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der Homerischen Iliade. Nur an die griechischen Tragiker scheinen sich die englischen Ueberseker das mals noch nicht gewagt zu haben, nachdem einige Versuche, zum Beispiel eine Uebersekung der Phōs nizierinnen des Euripides, die besonderen Hindernisse fühlbar gemacht hatten, die es in diesem Fache der alten Litteratur zu überwinden gab d).

Aber wie sehr sich der Ton und Styl der alten elaffischen Dichter in den englischen Ueberseßungen åndern mußte, um dem Geschmacke des Publicums angepast zu werden, sieht man schon aus den Versa arren, welche die Stelle der griechischen vertreten mußten. Ein gewisser Stanihurst, der die Wes neide übersehte, war der Einzige, der versuchte, englische Herameter zu machen. Es zeigte sich bald, daß unter allen neueren europäischen Sprachen keine zur Nachbildung der griechischen Sylbenmaße wenis ger geschickt ist, als die englische, weil keine andere eine solche Menge einsylbiger Wörter ohne bestimmte metrische Quantität hat. Aber auch die fünffüßigen jambischen Verse ohne Reim, die schon in der zweis ten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts anfingen, ein besonderes Glück in der englischen Poesie zu ma chen, schienen den ersten englischen Ueberseßern der alten classischen Dichter zu ungewöhnlich, oder zu trocken. Sie überseßten also in gereimte Stanzen von sieben Zeilen, oder am liebsten in lange Reimjeis Ien, die für das englische Publicum den Werth der Hexas

d). die Nachrichten von diesen und andern englischen Ueberseßungen alter Classiker bet Marton, Tom. III. P. 372 ff.

Herameter haben sollten, und im Grunde nur das ber liebte Sylbenmaß der alten Balladen waren ®).

Gleichwohl scheint das Studium der alten its teratur während des sechzehnten Jahrhunderts vors züglich mitgewirkt zu haben, die englische Spras che zu firiren, und besonders die Accentuation der Sylben zu bestimmen. Seit Chaucer schwankte. der Sprachgebrauch im Englischen immer fort zwis schen verschiedenen Arten der Aussprache und der Accentuation der vielen Wörter, die aus dem Frans zöfifchen aufgenommen waren. Gegen den Geist der angelsächsischen Aussprache seßte man in Versen, wie im gemeinen Leben, nach altfranzösischer. Urt den Accent jener Wörter gewöhnlich auf die lehte Syl: be ). Je mehr aber die englische Sprache übers haupt aufhörte, sich nach der französischen zu-richs ten, desto weiter entfernte sie sich auch in den nás tionalisirten Wörtern von dem französischen Accente. Nach und nach drang der Geist des alten Angelsächs fischen immer tiefer in die Aussprache aller Wörter sein, die nun für englische gelten. Diese Verändes rung machte Epoche in der englischen Prosodie. Die Dichter aber, denen besonders daran gelegen feyn mußte, die Sylbenquantität zu firiren, fanden in der griechischen und lateinischen Sprache eine neue Ermun:

e) Man.zog zwei Zeilen des Sylbenmaßes der alten Ballas de in eine Zeile zusammen, z. B. in der Uebersetzung der Metamorphosen Ovid's:

The primely pallace of the Sun ftood gorgeous to be.

hold,

On ftately pillars builded high, of yellow burnifht gold, &c. b

f) Man sagte z. B. affectioùn für afféction, und so in allen ähnlichen Wörtern.

Ermunterung, die angefangene Veränderung in der Aussprache der nationalisirten Wörter durchzusehen und einer bleibenden Regel zu unterwerfen.

Weniger, als die Litteratur des classischen Als terthums, wirkte die italienische auf die englische im Laufe des sechzehnten und auch noch im siebs zehnten Jahrhundert; aber die englischen Dichter lernten doch von den italienischen genug, um ihnen Dank schuldig zu werden. Um dieselbe Zeit, als man die alten Autoren in England zu studiren und zu übersehen anfing, lernte man Petrarch und Bos caz genauer kennen, ahmte auch die Werke dieser italienischen Dichter nach, bildete sich nach ihnen, und überseßte aus dem Italienischen, wie aus einer neuen classischen Sprache, in das Englische. Durch das Petrarchisiren, so unvollkommen es auch auefiel, gewöhnte man sich an einen feineren Ton der romantischen Liebe. Die Ueberseßungen der italies nischen Novellen gaben besonders den dramatischen Dichtern einen trefflichen Stoff zu neuen Erfinduns gen. Die Uebersetzung des Tasso von Edmond Fairfax unter der Regierung Carl's I. machte Epos che in der englischen Ueberseßungskunst. Und die Nachahmung der italienischen Sylbenmaße, die in jedem Falle natürlicher, als die griechischen, sich der englischen Sprache anpassen ließen, trug nicht wenig bei, der englischen Versification eine Geschmeidigkeit und Bestimmtheit zu geben, die ihr bis dahin noch gänzlich fehlte 8).

