nicht selten burlesk, wo es recht tragisch seyn will, zum Beispiel, wo Absalom, an den Haaren hångend, noch eine Rede hält; auch wohl anstößig, wenigs stens nach neueren Begriffen, zum Beispiele sogleich zu Anfange des Stücks, wo sich die schöne Bathses ba im Angesichte der Zuschauer badet; und doch, mit allen seinen derben Fehlern, an mehreren Stela len ein Werk des Genies, voll dramatischer Wahre beit und Kraft, und selbst durch die Cultur seiner

Spras

Now pass I to the pleafant land of love,
Where heavenly love immortal flourisheth:
The gods abhor the company of men;
Hell is on earth; yea, held itself is heaven
Compar'd with earth. I call to witnefs heaven;
Heaven, faid I? No, but hell record I call,
And thou fteru goddess of revenging wrongs,
Witnefs with me, I die for his pure love
That lived mine.

h) S. Das ganze, der Aufmerksamkeit werthe Stück in Dodsley's Sammlung, Tom. II.

i) Ganz abgedruckt bei Hawkins, Tom. II,

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