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Neben Dunbar steht in der Reihe der schots tischen Dichter Gawin Douglas, aus einer der vornehmsten Familien des Landes, geboren im Jahre 1475. Er blieb dem geistlichen Stande, dem er sich gewidmet hatte, getreu, wurde Bischof von Dunkeld, und stand in großem Ansehen. Als das Studium der alten Classiker wieder erwachte, war Dieser Prålat auf der großbritannischen Insel einer der ersten, die durch ihr Beispiel zeigten, wie vieles ein neuerer Dichter von den Alten lernen fónne. Aber auch er hing doch noch zu fest an dem künstlichen Allegorienwesen, das den Als ten, die er studirte, völlig fremd ist; und vermüths lich erblickte er, nach der Vorstellungsart, die das mals die gewöhnliche war, auch in den Göttern des griechischen Olymps nichts weiter, als allegoris

I feik aboute this warld unftable,
To find a fentence convenable;
Bot I can not, in all my witt,
Sa trew a sentence find of it,
As to fay it is diffavable.

For, yiftirday, I did declair
How that the fafoun faft and fair
Come in als frefche as pacok feddir:
This day it ftangis lyk ane eddir;
Concluding all in my contrair.

Yiftirday fair fprang the flouris;
This day thai ar all ftane with fhouris:
And fouls, in foreft that fang cleir,

Now walkis with ane drerie cheir;

Full cauld ar bayth their beds and bouris,
So next to fymmer wynter bein:

Next eftir confort cairis kein.

Nixt eftir midnycht the mirthful morow:
Nixt joy ay cummis eftir forow :

So is this warld, and ay hes bein.

sche

sche Personen. Er starb zu London im Jahre 1521). Sein berühmtestes Werk ist seine schots tische Uebersehung der Aeneide. Nach seiner eigenen Versicherung ist er mit dieser Arbeit in achtzehn Monaten fertig geworden, wozu ihn der Wunsch, den wahren Virgil bekannter zu machen, mehr, als eine besondere Neigung zum Ueberseto zen, angetrieben zu haben scheint; denn es schmerzte ihn, die Aeneide Virgils verwechselt zu sehen mit einer Arbeit des Buchdruckers Carton, der aus diesem classischen Gedichte des Alterthums einen Roman im Geschmacke seiner Zeit gemacht hatte. Douglas schmückte seine Uebersetzung mit poetis schen Prologen von seiner eigenen Erfindung aus. In diesen Prologen wetteifert er mit seinem Lehrer Virgil besonders in der Kunst der Beschreibung. Seine Manier hat, wie man erwarten kann, nur wenig von der virgilischen Eleganz. Sie ermüdet auch zuletzt durch das Uebermaß von Bildern und die Länge der Beschreibungen. Aber sie ist durchs drungen von dem kräftigen Naturgefühle, das die schottische Poesie vorzüglich vor der englischen dieses Zeitalters auszeichnet., Douglas bildete sich für seine poetischen Beschreibungen eine Prachtsprache, durch Die man auf Milton vorbereitet wird. Auch nahm er, um die Würde dieser Sprache zu erhöhen, wie Milton, mit vieler Gewandtheit lateinische Wörter auf, die er nationalisirte o). Daß er aber übrigens

noch

o) Vergl. Pinkerton's Lift of the Scotifh poets, wo auch weitere Nachweisung über die Lebensgeschichte und die Schriften dieses Dichters gegeben wird. Ausführlich handelt von ihm Irving in feinen Lives of the Scotifh poets.

P). Warton, T. II. p. 282., wo man eine lange

Stelle

J

noch ziemlich fest an dem Geschmacke seines Zeital ters hing und den Einflüssen der französischen Poesie folgte, sieht man besonders aus seinen alles gorischen Werken, dem König Herz (King Hart) und dem Pallast der Ehre (the Pallice of Honour) *). In dem König Herz, einer Nachahs mung des alten Romans von der Rose, wird der poetische Geist fast erstickt von der Menge der allegos rischen Personen, welche die Triebe, Leidenschaften und Gedanken vorstellen.

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Lindsay und andere schottische Dichter, die auf Dunbar und Douglas folgen, gehören schon der folgenden Periode an, in der das Studium der als ten classischen Litteratur immer merklicher auf die ros mantische Poesie der Schotten und Engländer wirkte.

Von Schottland aus verbreitete sich denn auch vorzüglich gegen das Ende des funfzehnten Jahrhun derts die wieder erwachende Liebe der englischen Mation zu Volksliedern und Balladen.

