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Geschichte

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englischen Poesie und Beredsamkeit.

Zweites Buch.

Von den ersten Decennien des sechzehnten Jahrhuns derts bis in die zweite Hälfte des siebzehnten.

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Geschichte

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englischen Poesie und Beredsamkeit.

Zweites Buch.

Von den ersten Decennien des sechzehnten Jahr. hunderts bis in die zweite Hälfte des siebs zehnten.

Erftés Capitel.

Allgemeine Geschichte der poetischen und rhetoris fchen Cultur der Engländer und ihrer Sprachgenosfen in Schottland und Irland während dieses Zeitraums.

Es ist gewiß, daß das wiedererwachte Studium der alten classischen Litteratur in der ersten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts auf eine ähns lice Art in der englischen Litteratur Epoche macht,

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wie um dieselbe Zeit in der französischen. Alle Ver: ånderungen des Geistes und der Form der englis schen Poesie und der Anfang einer Bildung der englischen Beredsamkeit während des Zeitraums von der Regierung Heinrich's VIII. bis auf Cart II. stes hen mit der Verbreitung der Werke der alten Classiker und ihres Geschmacks unter den höheren Ständen sowohl, als unter den Gelehrten, in der engsten Verbindung. Aber aus diesem historischen Zusammenhange der englischen Litteratur mit der griechischen und römischen erklärt sich nicht, wie es kam, daß die englische Poesie, die in der vorigen Periode größten Theils nur Nachahmung der åls teren französischen gewesen war, im sechzehnten Jahrhundert einen so ganz andern · Charakter_ans nahm, als die französische Poesie um dieselbe Zeit. Die auffallende Trennung des englischen Geschmacks von dem französischen während des sechzehnten Jahrs. hunderts ist aber in der allgemeinen Geschichte der neueren Poesie und Beredsamkeit noch merkwürdis ger, als der Einfluß, den die classische Litteratur des Alterthums auf den englischen und französischen Geschmack gehabt hat; denn die Umbildung des Ros mantischen durch das Antike erfolgte damals nach denselben Gesetzen der allgemeinen Natur des menschs lichen Geistes aus gleichen Ursachen in dem ganzen cultivirteren Europa; aber die Verschiedenheit aufs zuklären, in welcher das Charakteristische des Nationalgeschmacks der neueren Nationen liegt, ist eigentlich die wichtigste Aufgabe für den Ges schichtschreiber der Kunst und Litteratur, wenn er jeder Nation volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, der allgemeinen Kritik neue Wege eröffnen, und den unerschöpflichen Begriff des Schönen nicht eins

fig und allein an Dasjenige knüpfen will, was Griechisch und Römisch ist.

1. Der germanische Charakter der englis schen Nation und ihrer Stammesverwandten im südlichen Schottland hatte schon im funfzehnten Jahrhundert über den normánnisch : französischen den Sieg gewonnen. Die Engländer fühlten sich selbst als ein Volk, das zwar einen großen Theil seiner Cultur den Franzosen zu verdanken hatte, aber. doch, um in seiner neuen Selbstständigkeit fortzus schreiten, die Franzosen noch zum Master zu neh men nicht mehr nöthig fand. Wie also das Stus dium der alten classischen Litteratur auf die französische wirken mochte, fümmerte den Engländer des sechzehne ten Jahrhunderts wenig. Er ging feinen Weg für fich. Die ganz verschiedene Empfindungsart der Engländer und Franzosen mußte sich also auch sos gleich in der verschiedenen Gestalt offenbaren, wels che die englische und französische Poesie unter glets chen Einflüssen der alten classischen Litteratur ans nagm.

In Frankreich hatte sich der romantische Geist der mittleren Jahrhunderte durch die Menge der Ritterromane und anderer Dichtungen, die der frans zösischen Empfindungsart bis dahin angemessen gewesen waren, beinahe erschöpft. Die rhetorische Schönheir stand schon auf einer höheren Stufe, als die poes tische, in-der französischen-Litteratur. Wenn gleich noch viele Ritterromane in Frankreich geschrieben und gelesen wurden, so zeigte sich die rhetorische Tendenz des französischen Geschmacks doch selbst darin, daß man dem Ritterromane den Vers ents zog, und die romantische Prose einführte, die sich

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