V. Die persönliche Denkart einiger Regenten und Großen des Landes, der Ton

g) Vergl. Warton, Tom. III. p. 461. Bouterwek's Gesch. d. schön. Redek, VII, B.

Der

Der Geselligkeit in der Hauptstadt, und selbst die Cultur derjenigen Wissenschaften, die mit der Poesie nicht in genauer Verbindung stehen, kam Der schönen Litteratur der Engländer im sechzehnten Jahrhundert und in der ersten Hälfte des siebzehnten sehr zu Statten.

Elis

Der König Heinrich VIII. war zwar eben nicht empfänglich für die feineren Freuden des Geistes. Aber sein Interesse für theologische Gelehrsamkeit vereinigte sich doch mit einer gewissen Galanterie, die ihn von Zeit zu Zeit aufmerksam auf die Forte schritte der liberalen Studien machte. Er versuchte sogar in seinem Alter, selbst Sonette zu machen, wenn es auch nur war, um zu zeigen, daß er die Kunst verstehe. Von der Königin Elisabeth has ben sich mehrere Verse erhalten, die wenigstens bes weisen, daß diese Fürstin in müssigen Stunden solche Geistesbeschäftigungen nicht verschmähte, von denen Doch ihre Politik keinen Vortheil ziehen konnte. sabeth's Neigung, sich auch im äußeren Schimmer der Majestät zu zeigen, hatte den günstigsten Einfluß auf das Emporkommen des englischen Theaters. Unter den Großen des Landes fand die englische Poer sie mit der aufblühenden Litteratur überhaupt Gönner und Beförderer. Der Kanzler Thomas More ließ sich so wenig durch seine Liebe zur alten classischen Litteratur, als durch seine Staatsgeschäfte, abhal. ten, auch in seiner Muttersprache Verse zu machen. Bei dem Grafen von Esser, dem Günstlinge der Königin Elisabeth, waren die Dichter so will, kommen, wie Jeder, wer sich durch Geist und Kennt nisse empfahl. Unter den englischen Dichtern, die in diesem Zeitalter den Ton angaben, finden sich mehrere von den angesehnsten Familien.

Bur

Zur Verschönerung der geselligen Freuden wurs de die Poesie damals unter den Großen in England, wie in Frankreich und dem südlicheren Europa, ju Hülfe gerufen Die steifen Formeln der Galanterie in einem Geschmacke, der zur Unzeit noch an das alte Ritterthum erinnerte, gingen freilich auch in Die Sprache der Dichter über; aber sie erinnerten eben dadurch an die alte Verbindung zwischen dem Ritterthum und der Poesie, und gaben den Sitten eine gewisse innere Würde, die sich wieder der Poesie mits theilte. Auffallend slicht gegen diese Würde der ens glischen Poesie des sechzehnten Jahrhunderts die Fris volitat ab, die, in der zweiten Hälfte des siebzehnten unter der Regierung Carl's II. in fic eindrang, aber auch sogleich mit dieser Regierung vorüber ging.

Die Achtung, in welcher diejenigen Wissens schaften standen, die mit der Poesie nicht verwandr find, konnte damals dem Interesse der englischen Poesie nicht nur nicht schaden; sie diente ihr sogar zum Gewinn, so lange die alte Litteratur das Band blieb, das die Gelehrsamkeit mit den schönen Redes künsten verknüpfte. Erst im siebzehnten Jahrhundert fanden sich englische Philosophen und Gelehrte, die von der Poesie sehr geringe dachten, wie zum Brispiel der Canzler Bacon, dessen Nahme in der Geschichte Der Wissenschaften glänzt. Aber weder Baco, noch Der Philosoph Hobbes, der auch an poetischen Studien wenig Geschmack fand, beherrschte die Denfe art der Nation. Was Baco wirkte, um die Mes thode der wissenschaftlichen Studien zu ändern, hielt den freien Gang der englischen Poesie nicht eher auf, als bis im folgenden Zeitalter das didaktische Ins teresse sich zu sehr in das poetische mischte, und das

Lehrs

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