Ueber das Alter der englischen und schottischen Volkslieder und Balladen, von denen man nicht ges wiß weiß, daß sie neueren Ursprungs sind, läßt sich wenig

Stelle findet, die eine vortreffliche, nur zu üppige und gedehnte, Beschreibung des Maies aus den Prologen des Douglas enthält.

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q) Das Gedicht the Pallice of Honour ist mir nur dem Tis tel nach bekannt. Der King Hart (schottisch für Heart), in zwei Gefängen, steht abgedruckt in Pinkerton's Auss gabe der Ancient Scotifh poems, T. I.

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wenig Zuverlässiges sagen. Denn vor dem se ch zehnten Jahrhundert wurden nur sehr wenige, oder vielleicht gar keine, der ålteren Gedichte dieser Urt aufgeschrieben und gesammelt; und als man ans fing, sie aufzuschreiben und zu sammeln, nahm marr es mit den alten Worten so wenig genau, daß man fogar mit Fleiß Sprache und Styl modernisirte, und kein Bedenken trug, die alten Lieder überhaupt will. kürlich umzuformen, um sie dem veränderten Ges schmacke anzupassen. Es ist also nicht zu bezweifeln, daß viele dieser alten Gedichte, die, der Sprache nach, nicht vor dem sechzehnten Jahrhundert entstans den zu seyn scheinen, ursprünglich schon dem funfa zehnten angehören, und zum Theil vielleicht noch ålter find. Mehrere schottische Lieder, die gewiß nicht zu den neueren gehören, sind erst in den neues ften Zeiten aus dem Münde des Volks, das sie noch fingt, von Freunden dieser Poesie gesammelt und aufgeschrieben. Eben so wenig läßt sich bezweifeln, wenn man die Geschichte dieser alten Lieder und Bals Laden in England und Schottland bis zu ihrer Quels le verfolgt, daß man das Charakteristische, Durch das sie sich von der Volkspoesie anderer Nas tionen unterscheiden, in den schottischen Liedern reiner und unverfälschter finder, als in den · engli schen. Denn in Schottland war die germanische Empfindungsart nie so sehr durch die normännischs französische verändert, wie in England. Die Schots ten hatten überdieß von den åltesten Zeiten her eine Nationalmusik. Sie fangen ihre Lieder nach Nationalmelodien, deren musikalischer Charakter auf Das genaueste mit dem Charakter der schottischen Volkspoesie übereinstimmt. Die Engländer scheinen von jeher weniger sanglustig gewesen zu seyn. Von

der

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der schottischen Grenze her famen die meisten Mins strels, die in England umher zogen. Daraus erklärt sich auch, warum die Menge der schottischen Lieder und Balladen, die man in unsern Tagen zu sammeln sich bemüht hat, bei weitem größer ist, als die Ans zahl ähnlicher alten Gedichte, die in englischer Spras che vorhanden sind. Un die Sammlungen der alten schottischen Gedichte muß also der Litterator, der Diesen merkwürdigen Theil der romantischen Litteratur näher kennen lernen will, sich zuerst wenden ').

Eines

x) Hier ist wohl der schicklichßte Ort, über diese Sammluns gen, die in Deutschland noch nicht, ihrem Werthe nach, Bekannt genug zu seyn scheinen, einige Notizen mitzus theilen. Ehe noch der Bischof Perch durch seine trefflis chen Reliques of ancient English poetry die Aufmerks samkeit der Litteratoren und des Publicums auf diese vernachlässigten Denkmäler der Poesie der Vorzeit hinlenkte, wurden in Schottland Liedersammlungen vers anstaltet, die nur den Fehler haben, daß sie Altes und Neues durch einander enthalten und das Alte modernisirt liefern. Eine solche Sammlung ist Das Immergrün. (the Ever-green), Schottische und englische Lieder durch einander finden sich in den Sammlungen Die Lers dhe (the Lark; Lond. 1740 in 8.), und Orpheus (Lond. 1749, in 3 Octavbånden); auch in Ramsay's Tea-table-Collection. Schottische Lieder und Balla• den von vorzüglichem Werthe, aber nicht mit dem nos thigen kritischen Fleiße bearbeitet, find gesammelt' unter dem Titel Select Scotifh Ballads, Lond. 1781, in zwet Octavbänden. Der erste Band enthält tragische, der zweite komische (aber auch andere) Stücke. Retcher ist die Sammlung Ancient and modern Scottish Songs, heroic Ballads, &c. Edinburgh, 1776, in 2 Octavbånden und drei Abtheilungen. Viele zum ersten Male gedrucks te, andere zuerst mit kritischer Genauigkeit bearbeitete und von Erläuterungen begleitete alts schottische Lieder und Balladen findet man in der vortrefflichen Nachlese: Minstrelfy of the Scottish border; Kelfo (in Schott

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